BERLIN (inn) – Die Jewish Agency (JA) und die christliche Organisation Ebenezer haben am Dienstag in Berlin ein gemeinsames Büro eröffnet – das „Israel Programm Center“ (IPC). Beide Organisationen setzen sich für die Einwanderung von Juden nach Israel ein. Der internationale Leiter von Ebenezer, Markus Ernst, sprach von einem Meilenstein und einem historischen Moment. Rund 80 Gäste waren bei der Eröffnungsfeier anwesend. Unter ihnen waren neben Vertretern der beiden Organisationen der stellvertretende israelische Botschafter in Deutschland, Avraham Nir-Feldklein, sowie die Vorsteherin des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf, Annegret Hansen (SPD).
Ein Beispiel für segensreiche Zusammenarbeit
„Wir wollen für die Alijah entscheidende und erfolgreiche Partner sein“, erklärte Ernst. Für Ebenezer sei es ein Privileg, mit der JA zusammenarbeiten zu können. Dass gerade in Berlin ein solches gemeinsames Büro eröffnet werden könne, sei angesichts der deutschen Geschichte von Bedeutung. „Wir wollen, dass hier in diesem Büro Leben entsteht und Leben fließt. Wir wollen, dass es hier eine vorbehaltlose Unterstützung für die Alijah gibt und dass hier Bildungsarbeit geschieht und Informationen über Israel weitergegeben werden. Wir wollen, dass dies hier ein Beispiel für eine segensreiche Zusammenarbeit zwischen Juden und bibelgläubigen Christen ist.“ Das Vertrauen und die starke Partnerschaft zwischen Ebenezer und der JA habe sich über viele Jahre entwickelt. Die Eröffnung des gemeinsamen Büros sei ein großer Schritt.
Der Vorsitzende der Jewish Agency, Natan Scharanski, ging in seinem Grußwort auf seine besondere Beziehung zu Berlin ein. Der in der früheren Sowjetunion geborene Jude erinnerte an seine Freilassung nach acht Jahren Haft wegen angeblicher Spionage. Direkt vom Gefängnis aus sei er weggeflogen worden. Wohin man ihn brachte, wurde ihm nicht gesagt, erst auf dem Flughafen habe er realisiert, dass er in der DDR gelandet war. Darüber sei er sehr enttäuscht gewesen. „Ich dachte, jetzt bin ich frei, aber ich war immer noch in der kommunistischen Welt“, so Scharanski. Auf der Glieniker Brücke in Berlin wurde er schließlich gegen einen sowjetischen Spion ausgetauscht und wanderte daraufhin nach Israel ein. „Von jetzt an soll Berlin das Wort sein, das für mich Freiheit bedeutet?“, fragte sich Scharanski. Er bezeichnete es als sehr symbolisch und wichtig, dass die Jewish Agency zusammen mit ihren christlichen Freunden von Ebenezer nun ein gemeinsames Büro eröffnet. Deutschland sei zu einem der wichtigsten Zentren für die Jewish Agency geworden.
Aufstehen gegen Antisemitismus
Annegret Hansen zeigte sich erfreut darüber, dass die beiden Organisationen Charlottenburg für den Sitz des Büros ausgewählt haben. Ihr Bezirk sei stolz auf sein jüdisches Leben. „Ich kann Ihnen versichern, dass wir im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf gegen jede Art von Antisemitismus aufstehen“, betonte die SPD-Politikerin.
„Den Menschen dienen“
Der Geschäftsführer von Ebenezer, Johannes Barthel, erklärte, warum sich seine Organisation für die Einwanderung von Juden nach Israel einsetzt. Ausschlaggebend dafür sei ein Vers aus dem biblischen Buch Hesekiel (37,25). Dort heißt es: „Und sie sollen wieder in dem Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, darin ihre Väter gewohnt haben. Sie sollen darin wohnen ewiglich […].“ Ihm gehe es vor allem darum, den Menschen zu dienen. „Wenn wir einer Familie hier dienen können und sie durch dieses Zentrum eine gute Alijah hat, dann hat sich diese Arbeit gelohnt.“
Das Mitglied des deutschen Vorstandes von Ebenezer International, Hans-Günther Wege, erklärte gegenüber Israelnetz: „Vor 25 Jahren war es noch nicht vorstellbar, dass Christen und Juden so aufeinander zugehen, dass von beiden Seiten der Zugang bewusst gesucht und aktiv gestaltet wird. Ich denke, dass diese Eröffnung in Berlin Signalwirkung für Juden in ganz Deutschland haben wird. Von dieser Stadt ist sehr viel Unheil gegen das jüdische Volk ausgegangen, das scheint sich langsam umzukehren. Ich glaube, dass von diesem Büro ein großer Segen für die deutschen Juden ausgehen kann. Darin sehen wir Gottes Wirken. Das ist faszinierend.“
Das „Israel Programm Center“ will Juden bei der Einwanderung nach Israel unterstützen. Es soll zudem Begegnungsstätte für Juden sein. Ferner vermittelt es Freiwilligendienste oder Sprachkurse in Israel.
Dana Nowak