TEHERAN (inn) – Diplomatische Beziehungen gibt es zwischen dem Iran und Israel nicht. Auf der Tagesordnung sind eher Drohungen oder gar militärische Aktionen. Aber das hindert iranische Filmkritiker nicht daran, Werke mit israelischer oder jüdischer Beteiligung gut zu finden. Bei einer Umfrage unter 42 Rezensenten zu den bedeutendsten Filmen des Jahres 2019 belegte „Synonyme“ vom israelischen Regisseur Nadav Lapid den 10. Platz – er wurde allerdings als französischer Film gelistet.
Als wichtigsten Beitrag des vergangenen Jahres werteten die Kritiker im iranischen Onlinemagazin „Cine Eye“ den Film „The Irishman“ von Martin Scorsese. Auf den 2. Rang schaffte es „Parasite“ vom Südkoreaner Bong Joon-ho. Platz 3 belegte „Once Upon a Time in Hollywood“ von Quentin Tarantino. Der Filmemacher ist mit der Israelin Daniella Pick verheiratet. Am Wochenende gewann er einen Golden Globe. Bei der Verleihung in Los Angeles dankte er „meiner Frau, die von Tel Aviv aus zusieht und mit meinem ersten Kind schwanger ist“. Tarantino fügte auf Hebräisch hinzu: „toda, gveret“ – „danke, Frau“.
Auf dem 4. Rang folgt „Marriage Story“ von Noah Baumbach, der einen jüdischen Vater hat. Die Schauspielerin mit jüdischen Wurzeln Scarlett Johansson übernahm darin die weibliche Hauptrolle. Sie warb bereits für die israelische Firma SodaStream. Im Jahr 2014 beendete sie ihre Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Oxfam wegen deren Israel-Boykott.
„Synonyme“-Regisseur: Iraner sehen meine Filme heimlich
Den 10. Platz teilen sich drei Filme: der Horrorfilm „The Lighthouse“ von Robert Eggers, Lapids Drama „Synonyme” and Lulu Wangs dramatische Komödie „The Farewell“. Lapid gewann 2019 bei der Berlinale den Goldenen Bären. Der Film gilt als französisch-deutsch-israelische Koproduktion und spielt in Paris. Der Produzent sowie Koautor Haim Lapid und Hauptdarsteller Tom Mercier sind Israelis. Letzterer singt im Film die israelische Nationalhymne und arbeitet in der Sicherheitsabteilung der Botschaft. Darauf weist die Tageszeitung „Jerusalem Post“ hin.
Produzent Nadav Lapid sagte der Zeitung „Ha’aretz“ angesichts der iranischen Lorbeeren: „Ich bin schon im Ausland auf libanesische, syrische, iranische Filmemacher gestoßen, die mir erzählten, dass sie meine Filme bei Untergrundvorführungen in privaten Kinos in ihren Ländern gesehen hatten. Das ist sehr aufregend, auch wenn klar ist, dass kein Film Gewalt verhindern wird und dass die Brutalität die Kraft des Kinos in einem einzigen Augenblick zum Schweigen bringt.“
Im November gewann der Film „Ashmina“ von dem Israeli Dekel Berenson einen Preis bei einem Kurzfilmfestival in der iranischen Hauptstadt Teheran. Er war als nepalesischer Film gelistet, da er in dem südasiatischen Land spielt.
Von: eh