JERUSALEM (inn) – Die israelische Armee hat einen „deutlichen“ Anstieg der mit Corona infizierten Soldaten gemeldet. Das berichtet die Tageszeitung „Jerusalem Post“. Demnach wurden innerhalb eines Tages 65 neue Fälle bekannt. Die Gesamtzahl erkrankter Soldaten stieg auf 562. Derzeit gibt es 316 aktive Fälle. Seit Ausbruch der Pandemie im März ist das die höchste Zahl. Als Reaktion hat die Armee die Isolationszeit für infizierte Soldaten auf 30 Tage erhöht.
Indes lag die Zahl der landesweiten Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden erneut bei mehr als 1.000. Insgesamt haben sich in Israel nun schon 33.947 Menschen mit dem Virus infiziert. Davon gelten 15.209 als aktive Fälle, 118 Patienten befinden sich in einem kritischen Zustand. Die Zahl der Todesopfer liegt bei 346.
„Keine klare Strategie gegen Corona“
Kritik am Krisenmanagement der Regierung hat nun Staatspräsident Reuven Rivlin geäußert. Der Staat Israel habe „keine klare Strategie gegen das Coronavirus entwickelt“, sagte Rivlin am Mittwoch. Es gebe keine einzige staatliche Stelle, die den Überblick über alle Informationen hat und die in gutem Austausch mit der Bevölkerung steht. Er forderte eine zentrale Stelle, der die verschiedenen Ministerien zuarbeiten können.
Um den steigenden Infektionszahlen Herr zu werden, hat die Regierung neuerliche Einschränkungen beschlossen. So gelten seit Donnerstagmorgen neue Richtlinien im öffentlichen Nahverkehr. Busse dürfen nur noch zu 50 Prozent ausgelastet sein. Außerdem müssen die Fenster bei eingeschalteten Klimaanlagen geöffnet sein. Zusätzlich sollen mehr Busse eingesetzt werden. Verkehrsministerin Miri Regev entschuldigte sich für mögliche Unannehmlichkeiten für Fahrgäste. Sie hoffe aber, dass die Israelis Verständnis für die Maßnahmen zeigten.
Weiterhin fordert das Gesundheitsministerium die Schließung mehrerer Stadtviertel oder ganzer Städte. Während in Jerusalem fünf Viertel betroffen sein sollen, plädiert das Ministerium für eine vollständige Schließung von Ramle und Lod. Das Corona-Ministerkomitee der Regierung möchte am Donnerstag über die Forderungen beraten.
Wunsch nach Einwanderung steigt
Derweil scheinen trotz der Corona-Pandemie immer mehr Juden den Wunsch zu haben, nach Israel einzuwandern. Wie die Organisation „Nefesch B’Nefesch“ am Mittwoch mitteilte, habe sie im Juni 1.350 Einwanderungsanträge erhalten. Das sind 951 mehr als im Monat des Vorjahres. Auch die telefonischen Anfragen zum Einwanderungsprozess sind stark gestiegen. Sie liegen bei 25.435 und damit fast fünfmal so hoch wie gewöhnlich.
Die Ursachen für diese Entwicklung seien vielschichtig, sagte der Vorsitzende der Jewish Agency, Jitzchak Herzog, ebenfalls am Mittwoch. Neben den anfangs sehr erfolgreichen Maßnahmen gegen das Coronavirus spielten auch zunehmender Antisemitismus eine große Rolle und der Wunsch, näher bei Verwandten zu sein. Herzog rechnet daher mit 250.000 Einwanderern in den nächsten drei bis fünf Jahren. Normalerweise nimmt Israel jährlich etwa 30.000 Menschen auf.
Von: mas