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Direktor des Jüdischen Museums in Berlin tritt zurück

Nach vermehrter Kritik am Jüdischen Museum Berlin ist nun der Direktor, Peter Schäfer, zurückgetreten. Der Institution wurde vorgeworfen, Unterstützern eines Israelboykotts eine Plattform zu bieten. Der Zentralrat der Juden begrüßte die Entscheidung.
Peter Schäfer war seit September 2014 Direktor des Jüdischen Museums Berlin

BERLIN (inn) – Der Direktor der Stiftung Jüdisches Museum Berlin, Peter Schäfer, ist zurückgetreten. Er bot Kulturstaatsministerin Monika Grütters seinen Rücktritt an, „um weiteren Schaden vom Jüdischen Museum Berlin abzuwenden“, heißt es in einer Pressemitteilung vom Freitag. Grütters respektiere die Entscheidung und dankte Schäfer für seine Arbeit. „Alle Verantwortlichen müssen dazu beitragen, dass sich das Jüdische Museum Berlin wieder auf seine inhaltlich wichtige Arbeit konzentrieren kann“, ergänzte sie.

Der Zentralrat der Juden begrüßte unterdessen diese Entscheidung. „Es ist ein wichtiger Schritt, um weiteren Schaden von der Institution abzuwenden“, erklärte auf Twitter der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Das Museum sei derzeit in einer „wichtigen Phase der Neuaufstellung“. Schuster verwies auf die Neukonzeption der Dauerausstellung und den Bau einer Kinderausstellung. „Diese Projekte müssen nun zu einem guten Abschluss geführt werden.“

Das Museum war in den vergangenen Monaten mehrfach in die Kritik geraten. Zuletzt hatte es über sein Twitter-Konto einen „Taz“-Artikel als Leseempfehlung mit dem Hashtag #mustread (etwa: sollten Sie wirklich lesen) geteilt. In dem Beitrag ging es um eine Erklärung von 240 israelischen und jüdischen Wissenschaftlern, die sich gegen den Anti-BDS-Beschluss des Bundestags aussprachen. Die BDS-Bewegung fordert den Boykott Israels, etwa in der Wissenschaft oder Wirtschaft. Der Tweet des Jüdischen Museums zitiert aus dem Schreiben der Wissenschaftler: „Der Beschluss der Parlamentarier hilft im Kampf gegen den Antisemitismus nicht weiter“. Der Satz wird als Meinungsäußerung des Museums verstanden, weil keine Anführungszeichen verwendet wurden. Die Pressesprecherin sei danach laut „Süddeutscher Zeitung“ freigestellt worden.

Später erklärte das Museum seinen Tweet: „Mit dem Verweis auf den Artikel @tazgezwitscher hat sich @jmberlin in keiner Weise gegen den Bundestagsbeschluss positioniert, sondern auf einen Diskussionsbeitrag von 240 Wissenschaftlern hingewiesen.“

Besuch des iranischen Kulturrats war „Dummheit“

Im März hatte Direktor Schäfer den Kulturrat der Botschaft der Islamischen Republik Iran, Sejed Ali Moudschani, durch sein Museum geführt, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Bei dem Treffen habe der Direktor gesagt, man müsse die Gleichsetzung von Antizionismus und Antisemitismus „unter die Lupe nehmen“. Später erklärte Schäfer gegenüber „Spiegel Online“: „Es war eine Dummheit von mir, den [Kulturrat] zu empfangen.“

Sondersitzung des Stiftungsrats

Ein offiziell wirkendes Schreiben aus Israel forderte bereits im vergangenen Dezember die deutsche Bundesregierung auf, ihre finanziellen Zuwendungen für bestimmte Organisationen zu überdenken. Auch das Jüdische Museum in Berlin sah sich dabei Vorwürfen ausgesetzt. In dem Schreiben heißt es, die Ausstellung über Jerusalem gebe „größtenteils die muslimisch-palästinensische Sichtweise“ wieder. Ferner veranstalte das Museum regelmäßig Diskussionen mit prominenten BDS-Unterstützern. Zuvor hatte der israelische Journalist Eldad Beck die Einrichtung angeprangert, weil sie Referenten mit israelfeindlichen Ansichten zu Veranstaltungen einlade.

Martin Michaelis übernimmt vorübergehend die operative Leitung der Stiftung Foto: Yves Sucksdorff
Martin Michaelis übernimmt vorübergehend die operative Leitung der Stiftung

Die operative Leitung der Stiftung übernimmt nun der Geschäftsführende Direktor Martin Michaelis, bis ein Nachfolger gefunden ist. Für Donnerstag hat Grütters eine Sondersitzung des Stiftungsrats einberufen.

Von: mab

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