BETHLEHEM (inn) – Palästinensische Christen der Kairos-Palästina-Bewegung haben unter dem Titel „Cry for Hope“ („Schrei nach Hoffnung“) einen Aufruf gestartet gegen die „institutionelle Unterdrückung der Palästinenser“. Die 2009 gegründete Bewegung sieht sich in einem kritischen Augenblick der Geschichte. Sie verweist dabei auf den Begriff „Kairos“; dieser stammt aus dem Griechischen und meint „rechte Zeit“ oder „erfüllte Zeit“.
In dem bereits am 1. Juli veröffentlichten Aufruf beklagen die Christen einerseits die Unterstützung israelischer Politik durch die USA, etwa durch die Anerkennung der Siedlungen als grundsätzlich legal. Andererseits kritisieren sie die Weltgemeinschaft für unwirksame Reaktionen. Angesichts dieser Entwicklung sei es offenkundig, dass „Israel und die Weltmächte“ die Rechte der Palästinenser nicht achten. Die Weltgemeinschaft müsse daher Israel als „Apartheid-Staat“ anerkennen.
Geschichtsträchtige Vorbilder
Für die Verfasser steht dabei die „Glaubwürdigkeit des Evangeliums“ auf dem Spiel. Sie rufen daher Christen in aller Welt auf, die eigenen Auffassungen zu überdenken und zu den Rechten der Palästinenser zu stehen: „Wir können nicht Gott dienen und zugleich zu der Unterdrückung der Palästinenser schweigen.“
Mit dem Aufruf setzen sich die Verfasser in die Tradition von Christen, die gegen die Nazis standhaft waren, wie etwa Dietrich Bonhoeffer. Auch der Kampf von Christen gegen die Apartheid in Südafrika dient als Vorbild. Die Verfasser befürworten außerdem die Israel-Boykott-Bewegung BDS, um Druck auf Israel auszuüben. Unterzeichnet haben das Dokument der frühere Lateinische Patriarch von Jerusalem und Präsident von „Kairos Palästina“, Michel Sabbah, und Rifat Kassis, der Koordinator der Bewegung.
Die Kairos-Palästina-Bewegung prangert seit 2009 die angebliche Unterdrückung der Palästinenser durch Israel an. Kritiker werfen ihr Einseitigkeit vor. So würden ihre Vertreter weder den Terror der Palästinenser noch das Ausschlagen von Friedensangeboten erwähnen.
Von: df