JERUSALEM (inn) – Der Fürst Eugène II. de Ligne gewährte während des Holocaust mehr als 40 jüdischen Kindern Zuflucht auf seinem Anwesen Beloeil in Belgien. Am Mittwoch hat Israels Staatspräsident Reuven Rivlin Familienmitglieder beider Seiten in seiner Jerusalemer Residenz begrüßt.
Die Delegation der Nachfahren des belgischen Fürsten führte Fürst Michel de Ligne an, wie das israelische Präsidialamt mitteilte.
Stellvertretend für alle Angehörigen erklärte er bei dem Empfang, es sei ein sehr wichtiger Tag für die ganze Familie. Denn ihre Großeltern hätten nie einen Baum in der „Allee der Gerechten“ in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gepflanzt. Weiter sagte er: „Ehrendes Gedenken an das, was sie taten, ist eine Pflicht für jeden von uns“. Die Geschichte dürfe nicht vergessen werden.
Für die damals geretteten Kinder sprach Avraham Kaputka. Im Angesicht des Tötungsapparates der Nazis hätten sich einige Menschen und Einrichtungen dafür eingesetzt, Menschenleben zu retten. Er und 44 andere Kinder seien durch die Familie De Ligne gerettet worden. Sechs von ihnen seien anwesend. Kaputka ergänzte: „Es gibt keine Worte, die unsere Gefühle für Fürst Eugène und seine Frau Philippine beschreiben. […] Heute danken wir Fürst Michel de Ligne für seinen Beitrag zur Erhaltung der Erinnerung an die Geschichte unserer Rettung.“
Rivlin: Erinnerung bewahren
Staatspräsident Rivlin begrüßte seine Gäste herzlich und erklärte, sie seien als eine Familie zusammen, die Nachfahren der De Lignes und die geretteten Kinder. Das Vermächtnis von Eugène und Philippine werde von den Nachfahren und den Geretteten getragen. Die Überlebenden der Scho‘ah würden immer weniger. Der Besuch der belgischen Familie und der Familien der Überlebenden zeige, dass sie die Erinnerung bewahren wollten. „Die Erinnerungen der Opfer, die Erinnerung des dunkelsten Bösen und die Erinnerung an großen Mut und Überleben.“
Wie die Deutsche Presse-Agentur schreibt, wurde das Anwesen der De Lignes während der deutschen Besetzung Belgiens mehrmals durchsucht. Das Fürstenpaar habe einiges aufs Spiel gesetzt. Dafür wurden die Belgier 1975 von Yad Vashem geehrt und zu „Gerechten unter den Völkern“ erklärt. (ukn)