CASABASAS / TEL AVIV (inn) – Eine Geschichte, die das Herz berührt: Der 17-jährige Drew Principe aus Kalifornien hat eine Spendenaktion gestartet, um seinem 89-jährigen Freund, dem Holocaust-Überlebenden Henry Oster, eine Reise nach Israel zu ermöglichen. Dort ist Osters letzter lebender Verwandter, ein Cousin, sesshaft. Der Jugendliche sammelte insgesamt umgerechnet rund 13.500 Euro, damit Oster im Heiligen Land seine Bar Mitzwa nachfeiern kann.
Alles begann, als der Holocaust-Überlebende Oster in Principes Schule bei einer Veranstaltung seine Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs schilderte, berichtet die kalifornische Regionalzeitung „Ventura County Star“. Dies faszinierte den Jugendlichen so sehr, dass er zu einer Frage-Antwort-Runde im Anschluss erschien. Dabei fand er heraus, dass Oster noch nie in Israel war.
It all started with a bracelet given after a January assembly at Viewpoint High School in Calabasas. https://t.co/UWWXMJ368C
— Ventura County Star (@vcstar) 19. Juni 2017
Der Junge entschied sich, anschließend zu warten, bis der Raum leer wurde. Und so schenkte der Jugendliche dem Senioren ein Armband, das er vor ein paar Jahren bei einer Reise in Israel gekauft hatte. „Etwas in mir zwang mich, ihm das Armband zu geben“, erklärte der 17-Jährige. So könne Oster einen Teil von Israel bei sich haben. Auf dem Lederarmband steht das Schma Jisrael, ein jüdisches Gebet. Oster sagte: „Das ist wirklich eine Geste, die nicht gemessen werden kann. […] Ich trage keinen Schmuck, aber ich habe es noch nicht abgenommen – außer zum Duschen.“
Einziger lebendiger Verwandter lebt in Tel Aviv
Nach diesem kurzen Treffen musste der Jugendliche zurück in den Unterricht. Im Anschluss an die Begegnung trat Oster jedoch mit Principes Schulleiter in Kontakt, damit er dem Jugendlichen noch einmal richtig danken konnte. Kurze Zeit später trafen sie sich, gemeinsam mit der Mutter des Teenagers. Daraus entstand eine „lebensverändernde“ Freundschaft, wie Principe sagt.
In weiteren Treffen der Familie erfuhr der Jugendliche, dass ein Cousin von Oster in Tel Aviv lebt, den er allerdings noch nie getroffen hat. Er fand auch heraus, dass die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Oster als Opfer des Holocausts gelistet hat und nicht als Überlebenden.
Hohe Spendensumme zusammengekommen
Daraufhin schrieb der Jugendliche einen Brief an seine Familie und Freunde. Er wolle es dem 89-jährigen Mann ermöglichen, nach Israel zu gelangen und seinen Verwandten zu treffen. Die Briefempfänger sandten die aufgeschriebene Geschichte wiederum an Bekannte. So kamen umgerechnet knapp 13.500 Euro zusammen.
Als Oster erfuhr, was sein jugendlicher Freund plante, war es für ihn schwer, dies anzunehmen. Bereits bei dem Armband habe er gezögert, es anzunehmen. „Es ist eine sehr emotionale Erfahrung“, kommentiert der Holocaust-Überlebende.
Laut der Lokalzeitung reisen Oster und seine Frau sowie der Jugendliche inklusive seiner Familie diese Woche nach Israel. Am Ankunftstag soll er endlich seinen Cousin treffen. Später soll der 89-Jährige offiziell in Yad Vashem als Holocaust-Überlebender anerkannt werden. Und es steht die Bar Mitzwa an, die Oster vorher aufgrund seiner Deportation aus Deutschland nach Polen nie feierte. Mit der Zeremonie wolle er seine Eltern ehren und alle Opfer, die nie die Gelegenheit zu einer Bar Mitzwa hatten.
Von: mab