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Eine 92-jährige Ehrenamtliche und eine arabische Sanitäterin entzünden Fackeln

Die Beziehungen innerhalb der israelischen Gesellschaft bilden den Schwerpunkt des 72. Unabhängigkeitstages. Und so wurden unter anderen eine arabische Sanitäterin und ein drusischer Militärvertreter für das Entzünden der traditonellen Fackeln ausgewählt. Eine Israelin kann indes nicht teilnehmen.
Ist als Sanitäterin im Einsatz und baut gesellschaftliche Brücken: Die Araberin Jasmin Masaui

JERUSALEM (inn) – Die Schauspielerin, Sängerin und Fernsehmoderatorin Zippi Schavit ist den meisten Israelis als erfolgreicher Kinderstar bekannt. Sie wirkte in zahlreichen Filmen und Aufführungen. Beim diesjährigen Unabhängigkeitstag hat sie die Ehre, eine der zwölf traditionellen Fackeln zu entzünden.

Die freiwilligen Helfer im Gesundheitswesen repräsentieren bei der Zeremonie zwei Frauen. Seit 18 Jahren engagiert sich Reina Abitbul im Scha’arei-Zedek-Krankenhaus in Jerusalem, mittlerweile ist sie 92 Jahre alt. Aufgrund der Corona-Krise kann sie ihren ehrenamtlichen Dienst derzeit nicht ausüben. Jasmin Masaui ist Sanitäterin beim Rettungsdienst Roter Davidstern. Die Araberin aus Nazareth bemüht sich, in ihrem Umkreis das Gedenken an die Scho’ah hochzuhalten. Zudem ist es ihr ein Anliegen, das Miteinander unter Christen, Muslimen und Juden in Israel zu stärken.

Eine besondere Jugendbewegung hat Adi Altschuler gegründet: „Knafajim schel Krembo“ (Flügel eines Schokokusses). Sie bringt junge Menschen mit und ohne besondere Bedürfnisse zusammen. Ferner war sie eine Initiatorin der Aktion „Sikaron baSalon“ (Erinnerung im Wohnzimmer), bei der Überlebende des Holocaust bei jungen Leuten im Wohnzimmer von ihren Erfahrungen erzählen. Die ebenfalls von Altschuler gegründete Organisation „Inclu“ setzt sich für inklusive Schulen ein.

In diesem Jahr ehrt Israel bei der Zeremonie Personen, die sich im Kampf gegen Corona auszeichnen. Stellvertretend beteiligt sich Ahmad Blauna aus Tiberias am Entzünden der Fackeln. Er hat die Abteilung für Herzoperationen im Poria-Krankenhaus mit aufgebaut und war einer der ersten Freiwilligen für die Pflege von Corona-Patienten. Jael Vilozhni Asulai arbeitet am Barsilai-Krankenhaus in Aschkelon. Sie ist verantwortlich für die Abteilung zur Verhinderung von Infektionen und achtet darauf, dass in ihrer Klinik die Regeln für die Quarantäne eingehalten werden.

Bei den Israelischen Verteidigungsstreitkräften hat sich Hischam Ibrahim verdient gemacht. Der Druse kümmert sich darum, dass Schüler aus seiner Gemeinschaft auf den Wehrdienst vorbereitet werden. Er wirbt in verschiedenen Gesellschaftsschichten für eine Rekrutierung. Zudem ist er verantwortlich für ein Projekt, bei dem Soldaten Kindern mit besonderen Bedürfnissen helfen. Dies berichtet die Nachrichtenseite „Davar1“.

Uri Cohen wiederum sorgt dafür, dass Israelis ihre Identität stärken. Dafür hat er die Organisation „Masa Israeli“ (Israelische Reise) gegründet. Außerdem leitet er das Programm „MiBereschit“ (Von Anfang an), das gesellschaftliche und Bildungsinitiativen zu Judentum und Zionismus anregt.

Auch die Rabbinerin Lori Palatnik befasst sich mit jüdischer Identität. Die von ihr gegründete Bewegung „Momentum“ wendet sich an junge jüdische Mütter in der Diaspora. Sie organisiert achttägige Reisen durch Israel mit einem Fortsetzungsprogramm in den jeweiligen Gemeinden. Bislang nahmen mehr als 200.000 Frauen daran teil. Palatnik lebt abwechselnd in Jerusalem und Washington. Sie entzündet bei der Zeremonie die „Fackel der Diaspora“.

Eine international anerkannte Expertin für Infektionskrankheiten ist Galia Rahav. Die Professorin hat im Scheba-Krankenhaus in Tel HaSchomer die Corona-Abteilung aufgebaut. Sie führt die klinische Forschung zu dem Thema an. Ihr Vater war ein Überlebender der Scho’ah, der als „Arzt der Partisanen“ galt.

Die Organisation „Jad Lebanim“ (Denkmal für Söhne) betreut Israelis, die Angehörige durch Krieg oder Terror verloren haben. Sie hilft ihnen unter anderem, das Gedenken würdevoll zu gestalten. Leiter der Initiative ist Eli Ben-Schem. Sein Sohn Kobi starb im Februar 1997, als zwei israelische Militärhubschrauber mit insgesamt 73 Soldaten auf dem Weg in den Libanon verunglückten.

Der Musiker und Komponist Idan Raichel ist in Israel vor allem bekannt als Produzent von „Idan Raichels Projekt“. Dahinter verbergen sich mehrere Alben, die er gemeinsam mit verschiedenen Sängern aufgenommen hat. Das Lied „Schevet Achim weAchajot“ („Ein Stamm von Brüdern und Schwestern“) gehört zu seinen Produktionen.

Eine 14. Israelin hatte die Jury für das Entzünden einer Fackel ausgewählt, doch sie nimmt nicht teil: Chani Lipschitz. Sie ist Chabad-Gesandte in Nepal und hat das dortige Haus der orthodoxen Bewegung gegründet. Das rabbinische Gericht von Chabad gewährte ihr allerdings nicht die Erlaubnis, sich an der Zeremonie zu beteiligen, weshalb sie Kulturministerin Miri Regev absagte. Dabei betonte sie, dass sie sich der Entscheidung des Gerichtes beuge, weil sie keinen Konflikt anheizen wolle. Eine Begründung für das Verbot gaben die ultra-orthodoxen Richter laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ nicht.

Eröffnungsfeier ohne Zuschauer

Die Fackelanzünder wurden unter 1.500 Vorschlägen ausgewählt. Der 72. israelische Unabhängigkeitstag, Jom HaAtzma’ut, beginnt am Dienstagabend. Er steht unter dem Motto „Chibburim baChevra haJisraelit“ – „Verbindungen in der israelischen Gesellschaft“. Die Zahl der Fackeln leitet sich von den zwölf biblischen Stämmen ab. Wegen der Corona-Pandemie findet die Eröffnungszeremonie, in deren Zentrum das Entzünden der Fackeln steht, ohne Publikum statt. Sie wird ab 20 Uhr Ortszeit im israelischen Fernsehen übertragen.

Von: eh

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