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Deutsch-israelischer Jugendkongress schafft Platz für Begegnung

Auf dem Jugendkongress „Future (t)here“ trafen sich dieses Jahr Jugendliche aus Düsseldorf und Haifa. Neben einem bunten Programm mit Besichtigungen, Workshops und Impulsen stand vor allem die Begegnung der deutschen und israelischen Teilnehmer im Mittelpunkt.
Beim Jugendkongress „Future (t)here“ hatten Jugendliche aus Düsseldorf und Haifa die Möglichkeit, einander zu begegnen und kulturell näherzukommen

DÜSSELDORF (inn) – Das „D’haus Junges Schauspielhaus“ hat dieses Jahr zum zweiten Mal den Düsseldorfer Jugendkongress „Future (t)here“ veranstaltet. Vom 20. bis zum 25. Juni nahmen insgesamt 32 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren teil. Nachdem im vergangenen Jahr Teenager aus Indien in der Landeshauptstadt gastierten, reisten 2019 zwölf junge Leute und drei Betreuer aus Haifa, der Partnerstadt Düsseldorfs, an. Das Jugendamt unterstützte den transkulturellen Kongress. Die gegenseitige Verständigung erfolgte auf Englisch.

Zu dem vielseitigen Programm gehörten neben gemeinsamem Essen, Stadtbesichtigungen und Freizeit auch tägliche Impulse und drei künstlerische Workshops zu den Themen Streetart, Theater und Tanz. Im Mittelpunkt standen jedoch die Freude an der Begegnung und ein gegenseitiger Austausch. Die Ergebnisse der Workshops wurden am Montagabend bei hervorragender Stimmung und bestem Wetter im „Café Eden“ vorgestellt. An diesem Treffpunkt des Veranstalters „D’haus Junges Schauspielhaus“ erfreuten sich rund 80 Menschen an dem freien Eintritt, der kostenlosen Verpflegung und vor allem an der Jugendbegegnung.

„Wir wollen transkulturellen Freiraum schaffen“

„Wir müssen uns damit beschäftigen, was andere Kulturen, andere Menschen denken“, erklärte der Veranstalter, Stefan Fischer-Fels, im Gespräch mit Israelnetz. Die internationale Zusammenarbeit biete den Jugendlichen einen Blick über den Tellerrand hinaus. Die Magie des Kongresses bestehe darin, dass sich Menschen, die sich sonst niemals begegnen würden, auf einer kreativen, künstlerischen Ebene treffen könnten. „Es geht um Freiräume, und wir wollen hier einen transkulturellen Freiraum schaffen. Es ist so wichtig, dass Menschen miteinander reden und nicht übereinander.“

Neben viel Spaß und Freude an der Gemeinschaft kam es auf dem Kongress auch zu tiefgründigeren Gesprächen, wie der Leiter des Theater-Workshops, David Benjamin Brückel, erzählte. „Es gab sehr berührende Momente und dann gab es wieder sehr witzige. Man hatte aber bei allem immer das Gefühl, dass man beieinander und miteinander in Berührung ist. Niemand wurde alleine gelassen oder ausgestoßen.“ Auch über schwierige Themen sei gesprochen worden, was mit Blick auf die deutsche Geschichte und die Scho’ah nicht einfach sei. „Es wurden Fragen gestellt, aber keine Vorwürfe gemacht. Es war sehr offen.“

„(Not) in my name – (Nicht) in meinem Namen“

Anlässlich des 30. Jubiläums der UN-Kinderrechtskonvention beschäftigten sich die Jugendlichen in den drei Workshops mit dem Thema „Das Recht auf einen Namen“. Das Jugendtreffen hatte somit das Ziel, die eigene Identität, aber auch einander besser zu verstehen. Der transkulturelle Perspektivwechsel fand unter dem Slogan „(Not) in my name – (Nicht) in meinem Namen“ statt.

Zu diesem Thema gab es tägliche Vorträge von verschiedenen Rednern. Im Fokus stand dabei an einem Tag die Vielfalt und die freie Entfaltung der Jugend. Ein anderer Impuls erzählte die Geschichte des Kampfes um die UN-Kinderrechte. Außerdem klärte die Klimaaktivistin Merle Tennie über das Projekt „Fridays for Future“ auf.

