In dem Gespräch ging es unter anderem um den aktuellen Briefwechsel zwischen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas. Der israelische Premier habe die neu gebildete Einheitsregierung in seinem Land in einem Schreiben als "einzigartige Chance für Fortschritte" bezeichnet. Hadas-Handelsman erklärte dazu: "Mit 28 von 94 Abgeordneten ist Kadima die größte Fraktion in der Regierung." Netanjahu sei nun flexibler. "Und Kadima hat eine bestimmte Haltung. Es ist gut möglich, dass mit ihr Fortschritte im Friedensprozess möglich sind. Zumindest sind die Chancen jetzt besser als zuvor."
Der Botschafter betonte: Israel sei immer bereit, mit den Palästinensern über Frieden zu reden. "Selbst wenn man uns misstraut, soll man unseren Friedenswillen doch einfach auf die Probe stellen."
Die deutsch-israelischen Beziehungen bezeichnete der Diplomat als "so eng wie wohl nie zuvor". Deutschland könne dabei helfen, die Palästinenser davon zu überzeugen, wieder mit Israel zu verhandeln.
Im Blick auf den Atomstreit mit dem Iran bekräftigte Hadas-Handelsman die israelischen Forderungen für eine Lösung: "Der Iran soll die Anlage in Fordo zerlegen, die Anreicherung auf 20 Prozent stoppen und andere Anreicherung begrenzen auf das, was sie für zivile Anlagen brauchen."
Anti-israelischer Wahlkampf in Ägypten
Thema des Interviews war auch der ägyptische Präsidentschaftswahlkampf, bei dem immer wieder der Frieden mit Israel in Frage gestellt wird. Dies sei zu Beginn des Wahlkampfes nicht der Fall gewesen, so Hadas-Handelsman. Er fügte hinzu: "Manche Leute waren sehr stolz darauf, dass in den arabischen Ländern eine Revolution möglich war, die nicht antiwestlich, antichristlich, antijüdisch, antiamerikanisch, antibritisch, anti-israelisch war. Danach hat sich die Lage geändert. Tatsächlich ist es sehr einfach, etwas zu zerstören, aber viel schwerer, etwas anderes an seiner Stelle aufzubauen. Und wenn man dann in Probleme gerät, dann gibt es eben Leute, die sagen: Das geschieht nicht wegen uns, sondern wegen der Israelis."
"Berlin ist eine schöne Stadt"
In dem Interview ging es auch um Berlin als Wahlheimat für Israelis. Schätzungen der israelischen Botschaft zufolge leben in der Bundeshauptstadt zwischen 10.000 und 15.000 Israelis. "Die Welt" geht in dem Gespräch von rund 18.000 aus. Laut dem Botschafter ist die Attraktivität der "ehemaligen Reichshauptstadt" ein Spiegelbild der deutsch-israelischen Beziehungen. "Europa ist der größte israelische Handelspartner, in Europa ist es Deutschland. Es gibt sehr viele wirtschaftliche Kooperationen. Dazu kommt die Forschung. Alle israelischen Universitäten haben hier Partner. Im Schnitt bekomme ich jede Woche eine Einladung für eine Zeremonie oder um einen Wissenschaftspreis zu verleihen oder etwas ähnliches. Für mich ist das überraschend. Dann ist da auch der Kunstbetrieb." Berlin sei eine "echte Hauptstadt", die viele Künstler anziehe. "Und es ist eine schöne Stadt, die viel jüdische Geschichte birgt. Es ist also kein Wunder, dass es so viele Israelis in Berlin gibt."
Das gesamte Interview gibt es im Internet unter www.welt.de.