SCHWÄBISCH GMÜND (inn) – In jeder Verschwörungstheorie finden sich antisemitische Elemente. Diese Meinung vertrat Carmen Shamsianpur bei der Tagung „Antisemitismus heute“ im Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd. Diese Formel treffe auch in umgekehrter Reihenfolge zu, sagte die Islamwissenschaftlerin am Montag. Überall dort, wo Antisemitismus auftauche, seien Weltverschwörungstheorien nicht weit entfernt.
Das Zusammenspiel von beiden Phänomen könne bereits im Alten Ägypten beobachtet werden. Im Zweiten Buch Mose fürchtet der Pharao die Israeliten, weil diese „zahlreicher und mächtiger“ als die Ägypter seien. Im Hinblick auf die militärische Stärke des damaligen Weltreiches sei diese Haltung geradezu absurd gewesen. Das könne auch nicht an den Ägyptern vorbeigegangen sein. Seitdem tauchten in der Geschichte immer wieder antisemitische Verschwörungstheorien auf.
Dazu gehörten nach Shamsianpurs Aussage die mittelalterlichen Pestpogrome genauso wie die Kritik an israelischen Siedlungen. Es spiele keine Rolle, wie die Siedlungen politisch bewertet würden – aber sie seien sicher nicht der Grund für Kriege im Nahen Osten.
„Christen sind anfälliger für Verschwörungstheorien“
Im Hinblick auf die aktuelle Corona-Krise sagte Shamsianpur, dass eine gesunde Skepsis innerhalb einer Demokratie völlig normal sei und eine Demokratie ausmache. Diese Skepsis könne aber auch schnell zu einem irrationalen Gedankenkonstrukt werden. Dabei hielten sich Verschwörungstheoretiker selbst für rationaler als ihre Mitbürger. Wer ihre Meinung nicht teile, habe sich noch nicht ausreichend mit dem Thema auseinandergesetzt, laute ihr Vorwurf oftmals.
Shamsianpur erklärte, dass vor allem Christen für Verschwörungsmythen anfällig seien. Das Christentum zeichne sich durch den Glauben an das Übernatürliche und das abgrundtief Böse aus. Und genau damit spielten Verschwörungsmythen.
Den Antisemitismuskongress vom 20. bis 22. September im Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd besuchen inklusive der geladenen Gäste rund 280 Menschen. Die Christliche Medieninitiative pro, zu der auch das Christliche Medienmagazin pro und Israelnetz gehören, ist einer der Mitorganisatoren.
Von: Martin Schlorke