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„Ha´aretz“: Rückhalt für Krieg nimmt ab

JERUSALEM (inn) – Einen Monat dauert der Krieg Israels gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon nun an. Immer noch steht eine Mehrheit der israelischen Bürger hinter der Offensive – doch die Unterstützung nimmt ab.

Wenn der Krieg heute zu Ende wäre, würden nur 20 Prozent der Israelis sagen, dass Israel den Krieg gewonnen habe. Dies ergab eine Umfrage der Tageszeitung „Ha´aretz“. Dabei wurden am Mittwoch 570 Israelis befragt. 30 Prozent sagten, Israel sei dann als Verlierer zu bezeichnen. Dass keine von beiden Seiten gewonnen hätte, sagten 44 Prozent.

39 Prozent stützten die Entscheidung des Kabinetts vom Mittwoch, die Bodenoffensive im Libanon auszuweiten. 26 Prozent sind für einen fortgeführten Kampf in der bisherigen Form;
28 Prozent verlangten hingegen einen sofortigen Waffenstillstand. Ähnliche Umfragen zu Beginn des Krieges hatten noch eine Unterstützung der Offensive von 75 Prozent gezeigt. Den größten Einbruch erlitt die Position der Regierung offenbar in der vergangenen Woche, so „Ha´aretz“.

Bei der Abstimmung in Olmerts Kabinett am Mittwoch enthielten sich zwei der zwölf Minister ihrer Stimme. Schimon Peres und Ofer Pines-Pas waren der Meinung, Israel sollte sich wieder auf diplomatische Kanäle besinnen.

53 Prozent waren der Meinung, dass der Krieg eine bessere Wendung hätte nehmen können, wenn die Verantwortlichen aus dem Sicherheitsbereich kämen. Weder Premier Ehud Olmert noch Verteidigungsminister Amir Peretz haben eine militärische Laufbahn hinter sich. Großen Zuspruch findet weiterhin Außenministerin Zipi Livni: 61 Prozent finden es gut, wie sie ihr Amt ausführt, lediglich 23 Prozent waren unzufrieden.

Etwa 600 Demonstranten nahmen am Donnerstag an der Anti-Kriegs-Kundgebung in Tel Aviv teil. Seit einem Monat demonstrieren zudem jeden Freitag Friedensaktivisten gegen den Kampf der Regierung gegen die Hisbollah-Miliz.

Am Donnerstag erhoben mehrere israelische Intellektuelle und Politiker öffentlich Kritik gegen die Regierung in Jerusalem für ihre Entscheidung, die Offensive auszuweiten und noch mehr Soldaten in den Libanon zu entsenden.

Drei der bekanntesten Autoren Israels, Amos Oz, David Grossman und A.B. Yehoshua, riefen Premierminister Olmert dazu auf, mehr auf diplomatischem Wege zu versuchen als auf militärischem Wege. „Wir stehen am Scheideweg zwischen einem grünen Licht für weitere militärische Operationen und dem Erkunden politischer Lösungen“, sagte Yehoshua.

„Israel handelte richtig, als es mit Militär auf die gewaltsame Provokation der Hisbollah reagierte“, sagte Oz. Er nannte die Hisbollah einen Arm des radikalen Islam, der die Zerstörung Israels feiern würde. Doch das Angebot des libanesischen Premiers Fuad Saniora vergangene Woche sei „nicht nur ein Wendepunkt“ gewesen, sondern „ein Sieg für Israels grundlegende Forderungen“. Israel hätte Saniora sagen sollen, dass sein Plan eine gute Grundlage für Verhandlungen sei und seine Offensive beenden sollen, ist Oz überzeugt. Der libanesische Premierminister hatte vor einigen Tagen angeboten, libanesische Soldaten an der Grenze aufzustellen. Olmert nannte den Plan „interessant“, lehnte einen Waffenstillstand jedoch ab.

Der Schriftsteller David Grossman befürchtet, dass weitergehende Kämpfe die libanesische Regierung schwächen könnten, und dann könnte die Hisbollah bestimmende Kraft im Land werden.

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