Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Ticka sich ohne ihre Katze Pitsy im Kleiderschrank versteckt hätte. Dank Pitsy überlebt das jüdische Mädchen den Holocaust. Von da an ist die Fünfjährige auf sich allein gestellt. Ihre Eltern werden von den Nazis verschleppt. Ticka erfährt Hilfe von einem Priester, kommt in ein Klosterwaisenhaus und gelangt an Bord der „Exodus“. Nach einer dramatischen Irrfahrt und einem erzwungenen Lageraufenthalt hinter Stacheldraht in Hamburg kommt sie im Mai 1948 schließlich in Israel an.
Die Geschichte von Ticka ist die der Autorin Esther Shakine. Sie wurde 1932 im ungarischen Szeged geboren. In ihrem Buch „Exodus“ lässt sie den Leser an ihrem bewegenden Schicksal teilhaben. Das komplexe Thema greift Shakine in Form einer Graphic Novel auf und macht es dadurch neben Erwachsenen auch Kindern ab acht Jahren zugänglich.
Tiefgang in Kürze
Aus der Perspektive eines Kindes, das in Ich-Form erzählt, stellt die Autorin die Verbrechen der Nazis dar. In tagebuchartigen Einträgen sowie in Sprechblasen thematisiert sie in ihrer Geschichte Einsamkeit, Hunger und Angst, aber auch Menschlichkeit, Mut und Freundschaft. Die eindrücklichen Illustrationen sprechen für sich und erzählen ebenfalls einen Teil der Geschichte. Gerade bei schweren Szenen kommt Shakine mit wenigen Worten aus und lässt Bilder wirken. Dabei sind die Zeichnungen und Collagen bunt oder in schwarz-weiß gehalten. Letzteres auch, um Brutalität darzustellen, ohne sie wirklich zu zeigen. Das schwarze Papier, auf dem das Buch gedruckt ist, sorgt für eine ganz eigene Dramatik.
Shakine ist es gelungen, auf weniger als 50 Seiten ihrer bewegenden Geschichte in Comic-Form den gebotenen Tiefgang zu verleihen. Ihr Buch kann gerade jüngeren Lesern ein grausames Stück Zeitgeschichte auf berührende Art und Weise näherbringen.
Esther Shakine: „Exodus“, Klinkhardt & Biermann, 48 Seiten, 15 Euro, ISBN: 978-3-943616-72-9