SANAA / KAIRO (inn) – Dreizehn Jemenitische Juden haben ihr Heimatland in Richtung Ägypten verlassen. Das berichtet die Online-Zeitung „Times of Israel“. Die Ausreise wurde am Sonntag bekannt. Damit verbleiben nur sechs Juden im Jemen, fast alle im gehobenen Alter. Einst zählte ihre Gemeinschaft dort viele Tausend.
Die Juden erhielten das Angebot, über den Hafen von Aden nach Israel zu entkommen. Den Seezugang kontrolliert eine den Vereinigten Arabischen Emiraten nahestehende Gruppierung. Dies lehnten sie ab. Nun wurden sie nach Kairo gebracht, wo sie Familienangehörige haben.
Ausreise unfreiwillig
Laut derzeitigem Informationsstand wurde die Gruppe nicht direkt zur Ausreise gezwungen. Sie lebte in einer von der Huthi-Miliz kontrollierten Region. Mit den Rebellen soll es einen Deal gegeben haben: Für ihre Ausreise werde der jüdische Gefangene Levi Salem Marhabi freikommen. Ein Familienmitglied berichtete: „Sie stellten uns vor die Wahl, entweder weiter Ziel von Misshandlung zu sein, und Levi bleibt im Gefängnis – oder zu gehen, und er kommt frei.“
Sie brachten ihr Bedauern zum Ausdruck: „Wir werden in die Geschichte eingehen als die letzten jemenitischen Juden, die bis zum letzten Moment an ihrem Heimatland hingen. Wir haben vielen Versuchungen widerstanden, immer und immer wieder, und haben uns geweigert, unsere Heimat zu verlassen. Aber nun sind wir gezwungen.“
Bisher ist nichts über eine Entlassung Marhabis bekannt geworden. Die Huthis nahmen den orthodoxen Juden im Jahr 2016 fest. Zuvor war eine seltene Torarolle aus Hirschleder samt einer Gruppe von 17 Juden außer Landes geschmuggelt worden. Die jemenitischen Machthaber und ihre iranischen Hintermänner machten Marhabi für das Verschwinden des „nationalen jemenitischen Kulturerbes“ mitverantwortlich. Diplomatische Anstrengungen seitens der USA und anderer Länder, seine Freiheit zu erwirken, blieben erfolglos.
Zigtausende haben das Land verlassen
Die Juden machten in vorislamischer Zeit einen großen Teil der jemenitischen Bevölkerung aus, mit erheblichem Einfluss auf Kultur und Gesellschaft. Sie sind die einzige jüdische Gemeinschaft, die sich das Hebräische über die Jahrhunderte hinweg als Alltagssprache bewahrte. In Folge von Pogromen wanderten bis 1948 mehr als 100.000 von ihnen nach Israel aus. In den Jahren 1949 und 1950 wurden mit der Operation „Fliegender Teppich“ weitere 50.000 jüdische Jemeniten nach Israel ausgeflogen.
Von: tk