MADRID (inn) – Mehr als 130.000 sephardische Juden haben in den vergangenen vier Jahren die spanische Staatsbürgerschaft beantragt. Dies teilte das Justizministerium mit. Wenige Stunden zuvor war die Frist ausgelaufen, bis zu der Anträge gestellt werden konnten, berichtete die israelische Onlinezeitung „Times of Israel“ am Dienstag. Spanien hatte den ausländischen Sephardim seit 2015 die Möglichkeit gegeben, die spanische Staatsbürgerschaft zu beantragen, ohne ihre aktuelle Staatsbürgerschaft aufgeben zu müssen.
Die meisten Anträge seien aus Lateinamerika eingegangen, hauptsächlich aus Mexiko, Kolumbien und Venezuela. Aus Israel habe es etwa 3.000 Anfragen gegeben. Das Ministerium teilte mit, dass es alle Anträge sorgfältig prüfen würde. Neben dem Nachweis über den sephardischen Ursprung der Familie mussten die Anträge den Familiennamen, den Nachweis von Sprachkenntnissen und möglichst einen Stammbaum enthalten.
Das Erbe der Sepharden
Als Sephardim, Sepharden, werden etwa 3,5 Millionen Nachfahren von Juden bezeichnet, die bis 1492 auf der Iberischen Halbinsel lebten. Ende des 15. Jahrhunderts hatten König Ferdinand und Königin Isabella die etwa 300.000 spanischen Juden aufgefordert, zum Katholizismus zu konvertieren. Viele flohen daraufhin in das Herrschaftsgebiet des späteren Osmanischen Reiches und nach Nordwestafrika. In Israel machen die Sepharden heute etwa ein Viertel der Bevölkerung aus. Der Name geht auf den in der Bibel erwähnten Ort Sfarad zurück, der in Obadja 20 erwähnt ist. Zur Entstehungszeit des Buches sollen dort Angehörige der Verlorenen Stämme des Nordreichs Israel gelebt haben.
Spanien spricht inzwischen von einem „historischen Fehler“. Es verdanke den Nachkommen der Sepharden viel. Diese hätten viel dazu beigetragen, dass sich die spanische Sprache und Kultur auf der ganzen Welt ausgebreitet habe. Die alten jüdischen Viertel in Städten wie Cordoba und Toledo sind in der letzten Zeit zu Touristenmagneten geworden.
Von: mh