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„Gründung des Staates Israel erfüllt uns mit Freude“

Schon in jungen Jahren besuchte Bernhard Vogel den jüdischen Staat. Immer wieder setzte sich der nun verstorbene CDU-Politiker für Israel ein – und erhielt dort eine Ehrendoktorwürde.
Von Elisabeth Hausen

Der am Sonntag mit 92 Jahren verstorbene CDU-Politiker Bernhard Vogel war nicht nur in zwei verschiedenen Bundesländern Ministerpräsident – in Rheinland-Pfalz (1976–1988) und in Thüringen (1992–2003). Er hatte auch eine enge Beziehung zu Israel.

Am 1. Juni 2018 sprach er bei einem Festakt in der Magdeburger Staatskanzlei zum 70-jährigen Bestehen des jüdischen Staates. Da lag sein erster Besuch in Israel schon fast 60 Jahre zurück. Dieser habe den Politikwissenschaftler veranlasst, als Lehrbeauftragter der Universität Heidelberg ein Seminar über das Regierungssystem Israels anzubieten. An die Lehrveranstaltung schloss sich „eine der ersten Begegnungen deutscher und israelischer Studenten in Jerusalem“ an, sagte Vogel in seiner Festrede.

Deutsch-israelische Freundschaft „gleicht einem Wunder“

„Dass Deutschland und Frankreich, die vermeintlichen Erzfeinde, Freunde geworden sind, ist großartig, dass Deutschland und Israel Freunde geworden sind, gleicht einem Wunder“, fügte der Politiker hinzu.

„Weil dieses Wunder nicht selbstverständlich ist und nicht zu einer Selbstverständlichkeit werden darf, sollte man auf das, was geschehen ist, zurückblicken. Denn in der Tat: Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß nicht, wo er sich befindet und weiß nicht, wohin er gehen soll!“ Die Gründung des Staates Israel „erfüllt uns nach 70 Jahren mit Freude und Dankbarkeit“.

Zu Recht habe sich der Deutsche Bundestag aus Anlass der Staatsgründung Israels „nach einer kontroversen, von der Auseinandersetzung mit dem aktuellen Antisemitismus beherrschten Debatte mit den Stimmen aller Fraktionen – nur die Linke hat sich enthalten – zur Existenz des jüdischen Staates Israel bekannt“, sagte Vogel. „Es wäre unerträglich, wenn erneut jüdisches Leben in Europa ohne Angst nicht möglich wäre. Wachsamkeit ist geboten – Wachsamkeit, nicht Ängstlichkeit, denn Ängstlichkeit ist ein schlechter Ratgeber. Entschiedenheit ist geboten.“

Impulsvortrag auf Jerusalemer Fachkonferenz

Bernhard Vogel war auch Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Nach seiner Amtszeit sprach er 2016 auf der Fachkonferenz „20 Jahre deutsch-israelische Wissenschaftskooperation“ in Jerusalem.

„Noch nie zuvor waren die Beziehungen so intensiv, so ausgreifend und umfangreich und noch nie zuvor waren sie zugleich so angespannt wie heute“, konstatierte er. Als mögliche Antwort auf diese Entfremdung nannte Vogel die auseinanderdriftende politische Wahrnehmung, insbesondere mit Blick auf die Nahostregion. Das habe er vor allem im Jahr 2011 beobachtet: Während die europäischen Staaten den „Arabischen Frühling“ überschwänglich begrüßten, habe Israel schon damals vor einer zunehmenden Instabilität der Region gewarnt. Es „zeigte sich, zum Verdruss Europas, den Entwicklungen eher skeptisch gegenüber“, merkte die KAS zu dem Impulsvortrag an.

Der CDU-Politiker engagierte sich zudem als Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) und als Vorsitzender der deutschen Sektion der Jerusalem-Stiftung. Mit deren Gründer Teddy Kollek verband ihn ebenso eine enge Freundschaft wie mit Schimon Peres, der unter anderem Staatspräsident war, und mit dem früheren israelischen Botschafter in Deutschland, Avi Primor.

In der Jerusalemer Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem schrieb er ins Gästebuch: „Wir wollen nicht vergessen, aber wir wollen gemeinsam eine bessere Zukunft gestalten“. Der jetzige KAS-Vorsitzende Norbert Lammert würdigte den Verstorbenen: „Bernhard Vogel hat in Rheinland-Pfalz wie in Thüringen durch klare Orientierung und Respekt vor dem politischen Gegner ein Beispiel für demokratische Streitkultur gegeben und einen nachhaltigen Beitrag zum Zusammenwachsen unseres wiedervereinigten Landes geleistet.“

Israelische Ehrendoktorwürde

Bereits 2009 erhielt Vogel die Ehrendoktorwürde der Ben-Gurion-Universität des Negev in Be’er Scheva. Die Ernennungsurkunde würdigte ihn als unermüdlichen Staatsmann, der seine „unerschöpflichen Talente und Energien in den Dienst der Öffentlichkeit stellte“. Als treuer Freund Israels habe Vogel das Zusammenleben und die Chancengleichheit aller Bürger im Land mit gefördert.

