LONDON (inn) – Die Palästinenserin Ahed Tamimi hat am Sonntag einen Protestmarsch durch London angeführt. In britischen und israelischen Medien war von „mehreren Tausend“ pro-palästinensischen Demonstranten die Rede, die sich an der Aktion beteiligten. Sie forderten „Freiheit für Palästina“, ein Ende der „beispiellosen Angriffe Israels auf Palästinenser“ und bezeichneten Israel als „Terrorstaat“.
Der Marsch fand anlässlich des 71. Jahrestags der Gründung des Staates Israel statt. Araber bezeichnen diesen Tag als „Nakba“, zu Deutsch „Katastrophe“. Organisiert wurde die Demonstration von pro-palästinensischen Gruppen wie dem „Palästinensischen Forum in Großbritannien“, den „Freunden von Al-Aqsa“ und der „Muslimischen Gemeinschaft Großbritanniens“. Auch die politische Organisation „Momentum“ hat mitgewirkt. Sie unterstützt die Labour-Partei von Oppositionsführer Jeremy Corbyn.
„Palästina vom Fluss bis zum Meer“
Tamimi, die sich selbst eine Friedensaktivistin nennt, war nach einem Vorfall im Westjordanland international bekannt geworden. Sie hatte israelische Soldaten geschlagen und geschubst. Durch eine Videoaufzeichnung erregte der Fall große Aufmerksamkeit. Nach achtmonatiger Haft in Israel wurde sie im vergangenen Juli aus dem Gefängnis entlassen.
Auf der Kundgebung skandierte die junge Frau unter dem Beifall der Anwesenden: „Vom Fluss bis zum Meer wird Palästina frei sein!“ Damit spricht sie Israel das Existenzrecht ab.
Labour-Parteichef Corbyn unterstützte die Demonstranten mit einer Videoansprache. Der Politiker ist bekannt für eine anti-israelische Haltung. Mehrmals musste er sich dem Vorwurf stellen, in seiner Partei Antisemitismus zu fördern. Aus Protest gegen eine „Kultur des Antisemitismus und Israel-Hasses“ sind bereits mehrere Mitglieder aus der Partei ausgetreten.
„Wir dürfen nicht schweigen, wenn dem palästinensischen Volk Recht und Gerechtigkeit verwehrt werden“, erklärte Corbyn. Und weiter sagte er: „Die Labour-Partei ist sich darüber einig, dass sie die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen durch die israelischen Streitkräfte verurteilt, einschließlich der Erschießung von Hunderten unbewaffneten palästinensischen Demonstranten in Gaza – die meisten von ihnen Flüchtlinge oder Familien von Flüchtlingen –, die ihre Rechte fordern.“
My message to those on the National Demonstration for Palestine in London today:
— Jeremy Corbyn (@jeremycorbyn) 11. Mai 2019
We cannot stand by or stay silent at the continuing denial of rights and justice to the Palestinian people.https://t.co/N4tRdyG9jb #FreePalestine
Jüdische Unterstützung
Ein Sprecher der Organisation „Jüdische Stimme für Labour“, Glyn Secker, äußerte sich ebenfalls auf der Kundgebung. Er erklärte, dass jüdische Organisationen „nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sind“. Sie würden Kritik an Israel mit Antisemitismus gleichsetzen. Er warf amerikanischen Rabbinern unter anderem vor, Neo-Nazis zu Aktionen wie dem Angriff auf die Synagoge im kalifornischen Poway anzustacheln.
Watch antisemitism-denial group @JVoiceLabour’s Secretary claiming:
— Campaign Against Antisemitism (@antisemitism) 11. Mai 2019
• American Rabbis fuelled the neo-Nazis behind the Poway synagogue shooting
• Jews are “in the gutter” and embrace the EDL
• Jews reporting antisemitism “cry wolf”
• Jewish leaders are “part of the problem” pic.twitter.com/uN9y1zRp7G
Wie die Tageszeitung „Jerusalem Post“ berichtet, gab es auch eine kleine pro-israelische Gegendemonstration.
Von: dn