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Römische Bautätigkeit besiegelte Israels Schicksal

Hat die römische Entweihung Jerusalems die Bar Kochba-Revolte im Jahr 132 ausgelöst? Oder hat der jüdische Aufstand die Römer provoziert, auf den Trümmern des Tempels Jupiter zu verehren und das Schicksal jüdischer Präsenz im Heiligen Land zu besiegeln? Die alte wissenschaftliche Diskussion um Henne und Ei wurde durch neue Münzfunde in Jerusalem erneut kontrovers entfacht.
Münzfunde im Ost-Cardo haben die Diskussion um den Bar Kochba-Aufstand neu angefacht.

Die historische Frage hat Auswirkungen bis heute. Denn nachdem der Aufstand niedergeschlagen und die meisten Juden endgültig vertrieben waren, hat der römische Kaiser Hadrian die Provinz Judäa in Palästina und Jerusalem in Aelia Capitolina umbenannt. Mitten durch das im Jahr 70 weitgehend zerstörte Jerusalem wurden zwei breite Säulenstraßen gezogen. Dieser „Cardo“ prägt bis heute den Stadtplan Jerusalems, wie schon auf einem Mosaik-Stadtplan aus dem 6. Jahrhundert zu sehen, der in Madaba in Jordanien gefunden worden ist.
Alte Historiker aus dem 2. und 4. Jahrhundert, Lucius Cassius Dio und Eusebius, vertraten schon gegensätzliche Meinungen. Laut Cassius Dio habe die Errichtung eines Jupitertempels den jüdischen Aufstand provoziert, während Eusebius meinte, dass der römische Tempelbau die „Strafe“ des römischen Imperiums für den Aufstand gewesen sei.

„Römische Bauarbeiten begannen schon vor dem Aufstand“

Ausgrabungen westlich des Vorplatzes zur Klagemauer könnten eine Antwort liefern. Schlomit Wexler-Bedolah von der israelischen Antikenbehörde behauptete gegenüber der Tageszeitung „Ha‘aretz“, dass die gewaltige römische Bautätigkeit schon Jahre vor Ausbruch der jüdischen Revolte begonnen habe. Es könne also durchaus sein, dass die Juden ansehen mussten, wie ihr Jerusalem in eine heidnische Stadt verwandelt wurde, und sie sich dagegen auflehnten.
Die genauere Datierung wurde jetzt dank Münzen möglich, die unter den Pflastersteinen des östlichen Cardo gefunden wurden, der zur heutigen Klagemauer führte. Weitere Münzen wurden in einer Abfallgrube neben einem antiken römischen Militärlager gefunden. Münzen gelten als zuverlässigste Datierungsmethode.

Jahrelange Bauarbeiten

Die Ausgrabungen ergaben, dass die Römer noch Häuser des ehemaligen vornehmen Priesterviertels abgetragen haben, um bis zum Urfelsen vorzudringen und ihre Prachtstraße anzulegen. Diese Ausschachtungsarbeiten müssen mehrere Jahre lang angedauert haben. Wexler-Bedolah meint deshalb, dass die Bauarbeiten schon im ersten Viertel des 2. Jahrhunderts begonnen hätten, also vor Ausbruch des Aufstandes. Weiter gelangte die Archäologin zur Schlussfolgerung, dass der Tempelberg auch nach der Zerstörung des von König Herodes errichteten Tempels im Jahr 70 ein wichtiges Zentrum geblieben war. Aus diesem Grund sei anzunehmen, dass die Römer dort ihren Zentraltempel zu Ehren von Jupiter Capitolinus errichtet hätten. Deshalb sei wohl die jüdische Revolte von den Römern provoziert worden und nicht umgekehrt.
Ein wichtiges Ereignis sei der Besuch des römischen Kaisers Hadrian im künftigen Palästina im Jahr 129/130 gewesen. Da Hadrian schon 117 an die Macht gekommen ist, vermutet Wexler-Bedolah, dass der Beschluss eines Neuaufbaus Jerusalems vorher gefallen sei und nicht erst mit dem Besuch des Kaisers.
Professor Joram Zafrir von der Hebräischen Universität, ebenfalls Experte für diese Periode, versuchte beide Ansätze zu kombinieren: Vielleicht glaubte Hadrian gar, von den Juden Dank für den Wiederaufbau ihrer Stadt zu ernten. Doch als sie die Errichtung einer hellenistischen Fassade mit Jupitertempeln erblickten, hätten Extremisten die Revolte entzündet. Die Namensänderung Jerusalems und der Provinz Judäa in Palästina sei dann Vergeltung für die Revolte gewesen.
Mit der Niederschlagung der Bar Kochba-Revolte begann endgültig das fast 2.000 Jahre andauernde Exil des jüdischen Volkes in der Diaspora.

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