JERUSALEM (inn) – Mit Feuerwerken, Grillfesten, Ausflügen und verschiedenen Zeremonien haben die Israelis seit Mittwochabend den 70. Unabhängigkeitstag gefeiert. Der Tag schloss sich direkt an den von Trauer geprägten Gedenktag für die Gefallenen und Terror-Opfer an. Die Nähe und der Kontrast dieser beiden Tage stehen für den Umstand, dass der Gewinn der Unabhängigkeit auch mit schmerzhaften Verlusten verbunden ist.
Bei der Fackelzeremonie auf dem Jerusalemer Herzlberg entzündeten zuvor ausgewählte Personen die zwölf Fackeln, die für die zwölf Stämme Israels stehen. Knessetsprecher Juli Edelstein verwies in seiner Rede auf die Vielfalt der israelischen Bevölkerung. Dies sei das Geheimnis der „israelischen Magie“. Die Gesellschaft sei ein „wunderbares Mosaik an Stämmen und Farben, Glaubensrichtungen und Meinungen, Herkunftsländern und Lebensstilen“. Gemeinsam habe die Gesellschaft eine „Oase der Demokratie“ und eine „technologische Weltmacht“ geschaffen.
Netanjahu: Das Licht überwindet die Dunkelheit
Regierungschef Benjamin Netanjahu ging in seiner Rede gedanklich weiter und betonte, Israel sei im Begriff, eine Weltmacht zu werden. „In weiteren 70 Jahren wird man hier ein Land vorfinden, das 70 Mal stärker ist – denn das, was wir bis heute getan haben, ist erst der Anfang.“
In seiner Rede kam Netanjahu auch auf die Menora als Symbol des Staates zu sprechen. „Im Jahr 70 gingen die Lichter der Menora aus“, sagte er mit Blick auf die Zerstörung des Tempels durch die Römer. „Aber heute, im 70. Jahr der Unabhängigkeit, ist die Menora das Symbol unserer Nation, und ihr Licht leuchtet stärker denn je. Auch heute wollen einige die Menora auslöschen, das Licht, das von Zion scheint. Aber ich versichere Ihnen, das wird nicht passieren. Es wird nicht passieren, denn das Licht überwindet immer die Dunkelheit.“
Netanjahu dankte einmal mehr US-Präsidenten Donald Trump für dessen Entscheidung, die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. Er meinte weiter, die „Faszination Israels“ erreiche so langsam auch die arabische Welt. Israel reiche denjenigen die Hand, die Frieden suchen.
Die Anwesenheit des Regierungschefs war zuvor umstritten. In der Regel ist der Knessetsprecher der höchste Würdenträger bei der jährlichen Fackelzeremonie. Anlässlich des runden Jubiläums fanden beide Staatsmänner zu einem Kompromiss. Netanjahu entzündete eine Fackel im Namen aller bisherigen Regierungen.
Lied und Schauspiel
Bei der Zeremonie durften Showeinlagen nicht fehlen. Das Lied „Hallelujah“, mit dem Israel 1979 den Eurovision Song Contest gewann, wurde zeitgleich an 20 Orten in aller Welt aufgeführt. In kleinen Szenen präsentierten Schauspieler wichtige Ereignisse in der Geschichte des jüdischen Volkes, von der Gesetzgebung am Berg Sinai über die Zerstörung des Zweiten Tempels bis hin zum Holocaust.
Ehrung für Soldaten
Am Donnerstagmorgen fanden die Feierlichkeiten eine Fortsetzung. Staatspräsident Reuven Rivlin ehrte 120 Soldaten für herausragende Leistungen. Der 78-Jährige würdigte dabei die Alarmbereitschaft angesichts der Bedrohung an der Nordgrenze durch den Iran. „Liebe Soldaten, wir sehen die Last der Verantwortung, die auf Euren Schultern ruht. Wir danken Euch.“
Im Anschluss an die Zeremonie ging es noch ans Eingemachte: Das Finale des Internationalen Bibelquiz‘ stand an. Der Sieger dieses Jahres heißt Asriel Schilat, ein Talmudschüler aus Hazor Haglilit, einer Stadt bei Safed im Norden des Landes.
Höhepunkt des Tages war auch die alljährliche Flugshow der israelischen Luftwaffe, inklusive des Kampfjets F-35, der als eines der fortschrittlichsten Flugzeuge gilt. Nach Angaben der Parkbehörde besuchten rund 100.000 Israelis bei strahlend blauem Himmel die verschiedenen Parks, rund 18.000 campierten rund um den See Genezareth.
Von: df