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Deutscher Lehrer will über Israel aufklären

Der Antisemitismus in Deutschland nimmt zu – auch an Schulen. Dem Berliner Lehrer Rainer Werner begegnen neben vielen muslimischen auch linksliberale deutsche Schüler, die antijüdisch denken. Er möchte dem entgegenwirken. Persönliche Begegnungen sollen emotionale Reize schaffen.
Es ist wichtig, das Wissen über Israel und seine Geschichte immer wieder in Erinnerung zu rufen, um Antisemitismus entgegenzuwirken. Das schreibt der Berliner Lehrer Rainer Werner in einem Leitartikel der Tageszeitung „Die Welt“.

BERLIN (inn) – An Berliner Schulen gibt es immer häufiger antisemitische Vorfälle. Sie sollen sofort dem Senat gemeldet werden. Zudem sollen 170 Anti-Mobbing-Profis für einen friedfertigen Umgang miteinander sorgen. Der Berliner Lehrer Rainer Werner will aber vorher ansetzen: Er findet, dass die Schüler mehr über Israel wissen sollten. Das erklärt er in einem Essay der Tageszeitung „Die Welt“.

Vor allem Muslime vermittelten ihren Kindern, dass Juden ihre Feinde seien. Der Begriff „Jude“ habe im arabischen Kulturkreis den Status eines universellen Schimpfworts, das Abscheu und Verachtung schlechthin ausdrücke, schreibt Werner. Auffällig seien die Berührungspunkte dieser Thesen mit neonazistischem Gedankengut. Viele Muslime sprächen beim Holocaust von der „Propaganda der Ungläubigen“.

Dumpfe Vorurteile auch im Bildungsbürgertum

Werner, der Deutsch und Geschichte an einem Berliner Gymnasium unterrichtet, findet im antijüdischen und im neonazistischen Gedankengut identische Klischees über Juden vor. Etwa dass Juden Gesellschaftsbereiche beeinflussten und mit ihren Netzwerken die ganze Welt beherrschten. In Berlin boykottierten Menschen sogar die Discounter Lidl und Aldi, weil behauptet worden sei, dass die Geschäfte Juden gehörten. Solch „dumpfe Vorurteile“ begegneten Werner aber auch in „bildungsbürgerlichen, linksliberalen Elternhäusern“.

Dort höre er die Argumente, dass Israel Menschenrechte verletze, indem der Staat „Palästinenser in besetzten Gebieten unterdrückt“. Diese Ressentiments schlummerten in den den „Köpfen junger Menschen, die sich dem linksliberalen Spektrum zuordnen und sich für tolerant halten“. Werner sieht in der Kritik noch eine psychologische Komponente, die mit dem Holocaust zu tun habe.

„Schüler können Einzigartigkeit deutscher Schuld schwer akzeptieren“

Die Ereignisse des Holocausts schockierten und verunsicherten junge Menschen. Die Generation könne es nur schwer ertragen, sich „für ein singuläres Verbrechen vor über 70 Jahren in Haftung genommen zu fühlen. Es ist schwer, diesen jungen Menschen den Unterschied zwischen Schuld, die immer persönlicher Natur ist, und Verantwortung, die auf einem ganzen Volk lastet und nie endet, zu erklären“.

Werner weiter: „Schülern fällt es schwer, die Singularität der deutschen Schuld zu akzeptieren, weil sie glauben, dass sie junge Menschen davon abhält, sich vorbehaltlos mit der deutschen Nation zu identifizieren. Zur Entlastung zählen sie dann gerne die Verbrechen auf, die auf dem Schuldkonto anderer Nationen lasten.“ Eine Schuldentlastung durch Schuldzuweisung an andere, nennt Werner das. Schüler aus dem linksliberalen Milieu hegten keine „genuin antisemitischen Gefühle“. Die leidvolle Existenz des Staates Israel sei „der Stachel, der die Erinnerung an deutsche Verbrechen stets wachhält“.

Der Geschichtslehrer möchte über Israel aufklären und falsche Vorstellungen korrigieren. So habe Israel seine Unabhängigkeit „in fünf ihm aufgezwungenen Kriegen verteidigen“ müssen. Zudem sei es der einzige aller 192 Staaten der Vereinten Nationen, dem das Existenzrecht von anderen UN-Mitgliedsstaaten abgesprochen werde.

Gelegenheiten schaffen, um Empathie zu fördern

Deswegen möchte Werner den Existenzkampf unterstützen. Israel könne es den deutschen Kritikern nicht recht machen, „weil es die Schuld, die den Deutschen wegen ihrer Geschichte auf der Seele lastet, nicht tilgen kann“. Auch staatliches Wohlverhalten werde nicht dazu führen, „die Menschen, die sich nach der Entlastung von der Schuld der Vergangenheit sehnen, für sich zu gewinnen“.

Als Pädagoge wolle er deswegen neben sachlicher Aufklärung und rationaler Argumentation auf emotionale Reize setzen. Sein Vorschlag: Deutsche sollten mit israelischen Schulen und Kibbutzim kooperieren, um die menschliche Begegnung zu fördern: „Empathie kann nur entstehen, wenn man die Fremden kennenlernt und sich auf ihre Lebenswirklichkeit einlässt.“

Von: jbw

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