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Grundstein für neue Nationalbibliothek gelegt

JERUSALEM (inn) – Im Beisein von hochrangigen Politikern und Sponsoren ist am Dienstagabend der Grundstein für das neue Gebäude der Israelischen Nationalbibliothek gelegt worden. Es liegt in unmittelbarer Nähe zur Knesset und zum Israel-Museum und soll nicht nur dem Bildungsauftrag dienen, sondern auch Raum für Begegnung bieten.
Das neue Gebäude der Nationalbibliothek fügt sich zwischen dem Israel-Museum und der Knesset gut in seine Umgebung ein
Wer befürchtet, dass Bücher, Zeitungen und Magazine künftig an Bedeutung verlören, wird durch den neuen Bibliotheksbau eines Besseren belehrt. Sponsoren wie die Rothschild-Stiftung, die New Yorker Familie Gottesman, die israelische Regierung und die Hebräische Universität haben für den Neubau 200 Millionen Dollar eingeplant. Wenn internationale Führungskräfte nach Israel kämen, besuchten sie die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem, um zu sehen, „was uns die Welt angetan hat. Doch künftig werden sie ebenso die Nationalbibliothek besuchen, um zu sehen, was wir der Welt zu geben haben“, so der Vorsitzende der Bibliothek, David Blumberg. Das neue Gebäude wurde vom Schweizer Architekturbüro „Herzog & de Meuron“ entwickelt, das unter anderem auch die Elbphilharmonie in Hamburg sowie die Münchener Allianz-Arena entworfen hat. Es wird etwa 45.000 Quadratmeter umfassen und rund 15 Meter über und 20 Meter unter der Erde gebaut. Weil niemand weiß, welche Anforderungen eine Bibliothek in 20 Jahren erfüllen muss, soll es ein flexibles Gebäude werden – es muss Raum für Print- und digitale Literatur bieten, ebenso für Parkplätze und kulturelle Veranstaltungen. Zudem muss es den klimatischen und Sicherheits-Standards entsprechen. Sechs Stockwerke werden der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Bedeutende internationale Dokumente

Gegründet wurde die Bibliothek 1892 von Josef Ghasanowitz. Mit Gründung der Hebräischen Universität zog die Bibliothek auf den Skopus-Berg um und 1960 auf das Universitätsgelände im Jerusalemer Stadtteil Givat Ram. Heute ist sie die weltweit führende Bibliothek für Jüdische Studien. Ihr Schwerpunkt liegt auf den Sammlungen Judaica, Geisteswissenschaften, Islam und Israel. So finden sich neben mittelalterlichen Bibelexemplaren auch ein Mischna-Kommentar des Universalgelehrten Maimonides sowie Koranexemplare aus Persien. Aus dem 20. Jahrhundert sind theologische Schriften des britischen Philosophen Isaac Newton zu nennen, die von der UNESCO als Weltdokumentenerbe anerkannt sind, sowie ein deutsch-hebräisches Vokabelheft des Weltliteraten Franz Kafka. Zur Grundsteinlegung stiftete Staatspräsident Reuven Rivlin der Bibliothek eine persische Handschrift mit Gedichten und liturgischen Texten des Kabbalisten Rabbi Israel Ben Mosche Nadschara. Ebenso spendete Premierminister Benjamin Netanjahu das Archiv seines Vaters zu den Juden in Spanien und den Conversos, die zwangsweise zum Katholizismus übergetreten waren, aber heimlich jüdische Bräuche weiterführten.

Eine Mischung aus physischer und digitaler Bibliothek

Der Verwaltungsdirektor der Nationalbibliothek, Oren Weinberg, machte deutlich, dass es in der Sammlung nicht nur um Wissensvermittlung gehe. „Die alte Nationalbibliothek wurde 1960 für Forscher konzipiert, doch längst geht unser Auftrag über die Forschung hinaus. Die Vermittlung von Bildung und Kultur ist wichtig. Wir wollen sammeln und bewahren.“ Weinberg erklärte: „Vielmehr geht es um Erbe und Kultur im Allgemeinen und besonders des jüdischen Volkes, Staates und des Landes Israel.“ Er freue sich auf das neue Gebäude, weil eine Mischung aus physischer und digitaler Bibliothek entstehen werde, die besser auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt sein werde. „Unsere Sammlungen sind Studienfelder und enthalten deshalb neben Büchern und Handschriften auch Notizen, Fotos, Land- und Postkarten. Wir wollen das Leben und die Gesellschaft dokumentieren.“ Das Archiv biete eine echte Alternative zum Internet, dessen Inhalte kaum archivierbar seien. „Wer bewahrt eigentlich das digitale Erbe? Vielleicht wird man in 20 oder 30 Jahren von unserer Zeit als von einer dunklen Epoche sprechen, weil wir nichts darüber wissen.“ Das neue Gebäude und der neue Standpunkt brächten in jeder Hinsicht eine Verbesserung mit sich: „Eine Nationalbibliothek ist für das Volk da. Es soll ein offener Raum, ein Raum der Begegnung sein. Bisher befindet sie sich auf dem Universitätsgelände und nicht jeder kommt so einfach hinein. Im neuen Gebäude soll tatsächlich jedem der Zugang gewährleistet sein. Auch die Straßenbahn soll in den 20er Jahren an das Gelände angebunden werden. Zwischen Museen und Knesset wird auch die Bibliothek ein Ort der Inspiration sein.“ Bisher zählt die Bibliothek etwa 150.000 Besucher pro Jahr. 500.000 Besucher sind für die Zukunft angestrebt. Auf die Frage, ob das Gebäude auch vor Raketenangriffen geschützt ist, lächelt Weinberg geheimnisvoll: „Wenn die neue Nationalbibliothek 2020 geöffnet wird, wird es hier längst Frieden geben.“ (mh)

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