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WDR zieht trotz Islamismus-Vorwurf vorerst keine Konsequenzen

Die Journalistin Nemi El-Hassan soll ab Oktober das Wissenschaftsmagazin Quarks moderieren. Weil sie aber 2014 beim antisemitischen Al-Quds-Marsch mitlief und Islamismus verharmlost haben soll, steht sie nun in der Kritik. Der WDR sieht jedoch keinen sofortigen Handlungsbedarf.
Die Journalistin Nemi El-Hassan hat an einer antisemitischen Demonstration teilgenommen. Unklar ist, wie der WDR in dem Fall mit der zukünftigen „Quarks“-Moderatorin verfahren wird.

Am Montagmorgen hat ein Bericht der „Bild“-Zeitung eine Islamismus-Debatte ausgelöst. Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Ärztin und Journalistin Nemi El-Hassan. Die „Bild“-Zeitung wirft El-Hassan, die ab Oktober das WDR-Wissenschaftsmagazin „Quarks“ moderieren soll, die Relativierung islamistischer Gewalt und Israelhass vor.

Das Boulevard-Medium bezieht sich dabei unter anderem auf ein Video der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) aus dem Jahr 2015. Darin erklärt El-Hassan: „Dschihad heißt, menschlich zu sein und zu bleiben“. Ihr eigener Dschihad bedeute, „freundlich und geduldig zu sein“. Fachkundige, die Dschihad mit Islamismus in Verbindung bringen, bezeichnet sie in dem Video als selbsternannte „Islamexperten“, die „nur ihre eigene Unwissenheit verwalten“ und mit Vorurteile, die Gesellschaft spalten würden.

Zudem nahm El-Hassan 2014 am antisemitischen Al-Quds-Marsch in Berlin teil. Nach Informationen der Wochenzeitung „Die Zeit“ wurde dort unter anderem „Sieg Heil“ gerufen, der Holocaust verharmlost und zur „Vergasung“ von Juden aufgerufen.

WDR kündigt Gespräche an

Auf Nachfrage von Israelnetz erklärte der WDR, „jetzt“ von El-Hassan über ihre Teilnahme am Al-Quds-Marsch informiert worden zu sein. Aktuell befinde man sich im Austausch mit El-Hassan und könne vor Abschluss der Gespräche keine weiteren Fragen beantworten. Der WDR verwies zudem auf eine Stellungnahme auf den Sozialen Kanälen von El-Hassan. Darin distanziert sie sich von den antisemitischen Äußerungen des Al-Quds-Marsches. Von solchen Parolen und den Angriffen auf Juden habe sie erst im Nachhinein gehört. Auch habe sie sich erst im Nachgang mit den Hintergründen der Demo auseinandergesetzt. Deswegen sei es „ein Fehler“ gewesen, an der Demo teilzunehmen, resümiert die Journalistin.

Zum Video und dem Vorwurf der Relativierung von Islamismus äußert sich der WDR wie folgt: „Die Redaktion verfolgt die Diskussion auf Twitter zu dem aus dem Kontext gerissenen Ausschnitt des sechs Jahre alten Videos der Bundeszentrale für politische Bildung. In dem vollständigen Beitrag kann sie keine Relativierung erkennen.“

Große Empörung

Auf Twitter löste derweil El-Hassan einen Sturm der Entrüstung aus. Die Präsidentin der Jüdischen Studierenden Union Deutschland, Anna Staroselski, bezeichnete das Vorgehen des WDR als „no go“. Der deutsch-israelische Psychologe Ahmad Mansour fragte, wie eine solche Person eine Wissensendung moderieren könne.

Die deutsch-jüdische Organisation WerteInitiative hat sich in einem offenen Brief an den WDR gewandt und eine transparente Aufarbeitung der Personalie El-Hassan gefordert. Die Tageszeitung „Die Welt“ veröffentlichte diese auf ihrer Website.

Der ehemalige Grünen-Politiker Volker Beck schrieb: „Wer den Al-Quds-Marsch unterstützt, unterstützt eine Veranstaltung des iranischen Regimes und befindet sich nicht innerhalb der freiheitlich demokratischen Grundordnung.“

Der Ausdruck „Al-Quds“ bedeutet „die Heilige“. Es ist die arabische Bezeichnung für die Stadt Jerusalem. Der Al-Quds-Tag wurde vom iranischen Revolutionsführer Ajatollah Chomeini 1979 ins Leben gerufen. Er findet im Iran jedes Jahr am letzten Freitag des muslimischen Fastenmonats Ramadan statt. Seit Jahren wird er auch in mehreren europäischen Städten begangen.

Von: Martin Schlorke

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