JERUSALEM (inn) – Ein polnisches Geschwisterpaar dachte das gesamte Leben, dass alle ihre Familienmitglieder im Holocaust ermordet worden seien. Jetzt haben die beiden zum ersten Mal am Dienstag ihre Cousinen im Yad-Vashem-Museum in Jerusalem getroffen. Fania Blakay hatte in diesem Jahr einen Hinweis zu ihrem Vater in der Datenbank von Yad Vashem gefunden. Der Schwager des Vaters hatte das dazugehörige Dokument ausgefüllt. Blakay dachte bis dahin, dass dieser gestorben sei.
Wie sich herausstellte, hatte der Schwager des Vaters den Holocaust überlebt und war mit seiner Frau und den Töchtern nach Israel ausgewandert. Die Töchter, also Blakays Cousinen, leben immer noch in Israel. Am Dienstag trafen Blakay und ihr Bruder Gennadi Band, die beide auch in Israel leben, auf ihre Cousinen Henia Moskowitz und Rywka Patchnik. Dies teilte Yad Vashem mit.
Ein winziges Detail brachte die Zusammenführung
Der familiäre Hintergrund der Familien ist komplex: Nisan Band wurde 1912 in Warschau geboren. Er hatte fünf Schwestern. 1939 flohen Nisan und seine Frau Ida in die damalige UDSSR, wo er bis zu seinem Tode 1983 lebte. Seine Kinder Fania und Gennadi wanderten in den 1990er-Jahren nach Israel aus. Tochter Fania reiste dieses Jahr, auf der Suche nach ihren familiären Wurzeln, nach Polen. Dort durchsuchte sie die zentrale Datenbank von Yad Vashem nach den Namen der Opfer. Sie fand ein Dokument, das ein gewisser Symcha Borenstein ausgefüllt hatte. Es war eine Erinnerung an ihren Vater Nisan. Am Ende des Dokuments war eingetragen, dass Borenstein Nisans Schwager war.
In den vergangenen Woche besuchte Fania mit ihrem Sohn Evgeni Yad Vashem in Jerusalem. Dort fand eine Mitarbeiterin heraus, dass Nisans Schwester Jenta Borenstein (Mädchenname: Band) auch in der UDSSR den Zweiten Weltkrieg überlebt hatte. Ihre vier Kinder wurden in Sibirien geboren. Jenta und Symcha wanderten mit ihren zwei Töchtern Rywka und Hana nach Israel aus. Die Recherche der Mitarbeiterin offenbarte, dass Rywka und Henia noch in Israel am Leben sind.
„Ich bin tief bewegt und sehr glücklich“, sagte Blakay. „Mein Vater hatte immer den Traum, Familienmitglieder wiederzufinden. Heute ist dieser Traum wahr geworden.“ Die wiedergefundene Cousine Moskowitz konnte die Nachricht erst nicht glauben, als Yad Vashem sie informierte. „Zuerst dachte ich, die haben sich bestimmt geirrt“, sagt Moskowitz. Aber heute habe sie beim ersten Blickkontakt sofort eine Verbindung festgestellt: „Meine Familie ist über Nacht angewachsen.“
mm