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„Gorillas in Gefahr“

Letzte „Insel der Vernunft“ nennt Schai Doron, Direktor des Biblischen Zoos in Jerusalem, seinen Tierpark, weil es einer der letzten Orte sein soll, an dem sich „wirklich alle Gesellschaftsschichten Israels einfinden“: Säkulare und Orthodoxe, Ultraorthodoxe, aber auch nichtjüdische Israelis, bis hin zu streng muslimischen Arabern, das gesamte jüdische Spektrum der israelischen Gesellschaft. Dieser Tage führte Doron Vertreter der tschechischen Hauptstadt Prag ins Besucherzentrum des Tiergartens, das in Form der „Arche Noah“ gebaut ist.
Schai Doron, Direktor des Biblischen Zoos in Jerusalem

„Sie dürfen auch eintreten, wenn Sie nicht paarweise erscheinen!“, lädt der Zoodirektor schmunzelnd die Delegation und den tschechischen Botschafter Tomáš Pojar in die Ausstellung „Gorillas in Gefahr“ ein. Die Zoos in Prag und Jerusalem setzen sich gemeinsam für die riesigen Menschenaffen ein, die in ihrem natürlichen Umfeld in Zentralafrika vom Aussterben bedroht sind.
Im Jahr 2004 ist das erste Gorilla-Baby, Moja, in Prag auf die Welt gekommen. Einer der tschechischen Gorillazuchterfolge musste in den Stuttgarter Zoo Wilhelma überführt werden, um mit Hilfe eines Brutkastens aufgezogen zu werden. Die internationale Zusammenarbeit von Zoos sei von entscheidender Bedeutung, wenn es um die Rettung bedrohter Arten geht, betont Doron. Den Tschechen gelang es, durch Fernsehsendungen und ein Märchenbuch die Liebe zu den Gorillas zu erwecken. Zudem bemühen sich tschechische Naturschützer in Zentralafrika, wo das Fleisch von Gorillas zur traditionellen Speise der Bevölkerung zählt, durch Bücher und Mahlbücher Kindern die Bedeutung der Erhaltung von bedrohten Tierarten nahezubringen. Die wichtigste Aufgabe eines Tierparkes ist die Bildung, so Schai Doron, „und dazu soll die tschechische Ausstellung im Jerusalemer Zoo beitragen“.
In einer kurzen Rede bringt der Jerusalemer Zoodirektor seine Bewunderung für den Einsatz des Prager Zoos während der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2002 zum Ausdruck. Innerhalb von wenigen Stunden mussten Tausend Tiere evakuiert werden. Die Bilder vom Elefanten Kadira, der von den Fluten weggetragen wurde, waren um die Welt gegangen.

In Jerusalem gibt es keine Gorillas. Dafür setzt man sich in Zusammenarbeit mit Wildgehegen im Negev und auf dem Karmelgebirge für die Auswilderung von Tieren ein, die einst im „Heiligen Land“ heimisch waren. So wurde im Wald von Jerusalem persisches Damwild ausgesetzt, das im Zoo erfolgreich gezüchtet worden war. Nach Israel kamen die ersten Tiere auf sehr dramatische Weise, nämlich mit dem letzten Flugzeug, mit dem 1979 zu Beginn der islamischen Revolution die letzten israelischen Diplomaten und Mossad-Agenten von Teheran nach Tel Aviv ausgeflogen wurden. Ein weiteres erfolgreiches Auswilderungsprojekt des Biblischen Zoos in Jerusalem sind die Onyx-Antilopen. Diese Tiere waren in der Gegend völlig ausgestorben und breiten sich mittlerweile wieder fröhlich auf beiden Seiten der Arava-Wüste nach Israel und Jordanien hinein aus.

Die Giraffen im Prager Zoo mussten im vergangenen Winter bei Temperaturen von bis zu Minus 20 Grad Celsius tagelang im Stall verbringen. Im Unterschied dazu können die Jerusalemer Giraffen das ganze Jahr über im Freien bleiben und 300 Sonnentage im Jahr genießen. Heute ist kaum vorstellbar, dass früher einmal auch Giraffen im Gelobten Land unterwegs waren. Mitarbeiter des Biblischen Zoos vermuten, dass sich hinter der hebräischen Bezeichnung „Semer“ möglicherweise eine Giraffe verbirgt. Das Tier wird in 5. Mose 14,5 unter den koscheren Tieren erwähnt, deren Verzehr erlaubt ist, weil sie gespaltene Hufe haben und wiederkäuen. „Allerdings ist es nicht nett, sich im Zoo über den Verzehr von Tieren zu unterhalten“, mahnt der Direktor.
Jerusalems Biblischer Zoo ist jung. Er wurde erst im Jahr 1993 eröffnet. Mittlerweile ist er mit jährlich 750.000 Besuchern aber zur Touristenattraktion Nummer Eins unter den Einrichtungen geworden, bei denen man Eintritt bezahlen muss. Die Eintrittskarten sind nicht billig, zumal es für diesen Tierpark keinerlei staatliche Subventionen gibt. Abgesehen von den Einnahmen durch Eintrittsgelder finanziert sich der Biblische Zoo ausschließlich aus privaten Spendengeldern. Besonders attraktiv ist eine relativ günstige Jahreskarte mit unbegrenzter Besuchszeit. Kinderreiche Familien bezahlen ab drei Kindern alle denselben Gesamtbetrag, so dass sich auch Familien mit sieben, zehn oder elf Kindern die Jahreskarte leisten können.
Leider konnten weder der Direktor des Prager Zoos, Miroslav Bobek, noch der Bürgermeister der tschechischen Hauptstadt anwesend sein. Der stellvertretende Bürgermeister Prags, Václav Novotný, lud die Mitarbeiter des Biblischen Zoos Jerusalem für das nächste Jahr nach Prag ein. Spannend bleibt, welche weiteren gemeinsamen Projekte sich aus der tschechisch-israelischen Kooperation noch ergeben werden. Francoise Cafri, in der Jerusalemer Stadtverwaltung für Außenbeziehungen zuständig, lobte die warmen Beziehungen zwischen den beiden Hauptstädten.
Der Besuch der tschechischen Delegation im Jerusalemer Tierpark und die Eröffnung der Ausstellung „Gorillas in Gefahr“ war eine Veranstaltung im Rahmen der „Prager Tage“, zu denen Israel und die Tschechische Republik einladen. In Jerusalem, Aschdod, Tel Aviv und Bat Jam werden in diesem Zusammenhang Theatervorführungen, Konzerte, Tanzveranstaltungen und kulinarische Shows geboten. Zu den Sponsoren der „Prager Tage“ gehören neben der tschechischen Botschaft und dem tschechischen Zentrum Tel Aviv die Fluggesellschaft Czech Airlines, die Autofirma Škoda, die Brauerei Staropramen, das historische Militärinstitut Prag und die J. Fragners Galerie.

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