JERUSALEM / BUENOS AIRES (inn) – Führende israelische Politikern unterstützen bei der Fußballweltmeisterschaft in Russland unterschiedliche Mannschaften. In der Opposition gegen den Iran herrscht allerdings Einigkeit. Auch Argentinien befindet sich bei vielen in der Schusslinie, nachdem es ein für den 9. Juni geplantes Testspiel in Israel abgesagt hatte.
So sagte etwa Justizministerin Ajelet Schaked (HaBeit HaJehudi) der Tageszeitung „Jerusalem Post“: „Jeder muss gegen den Iran sein. Ich war ursprünglich für Argentinien, aber weil sie abgesagt haben, unterstütze ich England. Wir lieben die britische Liga und vor allem Liverpool. Ihre Fans haben eine Seele.“
Verkehrsminister Israel Katz (Likud) hält zu Brasilien, „weil sie die beste Opposition zu Argentinien liefern“. Zudem bewundere er die Professionalität sowie aktuelle und frühere Stars der brasilianischen Mannschaft. Auch der stellvertretende Verteidigungsminister Eli Ben-Dahan (HaBeit HaJehudi) unterstützt Brasilien, allerdings schon seit seiner Kindheit, nicht aber wegen der Rivalität mit Argentinien. Er ergänzte: „Und natürlich bin ich gegen den Iran, weil sie Israel hassen“.
Oppositionspolitiker Jair Lapid (Jesch Atid) ist ebenfalls gegen den Iran und für Brasilien, dessen Mannschaft seit dem legendären Pele schön und kreativ spiele. Sein Parteigenosse Joel Rosbosow pflichtet ihm bei: „Solange Israel nicht bei der Weltmeisterschaft ist, werde ich Brasilien unterstützen, das den schönsten Fußball spielt.“ Israelis rät er, die attraktivsten und interessantesten Teams anzufeuern und gegen Teams zu sein, deren Länder Israels Existenz nicht anerkennen.
Ägypten, Belgien, Frankreich
Der Abgeordnete Mossy Ras (Meretz) wiederum wünscht Ägypten Erfolg bei der WM, weil das Land ein Friedensabkommen mit Israel hat. Seine Parteichefin Tamar Sandberg hält zu Belgien, das ähnlich wie ihre Meretz-Partei ein „energischer, hart arbeitender Underdog“ sei. Es werde die Überraschungsmannschaft des Turniers werden.
Merav Michaeli (Zionistische Union) hat gleich drei europäische Favoriten: „Die Niederlande aus historischen Gründen, wegen des früheren Starspielers Johan Cruyff, und England, weil die Premier League erstaunlich ist. Und Frankreich wegen liberté, égalité, fraternité, was im Trikolore-Team gut ausgedrückt ist.” Allerdings haben sich die Niederlande nicht für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Zudem sei sie „gegen niemanden, weil Sport schön und positiv ist“. Frankreich erhält auch Zustimmung von Ahmad Tibi (Vereinigte Liste). Der arabische Abgeordnete schätzt nach eigenen Worten die multikulturelle Mannschaft und die frühere Führung von Zinedine Zidane, der algerischer Abstammung ist.
Saudische Fans offen für Spiel gegen Israel
Auch der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Emmanuel Nahschon, bekannte sich zu seinen Favoriten: Ägypten und Saudi-Arabien. Und so fragte vor dem Eröffnungsspiel in Moskau zwischen Russland und Saudi-Arabien ein Korrespondent des israelischen Senders „Hadaschot TV“ saudische Schlachtenbummler, ob sie sich eine Begegnung ihrer Nationalmannschaft mit Israel vorstellen könnten. Die Stimmung diesbezüglich war positiv. Ein Fan, der in die grüne Landesflagge gehüllt war, entgegnete laut der Onlinezeitung „Times of Israel: „Warum nicht? Das ist Sport, es gibt keine Verbindung zur Politik.“ Ein anderer sagte, die Saudis „wünschen, dass die Beziehungen zwischen den beiden Ländern gut sind, und dass sie in Frieden und Sicherheit leben können, und dass wir Brüder sein können. Wir sind schließlich Nachbarn“.
Versöhnliche Töne schlug indes die israelische Botschaft in Buenos Aires an: Sie veröffentlichte ein Video, in dem sie mit ironischen Untertönen der argentinischen Mannschaft Erfolg bei der WM wünscht. Im Mittelpunkt steht Superstar Lionel Messi. So heißt es etwa in dem spanischen Kurzfilm: „Wir warten auf Dich, Lío.“ Mit Anspielung auf die Nationalfarben erscheint vor einem Bild der Jerusalemer Altstadt die Nachricht: „Bei dieser Weltmeisterschaft haben wir von der israelischen Botschaft in Argentinien keinen Zweifel, dass wir die Blau-Weißen ermutigen werden.“ Das Video endet mit den Worten: „Auf geht’s, Argentinien!“
In Jerusalem war am 9. Juni eigentlich ein Freundschaftsspiel zwischen Israel und Argentinien vorgesehen. Kulturministerin Miri Regev hatte dafür gesorgt, dass es von Haifa dorthin verlegt wird – allerdings ohne Rücksprache mit dem israelischen Verband. Der neue Spielort sorgte auf palästinensischer Seite für Proteste und Drohungen, so dass der Argentinische Fußballverband das Spiel schließlich absagte. Mittlerweile hat der Weltverband FIFA ein Disziplinarverfahren gegen den Palästinensischen Fußballverband eröffnet.
Von: eh