CAPE CANAVERAL / JEHUD (inn) – Pünktlich um 2:45 Uhr ist die israelische Raumsonde „BeReschit“ in der Nacht von Donnerstag auf Freitag zu ihrer Mondmission gestartet. Abgeschossen wurde sie vom Raketenstartgelände der amerikanischen Luftwaffe in Cape Canaveral. Aus der Kommandozentrale der israelischen Luftfahrtindustrie (IAI) in Jehud, 20 Kilometer östlich von Tel Aviv, beobachten sie die Forscher.
Wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet, hatten sich dort 500 Mitarbeiter und Angehörige in der Cafeteria der IAI versammelt. Darunter war auch der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu mit seiner Frau Sara. „Ein großer Schritt für Israel und die israelische Technologie“, stellte Netanjahu fest. Nach dem Jubel zum Start füllte sich der Raum mit Schweigen, als die Menschen beobachteten, wie die Rakete eine geschätzte Höhe von 69.000 Kilometern erreichte.
Sieben Wochen unterwegs
Um 3:25 Uhr löste sich die Raumsonde von der Falcon-9-Rakete und testete erfolgreich ihre vier Landebeine. Für sieben Wochen ist nun die Sonde unterwegs, deren überwiegend privat finanzierte Produktion umgerechnet 88 Millionen Euro gekostet hat. Neben den Firmen SpaceIL und der IAI spendeten vor allem Milliardäre wie der Südafrikaner Morris Kahn oder der kanadische Grundstückmogul Sylvan Adams das Budget. Die israelische Regierung gab letztlich 1,76 Millionen Euro hinzu.
Wenn die unbemannte Raumsonde am 11. April nach einem erfolgreichen Flug auf dem Mond landet, ist Israel erst das vierte Land, dem das geglückt ist. Die Sonde ist nach dem ersten Buch Mose, der Genesis, benannt. „BeReschit“ heißt übersetzt „Am Anfang“. Unter anderem bringt die Sonde auch eine digitale Ausgabe der hebräischen Bibel auf den Mond. Mit einem Gewicht von nur 160 Kilogramm ohne Treibstoff wird die Raumsonde das kleinste und günstigste Raumfahrzeug sein, das jemals dort gelandet ist. Israel würde damit Russland, den USA und China folgen, das im Jahr 2013 ihr unbemanntes Raumfahrzeug auf den Mond brachte.
Weltweiter Vorbildcharakter
„Wir hatten einen erfolgreichen Start, sind in einen guten Orbit eingetreten. Die Abtrennung hat funktioniert und die Kommunikation ist gut“, sagt der Geschäftsführer der Weltraumabteilung von IAI, Ofer Doron. Er sieht den Vorbildcharakter des Projekts für die Welt. „Europa und die USA schauen auf unser Projekt und ändern ihre Strategie. Anstatt für alles verantwortlich zu sein, schauen sie jetzt auch nach kommerziellen Optionen.“
„BeReschit“, so ist der Plan, soll die Erde sechs bis sieben Mal in immer größer werdenden Ellipsen umkreisen, bevor die Sonde am 4. April in die Umlaufbahn des Mondes eintritt. Dann sollen sie immer kleiner werdende Umkreisungen an das Ziel heranbringen. Als Landeort ist das „Meer der Stille“, eine so genannte Ebene auf dem Mond, angepeilt. Wenn alles klappt, müsste die Landung ungefähr am 11. April um 19 Uhr passieren. Eine Stunde Verspätung ist einkalkuliert. Nachdem dann die Raumsonde die israelische Flagge gehisst hat, wird sie die Magnetfelder des Mondes messen und die Daten an das Weizmann-Institut in Rehovot schicken. Ein Rückflug ist nicht eingeplant.
Die Israelis arbeiteten beim Abschuss der Sonde mit dem amerikanischen Raumfahrtunternehmen SpaceX zusammen, welche den Raketenstart privatwirtschaftlich ermöglichte. Die Firma gehört dem Tesla-Gründer Elon Musk. Die Falcon-9-Rakete wurde gleichzeitig dafür verwendet, um einen Kommunikations-Satelliten und Ausrüstung für die amerikanische Luftwaffe ins All zu bringen. So konnten die Kosten verhältnismäßig klein gehalten werden.
Von: mm