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„Bild.de“ zeigt Antisemitismus-Doku

Auf „Bild.de“ ist für 24 Stunden eine umstrittene Dokumentation über Antisemitismus zu sehen, die „Arte“ und WDR zurückhalten. Die Stimmen, die die Ausstrahlung durch die Sender fordern, hatten sich in den vergangenen Tagen gemehrt.
Die Dokumentation „Auserwählt und ausgegrenzt“ ist für kurze Zeit bei „Bild.de“ zu sehen

BERLIN (inn) – Die Nachrichtenseite „Bild.de“ hat die von WDR und „Arte“ unter Verschluss gehaltene Dokumentation über Antisemitismus in Europa für 24 Stunden online gestellt. Der Film „Auserwählt und ausgegrenzt: Der Hass auf Juden in Europa“ von Joachim Schroeder und Sophie Hafner ist seit Dienstag, 00.00 Uhr bis Mitternacht auf der Seite zu sehen.

Arte hatte den Film aus formalen Gründen abgelehnt. Er „entspricht nicht dem angemeldeten Programmvorschlag“, teilte Programmdirektor Alain Le Diberder mit. Demnach wollten die Programmverantwortlichen einen stärkeren Fokus auf Antisemitismus in Europa, etwa Schweden, Großbritannien oder Ungarn. Der Film behandelt Antisemitismus in Deutschland und Frankreich, und geht dem Phänomen zu einem erheblichen Teil im Nahen Osten nach. Der WDR gab bekannt, die Begründung von „Arte“ nachvollziehen zu können. Der Sender schließt nicht aus, den Film nach einer „journalistischen Prüfung“ zu zeigen.

FAZ: Sender sind feige

Verschiedene Medien haben die Ablehnung aus formalen Gründen als fadenscheinig beurteilt. „Der Verdacht liegt bitter nah, dass diese Dokumentation nicht gezeigt wird, weil sie politisch nicht genehm ist, weil sie ein antisemitisches Weltbild in weiten Teilen der Gesellschaft belegt, das erschütternd ist“, heißt es auf „Bild.de“. „Der Kampf gegen Antisemitismus ist in Deutschland ein überragendes Interesse.“

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ attestierte „Arte“ und WDR „Feigheit“. „Es ist die Feigheit davor, sich mit dem wachsenden Antisemitismus auseinanderzusetzen, der die Wurzeln der deutschen wie der französischen Gesellschaft berührt.“ Die Zeitung fordert die Ausstrahlung des Films. Es „wäre die zwingende Aufgabe des von uns allen finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der sich so gern als Demokratiegarant geriert (vor allem wenn es ums Geld geht), an dieser Stelle nicht zu kneifen.“

Die Zeitung „Die Welt“ führt an, dass der Antisemitismus im Nahen Osten in dem Film einen breiten Raum einnehme, dies habe jedoch „inhaltlich zwingende Gründe“. „Denn der Judenhass von heute, der sich etwa im Sommer 2014 bei Protestdemonstrationen in Deutschland gegen die israelischen Luftangriffe auf Stellungen der Hamas in Gaza in Parolen wie ,Hamas, Hamas, Juden ins Gas‘ auf schockierende Weise äußerte, stützt sich weitestgehend auf Propagandalügen über Israel.“

Unterdessen haben sich auch jüdische Vertreter in Deutschland zu Wort gemeldet. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, forderte die Ausstrahlung des Films. Ihm erschließe sich nicht, warum formale Gründe die Ausstrahlung einer so wichtigen Dokumentation verhindern, schrieb er in einem Brief an Alain Le Diberder.

Lob von Historikern

Für den Film haben sich auch namhafte Historiker ausgesprochen. „Das ist die mit Abstand beste und klügste und historisch tiefste, zugleich leider hochaktuelle und wahre Doku zu diesem Thema“, findet Michael Wolffsohn. Götz Aly weist den Vorwurf der Einseitigkeit, den „Arte“ ebenfalls erhoben hatte, zurück. „Der Film dokumentiert die korrupte, Hamas-gesteuerte ,Selbstverwaltung‘ von Uno-Hilfsgeldern in Gaza. Nun behauptet Arte-Programmdirektor Le Diberder, dem Film mangele es an ,Multiperspektivität‘. Das Gegenteil ist richtig“.

Den Film hatte „Arte“ im April 2015 nach einem Programmvorschlag des WDR genehmigt. Ende 2016 nahm die zuständige Redakteurin beim WDR, Sabine Rollberg, den Film ab. Laut „Welt“ ging er dann an die „Arte“-Zentrale in Straßburg. Dort habe es dann geheißen, der Film sei „einseitig pro-israelisch“ und gieße angesichts der Terrorismusgefahr in Frankreich „Öl ins Feuer“.

Von: df

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