JERUSALEM (inn) – Ein israelischer Wissenschaftler hat auf den Qumran-Rollen vom Toten Meer neue Schriftzeichen entdeckt. Viele Teile der rund 2.000 Jahre alten Schriftrollen waren bislang schwer oder gar nicht zu lesen. Aber das änderte sich kürzlich, nachdem eine für die US-Weltraumbehörde NASA entwickelte Bildverarbeitungstechnologie eingesetzt wurde.
Viele Fragmente waren aufgrund ihrer geringen Größe und ihres schlechten Zustandes verpackt und gelagert worden. Mit der neuen Technologie wurden die zum Teil nur wenige Zentimeter großen Schriftstücke nun erneut untersucht, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet.
Ein unbekanntes Manuskript?
„Wir können anhand der Handschrift feststellen, dass dieses Fragment nicht von den beiden Schriftrollen kommt, die ursprünglich in der Höhle gefunden wurden“, erklärt der Schriftrollen-Forscher Oren Ableman. „Das Fragment enthält Briefe in der althebräischen Schrift, die als Paläo-Hebräisch bekannt ist … Dieses Fragment kann keinem der bekannten Manuskripte zugeschrieben werden. Dies wirft die Möglichkeit auf, dass es zu einem noch unbekannten Manuskript gehörte.“
Laut Ableman konnten die Wissenschafter unter dem Mikroskop nichts mit bloßem Auge erkennen. „Wir begannen, die Fragmente mit multispektraler Bildgebung zu untersuchen, was zeigte, dass einige der Fragmente aus verschiedenen bereits bekannten Schriftrollen stammten.“
Große Psalmenrolle ergänzt
Ein vorgelegtes Fragment wurde als Teil der großen Psalmenrolle identifiziert mit Psalm 147,1. „Das neue Fragment vervollständigt einen fehlenden Satz. Das Manuskript war etwas kürzer als der heute gebräuchliche hebräische Text.“
Journalisten wurde am Dienstag gezeigt, wie die multispektrale Bildgebung funktioniert. 28 Arten von Lichtaufnahmen werden verwendet, um die Elemente in den Schriftrollen hervorzuzaubern. Jeder Lichtblitz – von grün über blau, rot und orange – enthüllt Buchstaben und Wörter, die auf „dunklen“ und älteren Schriftrollen nicht lesbar wären.
Die Schriftrollen vom Toten Meer gehören zu den wichtigsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts. Viele der Bibeltexte wurden digitalisiert und sind in einer Bibliothek im Internet zu sehen.
Von: Ulrich W. Sahm