Seit fast 30 Jahren lebt Reuven Rubin in Tel Aviv. Er hat die Verwandlung von einer „schäbig anmutenden Stadt, die außer einigen Falafelbuden kulinarisch wenig vorzuweisen hatte“, in eine junge, dynamische Metropole miterlebt. Sein Fazit: „Schlecht essen zu gehen ist in dieser Stadt fast unmöglich.“ Israelis seien anspruchsvoll und bewerteten neue Restaurants kritisch, schreibt Rubin in seinem Vorwort zum Buch „Tel Aviv. Die Kultrezepte“. So überlebe von 17 neugegründeten Restaurants nur eines die ersten zwei Jahre.
Für sein Buch hat er zahlreiche traditionelle und moderne Rezepte gesammelt. Darunter sind Neuinterpretationen bekannter Gerichte wie Schawarma, aber auch Klassiker wie Falafel oder das Auberginenmus Baba Ganusch. So bunt und international wie Tel Aviv sind auch die Rezepte: Da gibt es „Polnischen Kartoffelsalat“ und „Chraime – Marokkanisches Fischragout“. Sowohl für Fleischliebhaber als auch für Vegetarier ist etwas dabei. Auch Rezepte für Drinks und Süßspeisen sind enthalten, wie der Rosencreme-Pudding mit Waldbeeren von Starkoch Tom Franz. Alle Rezepte sind gut zum Nachkochen erklärt, enthalten Zeitangaben und Tipps zum Anrichten. Fast alle Zutaten sind in Deutschland gut erhältlich. Wenn sie zu exotisch sind, wie der türkische Ziegenfrischkäse „Tulum Penyniri“, werden Alternativen angeboten.
Ein kulinarischer Streifzug quer durch die Stadt
Zusammen mit dem Fotografen Arnold Pöschl hat sich Rubin auf Streifzug durch die verschiedenen Viertel und Ecken Tel Avivs begeben: Vom Alten Norden, über den Rothschild Boulevard, Sarona – die ehemalige Kolonie der Templer, bis in den Süden. Kurze Erklärungen, teils mit geschichtlichen Hintergründen, und stimmungsvollen Fotos vermitteln einen Eindruck von den jeweiligen Stadtteilen. Dazu stellt der Autor 25 Restaurants, Bars und Cafés vor. Das Besondere: Verschiedene Protagonisten aus diesen Lokalen haben Rubin für das Kochbuch Rezepte aus ihrer Speisekarte verraten.
Das Buch ist auf jeden Fall eine Bereicherung vor allem für Liebhaber der mediterranen und orientalischen Küche. Regional eingrenzen lassen sich die Rezepte aber nicht. Wie Rubin schon in seinem Vorwort schreibt: „Die bunte Mischung von Einwohnern aus über 70 Nationen hat auch die Esskultur maßgeblich geprägt.“ Aber auch wer die kulinarische Szene Tel Avivs besser kennenlernen möchte und Tipps zum Ausgehen sucht, wird seine Freude an dem Werk haben. Die Fotos der Stadt, der Menschen und der Gerichte sind eine Freude für das Auge.
Reuven Rubin, Arnold Pöschl: Tel Aviv. Die Kultrezepte, Christian, 240 Seiten, 32,99 Euro, ISBN-13: 978-3-95961-254-8
Von: Dana Nowak