„(Not) in my name“ lautete der diesjährige Slogan des Jugendkongresses Foto: D'haus/Melanie Zanin
„(Not) in my name“ lautete der diesjährige Slogan des Jugendkongresses

Auch in den Workshops stand das Thema im Mittelpunkt. Dem Slogan folgend, suchte sich beim Streetart-Workshop zu Beginn jeder Teilnehmer einen Spitznamen aus. Unter diesen Pseudonymen fertigten die Jugendlichen in der Zeit von Freitag bis Montag bunte Malereien auf einer großen Wand an. Zudem konnten sie sich künstlerisch durch das Gestalten von T-Shirts austoben. Das Ergebnis des Workshops war eine bunte Vielfalt an Bildern mit deutschen und hebräischen Schriftzügen. Am Vorstellungsabend erläuterten die Teenager ihre Ideen und zeigten dabei gegenseitiges Verständnis und Respekt.

„Beim Tanzen ging es darum, wie jeder seine persönliche Körpersprache finden und entwickeln kann“, erklärte der israelische Workshop-Leiter Nir de Volff Israelnetz. „Wir haben viel mit Improvisation gearbeitet.“ Die Teenager konnten so ihre Wünsche, Hoffnungen und Ängste tänzerisch zum Ausdruck bringen. Bei der Vorführung präsentierten sie das bewegungsreiche Ergebnis, das sie durch Text und Gesang begleiteten. Dabei zeigten sich die Teilnehmer überraschend politisch. Ein israelischer Junge äußerte den Wunsch, sein Land solle Frieden mit den Palästinensern schließen. Viele andere bedachten in ihren Aussagen den Klimaschutz. Zu den Identitäten der Jugendlichen gehören eben auch ernstzunehmende Anliegen.

Im Theater-Workshop entwickelten die Jugendlichen unter der Leitung zweier Deutscher und einer israelischen Mitarbeiterin eigene Sketche. Diese führten sie am Montag auf einer kleinen Bühne im Schauspielhaus auf. Zu den themenbezogenen Aufführungen gehörten etwa eine dreisprachige Erläuterung des Rechts auf einen Namen laut Artikel 7 der UN-Kinderrechtskonvention und die unterschiedliche Identitätsentwicklung eines Kindes je nachdem, welchen Namen seine Eltern ihm geben.

Es waren aber auch sehr humorvolle Stücke dabei. So sorgte etwa eine kreative Darbietung des Rumpelstilzchens beim Publikum für einiges Gelächter. Insbesondere die Einheit in der Verschiedenheit der deutsch-israelischen Gruppe kam bei den Sketchen immer wieder zum Ausdruck. Beispielsweise brachten die Schauspieler, getrennt in zwei Gruppen, zunächst Vorurteile gegenüber der jeweils eigenen Kultur zum Ausdruck. Anschließend vermischten die beiden Lager sich jedoch und thematisierten als Einheit generelle Vorurteile über Teenager.

In den Workshops entdeckten und feierten die Jugendlichen gemeinsam ihre Talente Foto: D'haus/Melanie Zanin
In den Workshops entdeckten und feierten die Jugendlichen gemeinsam ihre Talente

Dankbare Mitarbeiter und Teilnehmer

Nicht nur der Dramaturg Brückel empfand die transkulturelle Zusammenarbeit der Jugendlichen als „sehr bewegend“. Auch die anderen Mitarbeiter und Teilnehmer zeigten sich dankbar für die gemeinsame Zeit. „Es war sehr bunt. Es hat sich angefühlt wie auf einer Party“, sagte ein israelischer Jugendlicher. Ein deutsches Mädchen empfand die Gemeinschaft als „lustige Gruppe“, sie habe „viele gute Gespräche“ geführt.

Allgemein äußerten deutsche und israelische Teenager den beiderseitigen Wunsch nach weiterem Kontakt und einem Wiedersehen. „Vielleicht gibt es nächstes Jahr eine Begegnung in Haifa“, stellt Fischer-Fels in Aussicht. Er hoffe, den Kongress noch einmal vergrößern zu können und noch mehr Jugendliche aus anderen Ländern zusammenzubringen.

Von: Henriette Stach

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