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Amos Oz: Übersetzer immer mit Autoren ehren

BERLIN (inn) – Gemeinsame Ehrung: Der israelische Schriftsteller Amos Oz und seine Übersetzerin Mirjam Pressler haben den Internationalen Literaturpreis erhalten. Sie nahmen die Auszeichnung am Mittwochabend in Berlin entgegen.
Mirjam Pressler und Amos Oz ziehen an einem Strang.
In seinem neuesten Roman „Judas“ hat der israelische Schriftsteller Amos Oz neutestamentliche Themen verarbeitet. Seit März liegt das Werk in der deutschen Übersetzung von Mirjam Pressler vor, die bereits seit Jahren mit dem Israeli zusammenarbeitet. Nun haben sie erstmals gemeinsam eine Auszeichnung erhalten. Denn die Jury des Internationalen Literaturpreises 2015 hielt sowohl das Buch als auch die Übertragung ins Deutsche für preiswürdig. Bei der Preisverleihung im Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) sagte Oz, die Übersetzer müssten immer mit den Autoren geehrt werden. Er dankte Pressler, die er als tolle Pianistin für sein Geigenspiel bezeichnete, wie das HKW gegenüber Israelnetz mitteilte. Die Übersetzerin gab das Lob zurück: Wenn ein Buch schlecht sei, könne auch die Übersetzung keine gute Qualität haben.

„Frage nach jüdisch-christlichem Verhältnis neu gestellt“

Das Buch „Judas“ schildert eine Liebesgeschichte zwischen einem 25-Jährigen und einer 45-Jährigen. Oz orientiert sich hier an der neutestamentlichen Figur des Judas Ischariot, der Jesus verriet. In Teilen der christlichen Welt sei Judas Ischariot „nicht nur zum Archetypus des Verräters, sondern auch zum Archetypus des Juden“ geworden, sagte der Autor im November. In seinem Buch wolle er zeigen, dass „gerade der, den man einen Verräter nennt, der loyalste, liebevollste und treueste von allen ist“. In ihrer Begründung für die Entscheidung schreibt die Jury, Oz gelinge es meisterhaft, in seinem Roman die großen Fragen und Konflikte der Religions- und Zeitgeschichte im Nahen Osten zu erzählen. „Er verschränkt Antike und Gegenwart und stellt den Konflikt zwischen Judentum und Christentum der modernen jüdisch-palästinensischen Realität gegenüber.“ Der Autor reflektiere mittels seiner drei Roman-Figuren souverän sein politisch-historisches Wissen und schaffe dadurch ein unkonventionelles Stück Weltliteratur. Weiter heißt es: „Der Roman ‚Judas‘ stellt die Frage nach dem Verhältnis von Judentum und Christentum anhand der biblischen Judas-Figur neu. Er verknüpft die Problematik des Verrats mit den realpolitischen Geschehnissen in der Gründungsphase des Staates Israel und im andauernden Nahostkonflikt. Das Geheimnis des Buches ist die Darstellung der Stimmungen zwischen den Konfliktparteien, gespiegelt in den Gesprächen zwischen den drei Protagonisten.“

Pressler bereits in Leipzig geehrt

Die Übersetzerin würdigen die Juroren Link bisschen eher im Text anbringenmit den Worten: „Mirjam Pressler gelingt mit der deutschen Übersetzung eine feine Nuancierung des Atmosphärischen, das dieses kluge und mehrschichtig konstruierte Werk durchwirkt und trägt.“ Bereits auf der Leipziger Buchmesse im März hatte Pressler den Preis für die beste Übersetzung erhalten. Dort hatte die Jury hervorgehoben, dass bei ihr die Szenen „so leicht, so selbstverständlich“ klängen. Diese seien in Dialoge über die Figur des Jesus aus der Sicht der Juden und über die schwerwiegenden Entscheidungen bei der israelischen Staatsgründung lebendig eingebaut. „Diese Szenen sind in der Übersetzung wie der ganze Roman unter anderem deshalb so gelungen, weil hier nichts nach Übersetzung klingt. Keine Spur des Hebräischen – keine leicht zu übersetzende Sprache – hallt hier nach.“ Der Autor wiederum hatte im November bereits den Siegfried-Lenz-Preis für „Judas“ erhalten – bevor die deutsche Übersetzung erschien. Der Roman ist auf Hebräisch unter dem Titel „Das Evangelium nach Judas“ erschienen. (eh)

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