JERUSALEM (inn) – Die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem hat den Internethändler Amazon aufgefordert, keine Bücher mehr anzubieten, die den Holocaust leugnen. Der Bibliotheksleiter der Jerusalemer Gedenkstätte, Robert Rozett, teilte am Sonntag mit, er habe einen entsprechenden Brief an Amazon-Geschäftsführer Jeff Besos geschrieben. Darin habe er Unterstützung zugesagt, um „die Verbreitung von Hass einzuschränken“.
Yad Vashem habe Amazon in dieser Angelegenheit bereits zuvor angesprochen, führte Rozett weiter aus. Doch das Unternehmen habe darauf bestanden, das Angebot nicht einzuschränken. Als Grund habe Amazon Informationsfreiheit angegeben. Angesichts der neuerlichen antisemitischen Vorfälle in den USA hofft Rozett, dass Amazon diese Haltung überdenkt.
Erst in der Nacht auf Sonntag wurde ein jüdischer Friedhof in Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania geschändet. Bereits am vergangenen Wochenende hatten Unbekannte auf einem jüdischen Friedhof in University City bei St. Louis im Bundesstaat Missouri randaliert. Darüber hinaus haben am vergangenen Montag zehn jüdische Gemeindezentren Bombendrohungen erhalten. Es war die vierte derartige Welle binnen eines Monats.
Umstrittenes Angebot
Laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ bietet Amazon einschlägige Bücher in Ländern wie den USA oder Großbritannien an, wo Holocaust-Leugnung kein Straftatbestand ist. Dort ist etwa das 1969 erschienene Buch „Der Mythos der sechs Millionen“ des amerikanischen Historikers David Hoggan im Angebot. In Ländern wie Deutschland und Frankreich, wo Holocaustleugnung ein Straftatbestand ist, hat Amazon die Bücher nach einer Anfrage der britischen Tageszeitung „Times“ aus dem Angebot genommen. Das berichtete die britische Tageszeitung „Independent“ am Sonntag.
Der Vorsitzende der britischen Organisation „Kampagne gegen Antisemitismus“, Gideon Falter, beklagte, jeder, der nach Büchern zum Holocaust suche, darunter auch Schüler, stoße bei Amazon auf eine „Klärgrube von Neonazi-Titeln“. Der Geschäftsführer des amerikanischen „Anne-Frank-Zentrums für wechselseitigen Respekt“, Steven Goldstein, rief zu einem Boykott von Amazon auf. Solange Amazon diese Titel anbiete, mache es sich zu einem Komplizen der Holocaust-Leugnung, sagte Goldstein dem „Independent“.
Von: df