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Israelische Organisation „Save a Child’s Heart“ besteht seit 25 Jahren

Eine israelische Organisation hat sich der Rettung herzkranker Kinder verschrieben. Ihre Mitarbeiter operieren auch kleine Patienten aus Ländern, die keine Beziehung zu Israel haben. In diesem Jahr feiert sie ihr 25-jähriges Bestehen.
Drei kleine Patienten: (v.l.) Hannah aus Myanmar, Abdul aus Sansibar und Abigail von den Fidschi-Inseln

„Ihr gabt mir Hoffnung, ihr habt mein Kind gerettet und mich dazu.“ Mit diesen Worten dankte die Mutter des herzkranken Hussan aus Usbekistan dem israelischen Team von Save A Child’s Heart (SACH). Seit genau 25 Jahren schenken israelische Kardiologen und Krankenschwestern Lebenszeit, Hoffnung und Freude – weltweit. Der englische Name bedeutet: „Rettet das Herz eines Kindes.“

Seit der Gründung durch Ami Cohen ist die Organisation zum weltgrößten Programm geworden, das herzkranke Kinder kostenlos behandelt. Cohen, in den USA geboren und in den 1990er Jahren nach Israel eingewandert, hatte die Grundhaltung: If we can – we should (Wenn wir können, sollten wir auch). 1996 wurde mit der Operation zweier äthiopischer Kinder, die man nach Israel geflogen hatte, das Programm SACH geboren. Als Cohen fünf Jahre später am Kilimandscharo tragischerweise starb, waren seine Kollegen nach eigenen Angaben am Boden zerstört. „Aber uns wurde klar: Wir können doch diese Organisation nicht zugrundegehen lassen. Wir schworen, Amis Erbe fortzuführen.“ So wird die Ärzteschaft auf der Internetseite zitiert.

Kostenlose Sprechstunde für palästinensische Kinder

Dass das Erbe mehr als bewahrt wird, lässt sich an zwei Zahlen ablesen: Bis heute konnten fast 6.000 Kinder aus 62 Ländern behandelt werden, darunter aus Afghanistan, der Ukraine, Vietnam, Sansibar oder Jordanien. Die Hälfte der Kinder kommt jedoch aus den palästinensischen Gebieten.

Die meisten Kinder, die von der israelischen Organisation Hilfe erhalten, sind palästinensisch Foto: Save a Child's Heart
Die meisten Kinder, die von der israelischen Organisation Hilfe erhalten, sind palästinensisch

Für letztere findet jeden Dienstag – egal, wie die politische Lage auch ist – eine Gratis-Sprechstunde im Edith-Wolfson-Krankenhaus in Holon bei Tel Aviv statt, wo SACH angesiedelt ist. „Da kommen 20 bis 30 Patienten mit ihren Betreuern“, sagt Tamar Schapira, stellvertretende Geschäftsführerin, und meint damit Angehörige; mitunter reist ein palästinensischer Arzt mit. Manche dieser Patienten werden erstmals dem SACH-Team vorgestellt, andere kommen zur Nachsorge.

„Wie eine große Familie“

Regelmäßig sieht Schapira dabei Jugendliche oder junge Erwachsene ins Krankenhaus marschieren, die als Neugeborene katheterisiert oder operiert wurden. Das sei jedes Mal ein „emotionales Wiedersehen mit Dr. Assa und seinem Team“, gesteht sie, die seit fast 15 Jahren für SACH arbeitet. Dies sei „ein sehr wichtiger Teil meines Lebens geworden“. Der Israeli Sagi Assa selbst äußert sich ähnlich. Schon fünf Jahre länger als seine Kollegin an Bord, empfindet er das ehrenamtliche Team „wie eine große Familie, es ist die SACH-Familie“.

Ihm zufolge werden rund um den Globus acht von Tausend Babys mit einem Herzproblem geboren. Die Hälfte benötige einen Eingriff, doch existiert in vielen Ländern des Südens „keine Kinderkardiologie, und viele sterben“. Ein Defekt am Herzen sei „der Hauptgrund für den Tod von Babys“. Assa, der als Kind in Frankfurt lebte, war als Kardiologe zwei Jahre am Deutschen Herzzentrum in Berlin tätig, was in eine Kooperation mündete.

Rahima und Leila aus Sansibar wurden von SACH-Mitarbeitern medizinisch versorgt Foto: Save a Child's Heart
Rahima und Leila aus Sansibar wurden von SACH-Mitarbeitern medizinisch versorgt

Mit Unterstützung der dort tätigen Ärzte Felix Berger und Stephan Schubert hat Assa ein Herzkatheterprogramm in Tansania aufgebaut. In dem ostafrikanischen Land katheterisiert und operiert das SACH-Team seit 2016, außerdem bilden die Mitarbeiter einheimische Ärzte aus und fort. Wiederholt waren israelisch-deutsche Teams um Professor Berger und Sagi Assa in Ostafrika. Der Israeli sagt: „Normalerweise fliegen wir jedes Jahr nach Tansania, ich und das Team vom Deutschen Herzzentrum.“ Coronabedingt war das letztmalig im Januar 2020 möglich. Doch plant Assa für Januar 2022 zuversichtlich die nächste, ersehnte, mehrmals verschobene Reise. „Ich bin immer sehr optimistisch“, gesteht der sympathische Arzt.

