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Israelis entwickeln intelligenten Debattiercomputer

Ein Team des amerikanischen Computerriesen IBM entwickelt einen intelligenten Debattiercomputer. Der „Project Debater“ gewinnt bei einem Pressetermin in San Francisco eine Podiumsdiskussion gegen einen Menschen. Nicht nur sein Gegner, auch der Computer selbst ist Israeli.
Der „Project Debater" und Dan Zafrir, einer seiner menschlichen Kontrahenten

SAN FRANCISCO / HAIFA (inn) – Die amerikanische Computerfirma IBM ist bekannt für Maschinen, die Menschen intellektuell die Stirn bieten könnten. 1996 schlug ihr Schachcomputer „Deep Blue“ den ehemaligen Weltmeister Garri Kasparow; 2011 gewann die künstliche Intelligenz „Watson“ eine Runde der beliebten amerikanischen Quizshow „Jeopardy“. Nun folgt mit dem „Project Debater“ der dritte Streich – und der erste, der hauptsächlich in Israel erdacht wurde.

Denn: Die sechsjährige Entwicklung des Debattiercomputers stand unter Federführung von IBM-Forschungslabors in Haifa. Dort leitet Aja Soffer die Abteilung Künstliche Intelligenz (KI). Nun hat ihr Team den „Project Debater“ am Montag bei einer Pressevorführung in San Francisco vorgestellt – und ihn Debatten gegen Menschen führen lassen.

„Project Debater“ argumentiert israelischen Profi aus

Der Computer bekam es mit den israelischen Profi-Debattierern Noa Ovadia und Dan Safrir zu tun. Die Streitgespräche wurden vom Publikum bewertet. Ovadia schlug ihren künstlichen Konkurrenten bei einer Debatte über staatlich bezuschusste Raumfahrt zwar noch, doch Safrir unterlag beim Streitgespräch über Telemedizin. Der „Project Debater“ bekam zwar in beiden Debatten schlechtere Noten bei Aussprache und Rhetorik, war aber in Debatte zwei insgesamt überzeugender.

Zweck des Computers sei es jedoch nicht in erster Linie, möglichst überzeugend zu debattieren. „Wenn eine KI nützlich sein soll, muss sie in der Lage sein, mit Menschen zu kommunizieren“, sagte Soffer.

Das Debattieren selbst sei daher nichts weiter als ein ideales Testgelände für die Kommunikationsfähigkeit, schreibt auch Arvind Krishna, Leiter der Forschung bei IBM, auf der Website des Konzerns. Es gehe vor allem um drei Funktionen: Der Computer solle sinnvoll und faktenbasiert sprechen lernen, ein Hörverständnis entwickeln, das Argumente aus menschlicher Rede filtern kann, und komplexe Argumente nachvollziehen. „Project Debater bringt uns einen großen Schritt näher an eine der größten Grenzen der KI: Die Sprache zu meistern“, schrieb Krishna.

Der Standort in Haifa ist das größte Forschungszentrum von IBM außerhalb der USA. Er wurde bereits 1972 als kleines Wissenschaftszentrum gegründet und ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Die Schwerpunkte liegen neben dem Flaggschiff KI unter anderem auf Daten-Clouds, Bild- und Videoanalyse sowie auf medizinischer Informatik und dem Gesundheitssektor.

Dem Computer fehlt es an Empathie

„Wir wollten zeigen, dass es eine wertvolle Diskussion zwischen Mensch und Maschine geben kann“, sagte Noam Slonim von IBM Haifa bei der Veranstaltung. Das gelang, befand das Publikum.

Doch auch Schwächen sind beim „Project Debater“ noch erkennbar. Er konstruiert zwar eigene Argumente und greift die seiner Kontrahenten auf – und nimmt sie zum Teil sogar vorweg –, zitiert aber manchmal etwa unpassende Quellen. Außerdem fehle es ihm an Taktgefühl und Empathie, urteilen die Forscher. Bei der öffentlichen Debatte etwa sagte der Computer – der mit einer ruhigen weiblichen Stimme spricht –, staatlich geförderte Raumfahrt sei wichtiger als gute Schulen oder das Gesundheitswesen.

Nicht nur optisch erinnert der schwarze Kasten also ein wenig an den soziopathischen „Hal“ aus dem Film „2001 – Odyssee im Weltraum“. So zitierte er während der Debatte auch dessen Erfinder, Arthur C. Clark: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Von: rmj

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