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Israel gedenkt seiner 26.891 Gefallenen und Terror-Opfer

Unter dem Eindruck der jüngsten Raketenangriffe aus dem Gazastreifen begehen die Israelis den Gedenktag für Gefallene und Terror-Opfer, den Jom HaSikaron. Ultra-Orthodoxe hielten dabei ihre erste eigene Veranstaltung ab.
Der israelische Regierungschef Netanjahu ehrte die Gefallenen in der zentralen Gedenkhalle

JERUSALEM (inn) – Israelis haben am Mittwoch der Gefallenen und Terror-Opfer gedacht. Um 11 Uhr Ortszeit ertönten landesweit Sirenen. Während der zwei Minuten hielten die Menschen inne. Im Verlauf des Tages kamen sie zu verschiedenen Veranstaltungen auf den Militärfriedhöfen zusammen.

Bereits am Dienstagabend begann der Gedenktag um 20 Uhr mit einer einminütigen Sirene. Staatspräsident Reuven Rivlin eröffnete die zentrale Veranstaltung an der Klagemauer. In seiner Rede betonte er die Bedeutung der Soldaten, die Dienst tun. An sie gewandt sagte er: „Heute liegt unser Wohl mehr denn je von Ihnen ab.“

Seit dem vergangenen Gedenktag sind 95 Namen zu der Liste der Gefallenen und Terror-Opfer hinzugekommen. Insgesamt sind es 23.741 Gefallene und 3.150 Terror-Opfer. Zu den Letzteren sind erst am Sonntag während der Raketenangriffe aus dem Gazastreifen vier dazugekommen. Die Zählung beginnt mit dem Jahr 1860, als das erste Wohnviertel außerhalb der Jerusalemer Stadtmauern, Mischkenot Scha’ananim, entstand. Das Viertel war aufgrund seiner äußeren Lage anfälliger für Beduinenüberfälle und Plünderungen.

Netanjahu: Wir bringen Soldaten zurück

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte am Mittwoch in seiner Rede auf dem Herzlberg, nach den neuerlichen Raketenangriffen aus dem Gazastreifen sei die Militäroperation noch nicht vorüber. Zwischen Israel und seinen Feinden gebe es ein moralisches Gefälle: „Wir wollen nur aufbauen, sie wollen zerstören.“ Er betonte zudem, dass Israel eine iranische Atombombe nicht zulassen werde. Das Regime in Teheran hatte am Mittwoch gedroht, aus Teilen des Atomdeals auszusteigen, wenn dieser nach dem Ausstieg der USA nicht neu aufgelegt werde.

Bereits am Dienstag gelobte Netanjahu bei einer Rede an der Jerusalemer Gedenkstätte Jad LeBanim, die Überreste aller Soldaten ins Land zurückzubringen. Er dankte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, der bei der Rückführung der Leiche von Sacharia Baumel behilflich war. Baumel wurde seit 1982 nach einem Einsatz im Libanon vermisst. Zwei weitere Soldaten, Zvi Feldman und Jehuda Katz, gelten seit damals immer noch als verschollen. Im Gazastreifen hält die Hamas die Überreste von Oron Schaul und Hadar Goldin zurück. Beide fielen während der Militäroperation „Starker Fels“ im Sommer 2014.

Die Mutter von Hadar Goldin, Leah Goldin, appellierte aus Anlass des Gedenktages einmal mehr an die Regierung, die Bemühungen um eine Rückführung zu verstärken. Ihre Situation beschrieb sie als Gefangenschaft. „Während andere Familien die Gräber der Gefallenen besuchen können, bleibe ich gefangen.“ Ihr Anliegen will sie nicht als persönlichen Kampf verstanden wissen, sondern als eine Frage des nationalen Ethos‘.

Gedenken bei Ultra-Orthodoxen

Erstmals haben auch ultra-orthodoxe Juden mit einer eigenen Veranstaltung der Gefallenen gedacht. Bei der Zeremonie am Dienstagabend waren die beiden Jerusalemer Oberrabbiner, Arje Stern und Schlomo Amar, betroffene Familien, Armeevertreter und Soldaten dabei. Insgesamt kamen 800 Menschen in das Kulturzentrum Hechal Schlomo (Palast Salomos). Das Gebäude neben der Großen Synagoge in der King-George-Straße war früher der Sitz des israelischen Oberrabbinats.

Die ultra-orthodoxe Einheit Netza Jehuda (Ewigkeit Judas) hat den Gedenktag organisiert. Zwei Mitglieder, Josef Cohen und Jovel Mor Josef, waren Mitte Dezember bei einem Terrorangriff beim Außenposten Giv’at Assaf getötet worden. Für die Onlinezeitung „Times of Israel“ ist die Veranstaltung ein Zeichen dafür, dass die Haltung der Ultra-Orthodoxen zu Staat und Armeedienst im Wandel begriffen ist. Traditionell lehnen viele Ultra-Orthodoxe den Staat Israel aufgrund seiner weltlichen Ausrichtung ab.

Der Gedenktag wurde 1951 vom damaligen Regierungschef und Verteidigungsminister David Ben-Gurion eingerichtet. Er findet normalerweise am 4. Tag des jüdischen Monats Ijar statt. In diesem Jahr wurde er um einen Tag vorverlegt, damit der direkt anschließende Unabhängigkeitstag nicht den Beginn des Schabbat am Freitagabend stört.

Von: df

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