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Hamas hackt Handys israelischer Soldaten

Eine attraktive junge Frau schreibt einen israelischen Soldaten an und bittet ihn, eine Dating-App herunterzuladen. Was das Opfer nicht weiß: Dahinter steckt eine Spionagemethode der Hamas. Das israelische Militär bekommt Wind davon – und wird zum Herzensbrecher.
„Und plötzlich merkte ich: Es ist kein Mädchen – es ist die Hamas" (Imagebild der israelischen Armee)

TEL AVIV (inn) – Die Hamas hat mit gefälschten Apps und Social-Media-Profilen versucht, israelische Soldaten auszuspionieren. Das gab das israelische Militär am Dienstag bekannt. Der Terror-Organisation ist es laut der Tageszeitung „Ha’aretz“ bereits gelungen, die Telefone mehrerer hundert Soldaten zu infiltrieren und so Zugang zu heiklen Militärinformationen zu erhalten.

Bei den von der Hamas programmierten Apps handelt es sich um zwei Dating-Plattformen sowie eine App zur Fußball-Weltmeisterschaft namens „Golden Cup“. Letztere funktioniert auch tatsächlich, zeigt etwa aktuelle Spielstände in Echtzeit an. „Es war eine wirklich gute App“, sagte ein israelischer Militäroffizieller. Im Unterschied zu früheren Cyber-Attacken waren die Apps stets im echten „Google Play Store“ zu finden.

Sobald die Soldaten eine der Apps installierten, erhielt die Hamas Zugriff auf deren Bilder, Telefonnummern und Email-Adressen. Sogar auf die Kameras und Mikrofone der Handys konnte sie zugreifen. So gelang es ihr vereinzelt, israelische Militärbasen zu filmen.

Hamas-Agenten geben sich als junge Frauen aus

Um die Soldaten dazu zu bringen, die Apps zu installieren, arbeitete die Hamas mit gefälschten Social-Media-Profilen – bei männlichen Soldaten oft von vermeintlich attraktiven jungen Frauen. Die Bilder und persönlichen Daten hatte die Terror-Organisation zuvor von echten Profilen gestohlen. Die Hamas-Leute schrieben die Soldaten an und versuchten zunächst, ihr Vertrauen zu gewinnen. Oft verlagerten sie das Gespräch zunächst auf Mitteilungsdienst WhatsApp. In einem günstigen Moment baten sie sie dann, die Apps herunterzuladen.

Um echt zu wirken, hatten die gefälschten Profile vermeintlich authentische Inhalte und waren mit israelischen Telefonnummern verknüpft. Die Chats fanden auf alltäglichem Hebräisch statt. Um ihre teilweise mangelnden Sprachkenntnisse zu überspielen, behaupteten die Hamas-Kämpfer häufig, erst kürzlich nach Israel eingewandert zu sein.

Soldat durchschaut „Lina Kramer“

Nach Angaben des Militärs war die Sache im Januar aufgeflogen, als ein Soldat misstrauisch geworden war, nachdem ihn eine Frau mit dem angeblichen Namen „Lina Kramer“ auf Facebook angeschrieben hatte. Das Gespräch habe zuerst harmlos angemutet; der Soldat habe jedoch Verdacht geschöpft, als ihn „Lina“ aufgefordert habe, sich die Dating-App „GlanceLove“ herunterzuladen. Er habe sich daraufhin an den Verantwortlichen seiner Einheit für Informationssicherheit gewandt.

Daraufhin habe die Armee eine Gegenspionage-Aktion mit dem ironischen Codenamen „Broken Heart“ (gebrochenes Herz) gestartet. So sei sie auf eine ganze Cyber-Terrorzelle der Hamas gestoßen.

Hamas hoch entwickelt in Sachen Cyberkrieg

Die Hamas hat in den vergangenen Jahren öfters Cyberattacken auf die israelische Armee unternommen. Dieses Mal entstand nach Angaben der Armee kein bleibender Schaden. Doch der Umstieg auf vermeintlich authentische Apps sei ein Zeichen, dass die Terror-Organisation ihre Taktiken stetig verbessere, berichtete „Ha’aretz“ unter Berufung auf Quellen in der Cybersicherheitsindustrie. Einige Industrievertreter nennen die Hamas demnach die am weitesten entwickelte nichtstaatliche Organisation auf dem Gebiet.

Doch das israelische Militär unternimmt Gegenschritte. So habe es unter anderem die Richtlinien zur Cybersicherheit für Soldaten verbessert. Auch teste die Armee die Aufmerksamkeit ihrer Soldaten. Wie die „New York Times“ berichtet, wendet das Militär dabei die gleiche Taktik wie die Hamas an. Sobald der Soldat auf das gefälschte Profil hereinfällt und den Link zum Download der fraglichen App anklickt, erscheint eine Nachricht von der israelischen Armee: „Dieses Mal waren wir es. Nächstes Mal wird es jemand anderes sein“.

Von: rmj

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