Staatspräsident Peres warb damals bei einem Treffen mit Vogel um Verständnis in Europa dafür, dass Israel „alles tut, um mit Entschlossenheit die ständige Bedrohung der Sicherheit der Israelis durch die Hamas aus dem Gazastreifen abzuwehren“. Ende 2008 hatte die israelische Armee die erste Militäroperation gegen die Terrorinfrastruktur in der Küstenenklave gestartet. Er forderte zudem verstärkt regionale Initiativen zur Konfliktbewältigung im Nahen Osten und sprach sich für die Einbeziehung der arabischen Nachbarstaaten in eine Lösung aus.

Bruder war bei der SPD – und ebenfalls Israelfreund

In seiner Familie war Bernhard Vogel mit dem Israel-Engagement nicht allein: Auch sein 2020 verstorbener Bruder Hans-Jochen Vogel setzte sich für den jüdischen Staat ein. Als Oberbürgermeister holte er die Olympischen Spiele 1972 nach München. Obwohl er während der Sportveranstaltung nicht mehr im Amt war, betrachtete der SPD-Politiker es als seine Pflicht, die Särge der von palästinensischen Terroristen ermordeten Israelis auf dem Flug nach Tel Aviv zu begleiten.

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8 Antworten

  1. Ja, Rheinland Pfälzer haben den Verstorbenen sehr gemocht. Selbst als er in Thüringen arbeitete, war er immer wieder hier. Er war ein Freund Israels, was er stets offen kund tat.
    Mein Beileid zur Familie. Shalom

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    1. Endlich kann ich Ihnen mal als Pfälzer zu hundert Prozent zustimmen. Auch wenn er nicht der Partei angehörte, die meine Zustimmung fand, so gehört er in die Reihe guter Politker, genau wie sein Bruder, der in einer anderen Partei, war, der ich näher stand, zu den Poltikern, die viel zu Versöhnung und Verständigung nicht nur in den deutsch-israelischen Beziehungen beigetragen haben, sondern auch innerhalb unseres Landes und international.
      Ich verneige mich vor einem erfüllten Leben.

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  2. „Es wäre unerträglich, wenn erneut jüdisches Leben in Europa ohne Angst nicht möglich wäre.“ Das ist in der Tat fast nicht zu ertragen und deshalb stehen wir, wo immer wir können, für Israel ein. 🇮🇱🙏🎗

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  3. Die Politiker, die mit ethisch-moralischer Überzeugung ihrem Auftrag nachkommen, sterben leider aus.
    Ich sage nicht, dass Christen per se die besseren Menschen sind, aber in ihrem Bemühen um die Gefolgschaft Jesu steht bei denen, die ihren Glauben ernst nehmen, vielleicht doch mehr im Vordergrund als nur die persönlichen monetären oder machtpolitischen Interessen.
    Trump nennt sich Christ und liefert damit ein gutes Beispiel für Scheinheiligkeit. Und für Putin gilt das Gleiche. Es bleibt zu hoffen, dass sich in Gegenwart und Zukunft mehr Politiker und Menschen in staatlicher Verantwortung, die sich Christen nennen, die Gebote des christlichen Glaubens in der Ausübung ihres Amtes beherzigen.

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  4. Danke für diesen einfühlsamen und interessanten Nachruf, der den Aspekt der Beziehung Vogels zu Israel hervorhebt.

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  5. Danke für das Erinnern an einen wahren Israelfreund, der jetzt heimgegangen ist.
    Ein deutscher Politiker, den man achten kann. Solche Israelfreunde scheint es weltweit immer weniger zu geben. Und auch in der jüngeren Generation in Deutschland fehlen sie. 🙏

    Danke auch nochmal für die Erinnerung daran, wie die Linke damals abgestimmt hat. Auch das wichtig.

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  6. Danke für den Bericht ! Erneut erfahre ich, welch engagierte Politiker es in der Nachkriegsgeschichte doch gab. Bernhard Vogel – und auch sein Bruder Hans-Joachim Vogel, sind für mich große Vorbilder, wir werden beide vermissen, heute gibt es Scholz und Baerbock- mit Israel haben diese nichts im Sinn.
    Im heutigen Deutschland gibt es unter den Politikern nur noch wenige mit Herzblut, wobei ich hoffe, dass Friedrich Merz mit der GROKO die Zeichen der Zeit erkannt hat. Es ist eine grausame Zeit, in der wir leben. Hans-Joachim Vogel war einer der großen Sozialdemokratie, die es nicht mehr gibt, und von Bernhard Vogel habe ich hier mehr erfahren.
    Vielleicht können sich die heutigen Politiker/innen mal ein Beispiel nehmen an ihnen…!

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