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Kritik aus Israel nach Urteil gegen KZ-Wachmann

Nach der Verurteilung eines ehemaligen KZ-Wachmanns durch ein Hamburger Gericht gibt es Kritik aus Israel. An dem Prozess hatten auch mehrere Israelis als Zeugen teilgenommen.
Lagertor im KZ Stutthof bei Danzig: Hier war der nun Verurteilte als Wachmann eingesetzt

HAMBURG / JERUSALEM (inn) – Der Direktor des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff, hat das Urteil des Hamburger Landgerichts gegen den ehemaligen KZ-Wachmann Bruno D. kritisiert. Das Gericht hatte den heute 93-Jährigen am Donnerstag wegen Beihilfe zu Mord in 5.232 Fällen sowie Beihilfe zu versuchtem Mord zu einer zweijährigen Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt. Zur Tatzeit war der Verurteilte 17 und später 18 Jahre alt.

Zuroff sprach nach der Urteilsverkündung von einem „Hohn für die Gerechtigkeit“. „Der Täter wird nun den ganzen Weg nach Hause lachen und sein Leben fortsetzen. Die Überlebenden bleiben mit ihren Albträumen zurück“, kritisierte der Historiker und „Nazi-Jäger“. An anderer Stelle sagt er jedoch auch, das Urteil sende ein „wichtiges Signal, dass man auch nach vielen Jahren noch zur Verantwortung gezogen werden kann“.

Israelischen Medienberichten zufolge hatte auch der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, zunächst angemerkt, dass „die Bestrafung die Schwere der Anschuldigungen nicht widerspiegelt“. Die entsprechende Äußerung, die auf Twitter gefallen sein soll, ist inzwischen allerdings nicht mehr abrufbar. In einem späteren Tweet übte Issacharoff keine explizite Kritik. „Das Gerichtsverfahren zeigt, dass es nicht einmal Generationen später Verjährungsfristen für Nazi-Verbrechen geben darf“, heißt es darin vielmehr.

Zeugen aus Israel

In dem über mehrere Monate andauernden Prozess hatten auch mehrere Israelis als Zeitzeugen ausgesagt. Die hochbetagten Opfer waren teilweise eigens nach Deutschland angereist, zum Teil aber auch wegen der Corona-Pandemie per Video zugeschaltet worden. In ihren Aussagen machten sie deutlich, dass D. von den Verbrechen im Lager Stutthof nahe Danzig gewusst haben muss. Der Verurteilte war dort zwischen August 1944 und April 1945 als Wachmann eingesetzt. Während des Prozesses erklärte er, nicht freiwillig vor Ort gewesen zu sein und von dem Ausmaß der verübten Verbrechen nichts gewusst zu haben.

Bereits im September hatte Abraham Koryski aus Nazareth dem Gericht einen Eindruck von den Gewaltexzessen im Lager gegeben und von „sadistischen Shows“ berichtet. Koryski war im August 1944 in das Lager gekommen. Der Überlebende David Ackermann aus dem Raum Tel Aviv sprach vom Lager als einer „Hölle“.

Vor der Urteilsverkündung entschuldigte sich der ehemalige Wachmann bei Angehörigen und Opfern, „die durch diese Hölle des Wahnsinns gegangen sind“. Das Geschehene dürfe sich „niemals wiederholen“. Ein israelischer Zeuge hatte Medienberichten zufolge noch während des Prozesses dafür plädiert, dem nun Verurteilten zu verzeihen. Zeugin Rosa Bloch – ebenfalls aus Israel – sagte hingegen im Januar: „Ich beschuldige die Menschen, die uns bewacht haben, und ich werde ihnen nie verzeihen. Und ich werde nie vergessen, was sie uns angetan haben.“

Von: ser

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