JERUSALEM (inn) – In der Nationalbibliothek in Jerusalem ist ein verschollener Brief des chinesischen Revolutionärs und Staatsmannes Sun Yat-sen aufgetaucht. In dem Schriftstück drückt er seine Bewunderung für den Zionismus aus. Dieser sei „eine der größten Errungenschaften unserer Zeit“. In dem Brief schreibt er außerdem, dass „alle Liebhaber der Demokratie nicht anders können, als die Bewegung zur Wiederherstellung Ihrer wunderbaren und historischen Nation von ganzem Herzen zu unterstützen und mit Begeisterung zu begrüßen“.
Der Brief ist auf den 24. April 1920 datiert und wurde an den Gründer der „Shanghai Zionist Association“, Nissim Elias Benjamin Esra, gesendet. Esra verantwortete die im damaligen China publizierte Zeitung „Israel Messenger“.
Sun Yat-sen gilt heute als Gründer des modernen China. Nach dem Sturz des Kaiserreichs diente er ab 1912 als erster provisorischer Präsident der Republik China. Sun Yat-sen und weitere Mitglieder der chinesischen Führung unterhielten gute Beziehungen zu lokalen und internationalen jüdischen Gemeinden. Die Israelische Nationalbibliothek bezeichnet sie gar als „herzlich“. Sein Leibwächter und leitender Berater, Morris Cohen, war ein in Polen geborener Jude und glühender Zionist.
Brief auch online verfügbar
Sun Yat-sens Frau Song Qingling wurde später, Jahre nach seinem Tod, Präsidentin der Volksrepublik. Während Sun Yat-sens Unterstützung für den Zionismus gut dokumentiert ist und auch der Brief bereits bekannt war, galt er doch als verschollen. Im Rahmen einer großen Überprüfung aller Archivsammlungen der Nationalbibliothek Israels tauchte er nun jedoch wieder auf. Auf der Internetseite der Nationalbibliothek kann der Brief online gelesen werden. Er ist auf Englisch verfasst.
Die Wissenschaftlerin Gao Bei bezeichnet die Wiederentdeckung des Originalbriefs als „aufregend“. Es handele sich dabei um eines der „bahnbrechendsten Dokumente, das die frühe Unterstützung der chinesischen nationalistischen Regierung für die zionistische Sache beleuchtet“.
Von: mas