BETHLEHEM (inn) – Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hat einem erfahrenen palästinensischen Kameramann gekündigt: Ijad Hamad aus Bethlehem. Er führt die Entscheidung auf eine „Beschwerde“ der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) zurück. Denn er habe deren Sicherheitskräfte kritisiert, sagte der 63-Jährige am Mittwoch der israelischen Zeitung „Jerusalem Post“.
Anlass für seine Kritik war demnach die Festnahme eines palästinensischen Journalisten, Anas Hawwari, der auch geschlagen worden sei. Daraufhin initiierten mehrere Medienschaffende eine Kampagne, um seine Freilassung zu fordern. Bei einer Protestaktion vorige Woche in Bethlehem hielt Hamad ein Transparent mit den Worten: „Präsident Mahmud Abbas, ich fordere Schutz von den Sicherheitskräften.“ Anschließend habe er Drohungen von PA-Sicherheitsbeamten erhalten. Sie hätten darauf hinwirken wollen, dass er entlassen wird, erzählte Hamad in dem Gespräch mit der Zeitung.
Der Palästinensische Journalistenverband (PJS) kritisierte in einer Stellungnahme die „willkürliche Entlassung“ des Kameramannes. Er rief die AP auf, die „unfaire und ungerechte Entscheidung“ zurückzunehmen. Hamad selbst war überrumpelt: „Ich arbeite seit 20 Jahren für die AP. Ich habe viele Ereignisse im Westjordanland, im Gazastreifen und in mehreren arabischen Ländern dokumentiert. Die Entscheidung war eine Überraschung für mich und meine Kollegen.“
Ein palästinensischer Berichterstatter schrieb in den Sozialen Medien: „Ijad Hamad zahlt den Preis dafür, dass er palästinensische Journalisten gegen die repressiven Maßnahmen der Palästinensischen Autonomiebehörde verteidigt.“ Hingegen gab ein ranghoher Vertreter der PA-Sicherheitskräfte gegenüber der „Jerusalem Post“ an, er habe keinerlei Kenntnis von einer Beschwerde bei der Nachrichtenagentur. Der AP-Bürochef für Israel und die palästinensischen Gebiete, Joe Federman, reagierte auf eine Anfrage der Zeitung mit den Worten: „Wir kommentieren keine persönlichen Angelegenheiten.“
Hamad kritisierte auch israelische Sicherheitskräfte
Hamad hält mit seiner Meinung auch nicht hinterm Berg, wenn es um Israel geht. Im Dezember 2018 kritisierte er gegenüber dem „Palestinian News Network“, einem Zusammenschluss palästinensischer Journalisten: Die „israelischen Besatzungsbehörden“ hätten ihr Vorgehen gegen Journalisten eskaliert. Sie setzten scharfe Munition, Tränengaskanister und Blendgranaten ein, um ihre Karrieren zu zerstören und sie daran zu hindern, über Misshandlung von Journalisten und den Palästinensern allgemein zu berichten.
In dem Interview sprach der Kameramann von „täglichen Verbrechen der Armee“. Das israelische Militär gehe gezielt gegen palästinensische Journalisten in Jerusalem, Ramallah und Gaza vor. Internationale Organisationen, die sich um Menschenrechte und Pressefreiheit bemühten, müssten dagegen ihre Stimme erheben.
Von: eh