JERUSALEM (inn) – Jair Netanjahu, Sohn des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu, steht derzeit in der öffentlichen Kritik. Auf einer Audioaufnahme ist zu hören, wie er den Sohn eines israelischen Geschäftsmannes und Gasmanagers, Nir Maimon, dazu auffordert, ihm Geld für eine Prostituierte zu leihen. Sein Vater habe dessen Vater immerhin ein 20-Milliarden-Dollar-Gas-Abkommen verschafft, sagte Jair Netanjahu.
Der TV-Sender „Kanal 2“ hatte die Aufnahme am Montag veröffentlicht. Über 14.000 Euro zahlte der Sender dafür. Jairs Bodyguard hatte die Szene vor zweieinhalb Jahren mitgeschnitten, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet.
Jair Netanjahu führte sein Verhalten auf Alkoholeinfluss zurück. Er habe Unsinn über Frauen und andere Dinge gesagt, die besser nicht gesagt worden wären, äußerte er sich am Montag zu dem Vorfall. „Ich bereue die Bemerkungen und entschuldige mich bei jedem, der dadurch verletzt wurde. Die Dinge, die ich zu Maimon sagte, waren ein blöder Witz und wir haben nur Spaß gemacht, wie jeder sehen kann. Ich habe mich nie für das Erdgasabkommen interessiert und kannte keinerlei Details.“ Benjamin Netanjahu bekräftigte, dass Jair in keiner Weise in das Gasabkommen verwickelt sei.
Jair als „attraktives Ziel“
Der Regierungschef forderte infolge der Veröffentlichung einen besseren Schutz der Privatsphäre. Mit der Veröffentlichung sei aus einer Sicherheitsperspektive eine rote Linie überschritten worden. Justizministerin Ajelet Schaked und Tourismusminister Jariv Levin wollen künftig ein Gesetz erarbeiten, das derartige Aufnahmen unter Strafe stellt.
Die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ kam zu der Einschätzung, dass die Dinge, die Jair sagte, genau das repräsentierten, wer er sei: Ein 26-jähriger junger Mann, der keine Arbeit habe und auf Staatskosten lebe. Ähnlich kritisch äußerten sich weitere Medien. Die linksgerichtete „Ha’aretz“ sagt voraus, dass der Vorfall Netanjahu Wählerstimmen kosten könne, da viele Likud-Anhänger wertkonservativ seien. Die regierungsnahe Zeitung „Israel Hayom“ kritisierte hingegen die Sensationslust der Medien: Jair Netanjahu sei schon lange ein „attraktives Ziel“, die aktuelle Berichterstattung ein „geplanter medialer Terroranschlag“.
Von: jea