JERUSALEM (inn) – Der juristische Streit begann 2009. Damals forderte Israel die Erbinnen von Max Brod auf, dessen literarischen Nachlass an die Nationalbibliothek zu übergeben. Dazu gehören auch teilweise unveröffentlichte Texte des jüdischen Schriftstellers Franz Kafka, der mit Brod befreundet war. Nun hat die noch lebende Erbin zum dritten Mal ihren Prozess verloren – bei der höchsten Instanz.
Wie die Tageszeitung „Ha‘aretz“ am Montag berichtete, fällte das Oberste Gericht das Urteil bereits im Juni. Demnach müssen die Schriften, die sich zum größten Teil in Banktresoren in Israel und der Schweiz befinden, an die israelische Nationalbibliothek übergeben werden. „Max Brod wollte nicht, dass sein Besitz zum höchstmöglichen Preis verkauft wird, sondern dass man dafür einen angemessenen Platz in einer literarischen und kulturellen Einrichtung findet“, zitiert die Onlinezeitung „Times of Israel“ aus dem Urteil.
Der in Prag lebende Schriftsteller Kafka hatte Brod die Schriften bei seinem Tod im Jahr 1924 überlassen. Er verfügte allerdings auch, dass die Dokumente verbrannt werden sollten. Sein Freund hielt sich jedoch nicht daran. Als er 1939 vor den Nazis aus der Tschechoslowakei ins damalige Mandatsgebiet Palästina floh, nahm er die Schriftstücke mit.
Der Schriftsteller Brod verstarb 1968 und hinterließ die Dokumente seiner Sekretärin Esther Hoffe. Im Testament hieß es, sie solle die Schriften „der Hebräischen Universität Jerusalem, der Stadtbibliothek in Tel Aviv oder einer anderen Organisation in Israel oder im Ausland“ überlassen. Doch Hoffe behielt den Nachlass, sie verkaufte sogar das Originalmanuskript des Romans „Der Prozess“ für rund 2 Millionen Dollar. Mit ihrem Tod vermachte sie die Dokumente 2007 an ihre Töchter Eva und Ruth.