Unterstützung durch deutschen Verein

Noch ein deutscher Spieler kommt nun ins israelisch-deutsche Zusammenspiel. Denn die Mission Lebensrettung wäre ohne die Unterstützung von „BILD hilft e.V. / Ein Herz für Kinder“ nicht möglich. Der Verein wollte auf Anfrage die genaue Spendensumme nicht nennen, aber Assa gibt einen klaren Hinweis: damit könne man jährlich 100 Kinder nach Israel bringen oder als Team nach Afrika fliegen.

Marie Sophie Krone vom in Berlin ansässigen Verein erklärt das Engagement: „Wir unterstützen Save a Child’s Heart, damit der Verein die so wichtigen Herzoperationen durchführen kann. Die Mission unseres Vereins ist es, jedem Kind eine Chance zu geben – unabhängig von seiner Herkunft, Religion oder Hautfarbe.“ Ein Teil der Hilfe entfalle auf medizinische Eingriffe, „die dringend notwendig sind und die sich die betroffenen Familien nicht leisten können“.

Ist der Eingriff im Heimatland des Patienten erforderlich, ist die Logistik umfangreich: Sei das Operieren Ziel der Reise, sei ein Team mit 40 bis 60 Personen – Ärzten, Krankenschwestern, Technikern – bis zu 14 Tagen unterwegs, erläutert Assa. Geht es um das Katheterisieren oder das Abholen eines Kindes, fahren deutlich weniger Kollegen mit. Nebeneffekt jeder Reise ist immer die Wissensweitergabe an einheimische Ärzte. Mit Erfolg. Operiert Assa heute in Tansania, dann verrichten die einheimischen Kollegen, verglichen mit früher, „die meiste Arbeit, das ist ein wirklicher Fortschritt“.

Den gibt es auch zuhause im israelischen Holon. Am Wolfson-Krankenhaus wurden im vergangenen Jahr das Sylvan-Adams-Kinderkrankenhaus und das Internationale Kinderherzzentrum von Save a Child’s Heart eröffnet. Ziel: noch mehr Kinder untersuchen, katheterisieren und operieren zu können.

400 Kinder pro Jahr behandelt

Die stellvertretende Geschäftsführerin Schapira rechnet die aktuelle Gesamtzahl vor: 200 Kinder operiere und 150 katheterisiere die Organisation jährlich in Israel. Durch die SACH-Reisetätigkeit kämen noch 50 bis 70 Kinder hinzu. Tamar Schapira: „Bei etwa 400 Kindern führen wir jedes Jahr lebensrettende Maßnahmen aus.“ Dazu kommen über 1.500 Kinder, die zur Vor- oder Nachsorge, zur Erstuntersuchung und Abklärung kommen. All diese Zahlen sollen grundsätzlich gesteigert werden und in diesem Jubiläumsjahr ganz besonders: Anlässlich dessen haben die Mitarbeiter in Kooperation mit eBay zu einer Onlineauktion mit Spendeninitiative aufgerufen: „um 25 Menschenleben mehr in diesem Jahr zu retten“.

Tamar Schapira hat angesichts des hohen Ziels, die Zahlen bei Operationen und Katheterisierung in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu verdoppeln, keine Bedenken, kennt sie doch ihr über 100-köpfiges multi-religiöses Team, allesamt Angestellte des Wolfson-Krankenhauses. „Sie arbeiten zwei- oder dreimal mehr und reisen in ihrer Freizeit, ohne bezahlt zu werden.“

Der Unfrieden im Land, die Besatzung, der Konflikt – das alles spiele im Krankenhausalltag keine Rolle. „Wir lassen Politik nicht rein“, sagt Schapira überzeugt, und weiter: „Wir tun alles Menschenmögliche, um Leben zu retten und Menschen zusammenzubringen.“ Dabei ermögliche es SACH, „dass man über den anderen nicht mehr denkt, er sei angsteinflößend“.

Der palästinensische Arzt Ahmed Sarur, Teilnehmer der SACH-Fortbildung, formuliert es so: „Wir arbeiten an einem Ziel und für eine Hoffnung: nämlich Leben zu retten.“ SACH verkörpert für ihn Hoffnung und Zukunft und sei letztlich die „Brücke zum Frieden“.

Von: Johannes Zang

Zum Autor: Johannes Zang (Jahrgang 1964) hat in Tel Aviv, Ostjerusalem, Bethlehem und im Kibbuz Be’eri gelebt. Anfang des Monats erschien sein sein viertes Buch: Erlebnisse im Heiligen Land, ProMedia-Verlag Wien.

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