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Präsident von „Pax Christi“ in Österreich tritt zurück

Kirchen müssen Antisemitismus bekämpfen – auch dessen neue Erscheinungsformen. Das sagt der Linzer Bischof Scheuer. Da er dies bei „Pax Christi“ in Österreich nicht gewährleistet sieht, ist er als Präsident der Organisation zurückgetreten.
Warnt vor den neuen Formen des Antisemitismus: Der Linzer Diözesanbischof Scheuer

LINZ (inn) – Der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer ist am vergangenen Freitag von seinem Amt als Präsident von „Pax Christi“ in Österreich zurückgetreten. Die Differenz mit der Organisation, die ihn zum Rücktritt bewogen habe, „entzündet sich bei der Kritik an der Politik Israels bzw. bei der Einschätzung dieser Kritik als antisemitisch“, gab er am Montag gegenüber der „Katholischen Presseagentur Österreich“ an.

Konkreter Auslöser war nach Angaben des Bischofs ein Bericht eines Mitglieds der Israelitischen Kultusgemeinde Linz, Anna Mitgutsch, über einen Vortrag, den „Pax Christi“ am 26. Mai organisiert hatte. Zu dem Thema „Der Nahostkonflikt und die Rolle der Europäischen Union“ sprach Salah Abdel Schafi, der für die Palästinenser als „Botschafter“ in Österreich auftritt. Der Vortrag lässt sich online auf „Dorf TV“ ansehen.

Mitgutsch: Antisemitismus flammt auf

Mitgutsch beklagte, sie habe an diesem Abend keine Gelegenheit gehabt, Gegenargumente vorzubringen. Im Gegenteil, im Saal habe sich „Geschimpfe“ breit gemacht, als sie dies versucht habe. Zudem sei in der Einleitung zu dem Vortrag Israel als „Diktatur“ bezeichnet worden.

Für Mitgutsch ist dies Beleg für ein neuerliches Aufflammen des Antisemitismus. Zwar gebe es gute Beziehungen zwischen der Israelitischen Kultusgemeinde und der katholischen Kirche auf der Führungsebene. „Aber eine Stufe drunter sieht es nicht so gut aus. Der Antisemitismus ist im Steigen begriffen. Das macht uns betroffen“, sagte sie laut der „Kirchenzeitung“ der Diözese Linz.

„Pax Christi“: Kein Antisemitismus

Die Vorsitzende von „Pax Christi“ in Oberösterreich, Christine Schacht, gestand zu, dass die Bezeichnung Israels als „Diktatur“ ein Fehler gewesen sei. Dafür entschuldigte sie sich gegenüber der „Kirchenzeitung“. Sie wolle sich deswegen auch an die Kultusgemeinde wenden.

Den Vorwurf des Antisemitismus weist der Moderator des Abends, Meinrad Schneckenleithner, hingegen zurück. Schneckenleithner ist Vizepräsident und designierter Generalsekretär von „Pax Christi“ Österreich. „Die Politik des Staates Israel ist kritisiert worden. Das ist nicht antisemitisch. Dass die Besatzung von Palästinensergebieten völkerrechtswidrig und zu beenden ist, muss man sagen dürfen.“ An dem Abend sei niemandem das Wort abgeschnitten worden, wenn auch eine gespannte Stimmung im Saal vorhanden gewesen sei.

Scheuer: Antisemitismus bekämpfen

Wie Bischof Scheuer in seiner Stellungnahme weiter ausführte, teile er die Sorgen der jüdischen Gemeinden über einen wachsenden Antisemitismus in Europa. „Jede Form des Antisemitismus ist schändlich und auf das Schärfste zu verurteilen.“ Kirche, Politik und Gesellschaft müssten Hellhörigkeit und Entschiedenheit beweisen, ihn zu bekämpfen. Antisemitismus zeige, wie „geschichtsvergessen Menschen sind, dass sie die ganze Katastrophe der Scho’ah nicht präsent haben“. Auf der anderen Seite kämen ganz neue Formen des Antisemitismus ans Tageslicht.

Zugleich betonte Scheuer, dass „Pax Christi“ die „entschiedene Verurteilung des Antisemitismus mehrfach ausgedrückt“ habe. Das Engagement für NS-Verfolgte und für das Gedenken der Opfer dieser Verbrechen gehört zum Kern des Engagements von ‚Pax Christi‘.“

Aufruf zum Warenboykott

Die Organisation „Pax Christi“ versteht sich als „internationale katholische Friedensbewegung“. Sie wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gegründet, um Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich zu schaffen. In der Vergangenheit hat sie zum Boykott von Waren aus den Siedlungsgebieten aufgerufen.

Die deutsche Abteilung hatte die Organisation „Free Gaza Movement“ unterstützt. Deren Ziel ist es, die sogenannte Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen – obwohl Israel den Warenverkehr nicht unterbindet, sondern lediglich kontrolliert. Kritiker wie der amerikanische Journalist Jeffrey Goldberg werfen der Organisation vor, Israel entrechten zu wollen. Außerdem sei es heuchlerisch, nur Israel zu kritisieren, die ägyptische Kontrolle des Grenzübergangs jedoch nicht zu thematisieren.

Von: df

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