JERUSALEM (inn) – Bauarbeiter haben eine griechische Inschrift mit dem Namen des byzantinischen Kaisers Justinian I. nahe dem Damaskustor in Jerusalem gefunden. Sie befindet sich auf einem Mosaikboden in einem Raum, der vermutlich als Pilgerherberge diente.
Die Archäologin Leah Di Segni von der Hebräischen Universität entschlüsselte die Inschrift: „In der Zeit unseres frömmsten Kaisers Flavius Justinian gründete dieses ganze Gebäude auch Konstantin, der göttlichste Priester und Abt, gebaut und errichtet in der 14. Indikation.“ Di Segni erklärt dazu: „‚Indikation‘ ist eine alte Methode, die Jahre für die Besteuerung zu zählen. Basierend auf historischen Quellen kann das Mosaik auf das Jahr 550/551 nach Christus datiert werden.“
Bedeutender Kaiser
Kaiser Flavius Justinian war einer der bedeutendsten Herrscher der byzantinischen Zeit und eine der buntesten und charismatischsten Persönlichkeiten der Antike. Unter seiner Führung wurden Teile des weströmischen Reiches wieder dem römischen Kaisertum unterworfen. Seine Bekehrung zum Christentum war im Jahr 543 abgeschlossen.
Der genannte Abt Konstantin hat die größte Kirche Jerusalems im Süden der Stadt errichtet, die sogenannte Nea. Sie wurde teilweise um 1970 im heutigen Jüdischen Viertel freigelegt.
Traum für Archäologen
Das Mosaik wurde beim Verlegen von Kommunikationskabeln gefunden. David Gellman, Leiter der Ausgrabung im Auftrag der Israelischen Altertumsbehörde, sagte: „Dass die Inschrift überlebt hat, ist ein archäologisches Wunder. Die Ausgrabungen in einem relativ kleinen Gebiet wurden durch Infrastrukturarbeiten schwer beschädigt. Jeder Archäologe träumt davon, eine Inschrift zu finden, besonders eine so gut erhaltene und fast intakte.“
Gellman sagte weiter: „Das Damaskustor diente hunderte Jahre lang als der wichtigste Eingang Jerusalems im Norden. In der byzantinischen Zeit, mit der Verbreitung des Christentums, wurden in dem Gebiet Kirchen, Kloster und Herbergen für Pilger gebaut.“ Wegen der umfassenden Bautätigkeit seit über 1.500 Jahren sei das Überleben einer intakten und kaum beschädigten Mosaik-Inschrift ein „reines Wunder“.
Von: Ulrich W. Sahm