„Ich bedauere außerordentlich, dass offensichtlich einige der aus dem Zusammenhang meines Vortrages herausgenommenen Formulierungen Anlass zu Missverständnissen gegeben haben“, teilte Hans-Jürgen Abromeit am Montag mit. Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche hatte auf der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) in Bad Blankenburg am Donnerstag vergangener Woche von einer „Überidentifikation“ der Deutschen mit Israel gesprochen. Dass deutsche Politiker die Sicherheit Israels zur Staatsräson erklärten, bedeute automatisch eine Benachteiligung der Palästinenser. Unter anderem der Grünen-Politiker Volker Beck hatte Abromeit dafür heftig kritisiert. Am Sonntag erneuerte Beck seine Kritik.
Ich finde mit dieser (Abromeits) Haltung kann die Evangelische Kirche nicht ihre Arbeit in Israel und den palästinensichen Gebieten betreiben. Wenn #Abromeit in einem Lernprozess nicht Einsicht zeigt, kann er nicht dem #Jerusalemsverein vorsitzen.
— Volker Beck (@Volker_Beck) 4. August 2019
Ihm liege es fern, „die aus der deutschen Schuld und der christlichen Mitschuld gewachsene Verantwortung für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger Israels oder das Existenzrecht Israels infrage zu stellen“, erklärte Abromeit. Er habe dies sowohl in seinem Vortrag als auch sonst „mit keinem Wort“ getan.
Stattdessen habe er im Vortrag „suchend danach fragen“ wollen, ob die Bibel Impulse zur Bewegung im festgefahrenen Nahostkonflikt gebe. „Vorsichtig tastend“ habe er die Friedensbotschaft Jesu betont: „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“ Diese Botschaft solle auch heute noch gehört werden.
Landesbischöfin zeigt sich bestürzt
Abromeits Vorgesetze, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, und Abromeits Kollege im Sprengel Schleswig und Holstein, Bischof Gothart Magaard, distanzierten sich von dem umstrittenen Vortrag: „Es handelt sich bei dem Vortrag von Bischof Dr. Abromeit um seine persönliche Meinungsäußerung. Der Vortrag stellt keine Stellungnahme oder Positionsbeschreibung der Nordkirche dar“, teilten sie in einer Pressemitteilung wenige Minuten nach der Erklärung Abromeits mit.
Die Nordkirche widerspreche jeder Form von Antisemitismus und unterstütze „uneingeschränkt“ das Existenzrecht Israels und hoffe auf eine friedliche Lösung im Nahostkonflikt. „Die Nordkirche unterstützt dabei auch Organisationen und Initiativen, die sich für Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern einsetzen, wie zum Beispiel die Initiative ‚Parents Circle – Families Forum‘.“ Diese Positionen teile auch Bischof Abromeit.
Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt habe die Medienberichte über Abromeits Vortrag im Urlaub zur Kenntnis genommen: „Ich bin bestürzt und bedaure zutiefst, dass Ausführungen von Bischof Abromeit offenbar Anlass für Interpretationen gegeben haben, die die klare Haltung der Nordkirche gegen jede Form von Antisemitismus in Zweifel gezogen haben. Ich halte Begrifflichkeiten wie ‚Überidentifikation mit Israel‘ für völlig unangemessen.“
Von: nf