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Proteste gegen Lebendtransport von Schafen und Rindern nach Israel

Jedes Jahr werden Zehntausende Rinder und Schafe von Europa oder Australien lebend nach Israel transportiert. Tausende Tiere verenden während der Transporte qualvoll. Am Wochenende gab es Proteste.
Bei jedem Transport von Australien in den Nahen Osten verenden Tausende Tiere

TEL AVIV (inn) – In Tel Aviv haben am Wochenende Tausende Menschen gegen die Lebendtransporte von Tieren nach Israel demonstriert. Anfang April hatte der australische Fernsehsender „Nine Network’“ in seinem Nachrichtenmagazin „60 Minutes“ die schockierenden Bedingungen aufgezeigt, unter unter denen die Tiere transportiert werden.

In dem Bericht wurde der Transport von rund 64.000 Schafen auf dem Frachter „Awassi Express“ nach Katar dokumentiert. Die Aufnahmen waren im Sommer 2017 heimlich von Tierschützern gemacht worden. Sie zeigen, wie die Tiere furchtbare Qualen erleiden. Eng zusammengepfercht konnten sie sich auf der mehrwöchigen Reise nicht bewegen, um an Futter oder Wasser zu gelangen. Aus Platzmangel konnten sie sich auch nicht legen. Sie standen bei hohen Temperaturen wochenlang in ihren eigenen Exkrementen.

Australien ordnet Untersuchungen an

Die Aufnahmen zeigen auch Lämmer, die an Bord geboren werden und in den Exkrementen liegen. Die Transportunternehmen sind dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass keines der Tiere an Bord trächtig ist. Die auf See geborenen Jungtiere überleben die Reise meist nicht. Bei dem dokumentierten Transport verendeten rund 2.400 Schafe. Sie wurden über Bord geworfen.

Australiens Landwirtschaftsminister David Littleproud äußerte sich nach der Ausstrahlung entsetzt. Er ordnete eine Untersuchung der Lebendtransporte an.

Schlachtung oder Mast in Israel

Die Dokumentation zeigte zwar keinen Transport nach Israel. Doch sie steht beispielhaft für die Lebendtransporte. Sind die Tiere in Israel angekommen, werden sie auf Lkw verladen und in Schlachthäuser oder Gebäude zum Mästen transportiert. Auch diese Transporte ziehen sich über mehrere Stunden hin. Um Infektionen durch die Überfüllung bei den Transporten zu vermeiden, werden die Tiere mit Antibiotika behandelt.

Israels Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, zeigte sich nach dem Fernsehbeitrag von „60 Minutes“ schockiert. Er forderte einen sofortigen Importstopp von Tieren aus Australien. Die Ehefrau des israelischen Premierministers, Sara Netanjahu,äußerte über Facebook, sie sei „geschockt“. Sie sprach von „herzbrechenden Bildern“.

Tausende demonstrieren in Tel Aviv

Am Samstagabend versammelten sich in Tel Aviv mehr als 3.000 Menschen, um gegen die Tiertransporte zu protestieren. An der Demonstration beteiligten sich auch mehrere Knessetmitglieder verschiedenster Parteien. Scharren Haskel (Likud), die sich in der Knesset für den Tierschutz einsetzt, sagte in einer Ansprache: „Der ständige Missbrauch lebender Kreaturen während dieser quälenden Leidenswege unter entsetzlichen Bedingungen von Überfüllung und Schmutz ist unvereinbar mit einer moralischen Gesellschaft. Es gibt keine Vorteile von Lebendtransporten und der Kampf gegen sie ist ein Kampf für Menschlichkeit und Mitgefühl in uns allen.“

Dov Chenin von der Hadasch-Fraktion wies auf die steigenden Temperaturen im Sommer hin. „Die schrecklichen Bedingungen bei diesen Lebendtransporten werden sich dann noch weiter verschlimmern“, betonte er.

Proteste gab es am Wochenende auch in den australischen Städten Melbourne und Fremantle .

Gericht fordert Eingreifen der Regierung

Laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ wurden im vergangenen Jahr rund eine halbe Million lebende Tiere von Australien oder Europa nach Israel transportiert. Im Januar und Februar dieses Jahres waren es mehr als 105.000 Tiere – 163 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2017. Australien liefert seit etwa 60 Jahren lebende Tiere in den Nahen Osten und die Türkei.

Das Oberste Gericht in Jerusalem hat die Regierung im Februar dazu aufgefordert, etwas gegen das Leiden der Tiere zu unternehmen, die zum Mästen und Schlachten nach Israel gebracht werden. Bis zum 30. April erwartet das Gericht einen entsprechenden Vorschlag.

Von: dn

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