JERUSALEM (inn) – Wegen der täglich ansteigenden Zahlen bei den Neuinfektionen hat die israelische Regierung neue Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen. Diese sollen vor allem an Wochenenden gelten. Ärzte und Oppositionspolitiker kritisieren die Entscheidungen aus der Kabinettssitzung, die am frühen Freitagmorgen endete, als „willkürlich“.
„Ein ganzes Land versucht, die Richtlinien für das Wochenende zu verstehen, und schafft es nicht. Ein ganzes Land versucht zu verstehen, warum Entscheidungen ohne jegliche Fakten mitten in der Nacht getroffen werden, und schafft es nicht“, schrieb Oppositionschef Jair Lapid (Jesch Atid) auf Twitter. Zudem würden Ärzte und Ökonomen ignoriert, die von einem völligen Chaos sprächen – auch das sei unverständlich. Der Vorsitzende der Oppositionspartei „Israel Beiteinu“, Avigdor Lieberman, äußerte ebenfalls scharfe Kritik an den beschlossenen Maßnahmen.
Nach Anweisung des Kabinetts sollen Restaurants ab Dienstag bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Ausgenommen sind Abhol- und Lieferdienste. Sportanlagen und Fitnessstudios sind nur für Profis geöffnet. An Versammlungen in Häusern können bis zu zehn Personen teilnehmen, draußen sind höchstens 20 Teilnehmer zugelassen.
Zudem entschieden die Minister über Maßnahmen für Wochenenden, die jeweils von Freitag um 17 Uhr Ortszeit bis Sonntag um 5 Uhr morgens gelten sollen. In dieser Zeit müssen Läden geschlossen bleiben, wenn sie nicht Güter für den täglichen Bedarf anbieten, wie Supermärkte oder Apotheken. Einkaufszentren, Märkte, Friseure, Büchereien, Zoos, Museen, Galerien, Schwimmbäder und Touristenstätten können ihre Dienste nur unter der Woche anbieten. Die Einschränkungen treten am heutigen Freitag in Kraft. Eine Woche später sollen dann auch die Strände gesperrt werden. In Israel beginnt die Arbeitswoche mit dem Sonntag.
Arzt: Keine epidemiologische Grundlage
Der Arzt Hagai Levine kritisierte die Regierung. Er leitet den Israelischen Verband der Öffentlichen Ärzte. Die Anordnungen entbehrten jeglicher epidemiologischer Grundlage, sagte er der Rundfunkanstalt „Kan“. Es sei unsinnig, ausgerechnet Strände zu schließen, wo sich doch das Virus an abgeschlossenen Orten leichter verbreite. „Nationale Sicherheit ist auch mentale und wirtschaftliche Gesundheit.“
Levine fügte hinzu: „Ich dachte, dass Lektionen von der ersten Welle gelernt worden seien. Aber es scheint, dass es nicht der professionelle Apparat ist, der die Entscheidungen trifft. Wenn die Öffentlichkeit das Gefühl hat, dass die Entscheidungen willkürlich sind, wird sie nicht darauf hören.“
Premierminister Benjamin Netanjahu hatte zu Beginn der Kabinettssitzung die Notwendigkeit neuer Einschränkungen betont: „Innerhalb von drei Wochen werden wir 1.600 in kritischem Zustand haben, wenn wir diesen Weg ohne neue Einschränkungen weitergehen. Wenn wir die Kurve nicht verflachen, bringen wir viele Israelis in Gefahr.“ Am Donnerstagabend waren in 29.504 Tests 1.937 Neuinfektionen binnen 24 Stunden bekannt geworden.
Freitagmorgen sprachen die Behörden von 25.636 aktiven Fällen. Von den Betroffenen sind 213 in kritischem Zustand, 58 werden beatmet. Die Zahl der Toten liegt bei 387. Seit Beginn der Pandemie wurden in Israel 46.546 Ansteckungen registriert. 20.523 Infizierte sind genesen. Am Donnerstag wurden durchgeführt.
PA: Schtaje bittet Entwicklungsbank um Unterstützung
Unterdessen hat die Islamische Entwicklungsbank medizinische Ausrüstung im Werte von 5,5 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt, vor allem für den palästinensischen Regierungsbezirk Hebron. Dies geschah auf Anweisung des Premierministers der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mohammed Schtaje. Das Gesundheitsministerium hatte vorher eine Liste mit benötigten Gütern an die Bank geschickt.
Im Westjordanland, dem Gazastreifen und Ostjerusalem haben die palästinensischen Behörden bislang 8.161 Infektionen registriert. 7.075 Fälle sind aktiv. Von dem Virus genesen sind 1.487 Palästinenser. Die Zahl der Toten beläuft sich auf 54. Hinzu kommen laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA 182 verstorbene Palästinenser in der Diaspora.
Von: eh