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Archäologen stoßen auf „sensationelle“ Tunnelfunde

Israelische Archäologen haben in der Jerusalemer Altstadt die Überreste eines fast 2.000 Jahre alten Theaters aus der Römerzeit entdeckt. Auch ein Abschnitt der Klagemauer mit sehr gut erhaltenen Steinblöcken wurde freigelegt.
Journalisten aus aller Welt waren zur Präsentation der Tunnelfunde eingeladen (Bild: die Überreste des Theaters)

JERUSALEM (inn) – Die israelische Altertumsbehörde hatte Journalisten aller „Weltmedien“ eingeladen und für den vergangenen Montag die Präsentation „sensationeller“ Funde in den 3.000 Jahre alten Tunneln entlang der Klagemauer angekündigt. Alle wichtigen Archäologen und Experten stünden für Interviews bereit.

Nach einem längeren Gang durch unterirdische Verliese über Holzplanken und Metalltreppen, steht der Besucher vor einem frisch vom Schutt befreiten 17 Meter langen Teilstück der „Westmauer“, mit den unter Herodes fein säuberlich ausgeschnittenen und gesetzten Bausteinen. Jeder von ihnen ist mehrere Tonnen schwer. Dutzende Meter dieser beeindruckenden und mächtigen Mauer sind längst freigelegt, als Fortsetzung der allseits bekannten „Klagemauer“.

„Eine nationale Pflicht“

Eine fromme junge jüdische Archäologin in langem blauen Rock, das Haupthaar züchtig mit einem gelben Kopftuch kunstvoll bedeckt, erzählt in eine Kamera hinein: „Es ist unsere nationale Pflicht, jene Stellen freizulegen, die seit Jahrtausenden dem jüdischen Volk heilig sind.“

Sowie sie mit dem Interview für den rechtsgerichteten israelischen Sender „Arutz Scheva“ fertig ist, wage ich zu widersprechen. Denn die Mauer war seit der römischen Zeit 1.700 Jahre lang verschüttet und unzugänglich. Die „Klagemauer“ als Heilige Stätte ist erst vor 150 Jahren „entdeckt“ worden. Mangels Zugang zum ehemaligen Tempel, heute steht dort der Felsendom, hatten die Juden an der südlichen Umfassungsmauer oder auf dem Ölberg mit Blick auf den Tempelplatz gebetet. Die nationalistische Archäologin stimmt lächelnd zu.

Hinter ihr posiert gerade für die Fotografen der Rabbiner der Klagemauer, Schmuel Rabinowitch, vor dem alten Gemäuer. Vor einigen Wochen hatte er den amerikanischen Präsidenten Donald Trump an der Klagemauer empfangen. Die Bilder davon gingen um die Welt.

Ein anderer Archäologe springt auf eine halbrunde Steinfassung. Hier die eigentliche „Sensation“: ein unfertiges römisches Kleintheater, auch „Odeon“ genannt, das nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 von den Römern im Schatten des „Wilson-Bogens“ gebaut, aber nie fertig gestellt worden ist. Da, wo eigentlich die Sitze sein sollten, liegen noch die von den Römern herabgeworfenen Trümmer des früheren steinernen Geländers der oberen Umfassungsmauer: zu erkennen an der feinen Rundung zwischen unförmigen herausgebrochenen Steinblöcken.

Eine „wissenschaftliche“ Sensation

Der „Wilson-Bogen“, vor etwa 150 Jahren von Briten entdeckt, ist heute ein riesiges Gewölbe. Ursprünglich war es der einzige erhaltene Zugang von der Stadt zum Tempel. Heute ist das 2.000 Jahre alte Gewölbe mit Häusern überbaut.

Das Theater sei eine echte „wissenschaftliche“ Sensation. Dank alter Schriften, darunter solcher des jüdisch-römischen Historikers Josephus Flavius, habe man immer gewusst, dass es in Jerusalem ein römisches „Theater“ gegeben habe. Aber erst jetzt habe man es physisch gefunden.

Doch der Archäologe schränkt ein: Das „Theater“ sei vielleicht doch nur ein Versammlungsort für den Stadtrat von „Aelia Capitolina“ gewesen, wie Kaiser Hadrian die Stadt Jerusalem umbenannt hatte.

Schon früher bedeutende Funde

In den Tunneln entlang der von König Herodes ursprünglich errichteten westlichen Umfassungsmauer wurden schon außerordentlich aufregende Funde gemacht. Zum Beispiel ein goldenes Glöcklein, wie es der Hohepriester am unteren Saum seines Gewandes trug, wie es uns die alten Schriften berichten. Als zu Beginn unserer Zeitrechnung ein Priester auf der Straße unterhalb des Tempels entlangging, hatte sich ein solches Glöckchen gelockert und war in die Kanalisation gerollt. 2.000 Jahre später fanden es die Archäologen im uralten Abwasserrohr. Für Gläubige war wieder ein Vers bestätigt: „Und die Bibel hat doch recht“.

Von: Ulrich W. Sahm

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