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Geschichte der israelisch-russischen Beziehungen

Am Montag kommt Wladimir Putin zu einem eintägigen Besuch nach Israel. Für seine Delegation mit Ministern und Geschäftsleuten wird eine Luftbrücke von vier Flugzeugen eingerichtet. Am Dienstag will Putin das palästinensische Bethlehem besuchen und von dort nach Jordanien weiterreisen.
Beziehungen mit langer Geschichte: Russische Pilger in Jerusalem

Der russische Präsident hat Israel 2005 schon einmal besucht. Die jetzige Visite gilt als besonders wichtig wegen der regionalen Kontroversen, bei denen Moskau und Jerusalem teilweise gegensätzliche Positionen einnehmen. Die Russen wollen unbedingt ihren Militärhafen im syrischen Tartus behalten und helfen deshalb dem Assad-Regime. Obgleich sich auch die Russen vor den Folgen einer iranischen Atombombe fürchten, weigern sie sich, mit Sanktionen und diplomatischem Druck gegen das iranische Atomprogramm vorzugehen, wie es Israel seit 15 Jahren fordert.
Die russisch-israelischen Beziehungen haben eine lange Geschichte. Bei der Gründung Israels 1948 waren die Amerikaner eher skeptisch und zurückhaltend, während die Stalinisten in der damaligen Sowjetunion erwarteten, dass sich das damals sozialistisch ausgerichtete Israel dem Osten zuwenden würde. Seinen Unabhängigkeitskrieg bestritt Israel mit sowjetischen Waffen. Sie wurden über die Tschechoslowakei geschmuggelt. Israel pflegte diplomatische Beziehungen mit Moskau, zeitweilig mit der späteren Premierministerin Golda Meir als Botschafterin. Die Beziehungen verschlechterten sich, als die Sowjetunion immer aktiver die arabischen Feinde Israels bewaffnete und sich sogar mit „Beratern“ und Piloten an den Kriegen gegen Israel beteiligte. Erst ab 1970 wurde Israel zu einem engen Verbündeten Amerikas, im Gefolge des versuchten Putsches der PLO unter Jasser Arafat gegen König Hussein von Jordanien während des „Schwarzen Septembers“. In der Zwischenzeit hatte Israel zwei Kriege mit französischen und britischen Waffen bestritten, darunter auch den „Sechs-Tage-Krieg“ von 1967.
Mitte der siebziger Jahre öffnete die Sowjetunion unter Leonid Breschnew zunächst zögerlich die Tore für eine jüdische Auswanderung. Heimlich kooperierten damals deutsche und israelische Diplomaten in Moskau, weil „Hebräer“ (wie die Juden in Russland genannt wurden) und Wolgadeutsche die einzigen Sowjetbürger waren, denen die Auswanderung erlaubt worden war.
Trotz weiterhin angespannter politischer Beziehungen öffnete Russland Anfang der neunziger Jahre seine Tore vollständig und überschwemmte Israel mit über einer Million jüdischen Neueinwanderern. Für ein Land mit nur 4,8 Millionen Einwohnern bedeutete das eine größere Herausforderung, als die deutsche Vereinigung mitsamt dem Bevölkerungszuwachs von 20 Prozent für die Bundesrepublik. Denn für die russischen Einwanderer mussten Wohnungen, Arbeitsplätze und andere Infrastruktur aus dem Boden gestampft werden. Für Israel war dieser Bevölkerungsschub ein wirtschaftlicher Segen und stärkte das Selbstbewusstsein. Israel fühlte sich nun stark und sicher genug, um 1993 der PLO die Anerkennung und den Palästinensern unter Jasser Arafat eine Selbstverwaltung anzubieten.
Israel steht heute vermeintlich fest im amerikanischen Lager, aber es pflegt bewusst und intensiv seine Beziehungen zu Moskau, „um nicht alle Eier in einen Korb zu legen“, wie man in Israel sagt. Während Premierminister Benjamin Netanjahu die Beziehungen mit den Amerikanern pflegt, ist sein Außenminister Avigdor Lieberman eher auf Achse in Richtung Osten. Sein Vorteil: Man kann ohne Dolmetscher miteinander reden und „versteht“ sich gut.
Moskau hat auch noch ganz andere Interessen im Heiligen Land. Sie gehen auf die Zarenzeit zurück, als Millionen Pilger nach Jerusalem strömten und die Russen auf „besten Grundstücken“ im Stadtzentrum und gleich neben der Grabeskirche, in Jericho, Hebron und auf dem Ölberg Kirchen und Pilgerhospize errichteten. Der Staat Israel anerkannte nach seiner Gründung die „rotrussische“ orthodoxe Kirche, beschlagnahmte aber die Hospize. Bis heute ist das Polizeigefängnis im „Russian Compound“ untergebracht. Putin forderte bei seinem Besuch 2005 die Rückgabe „Sergei-Hofes“, in dem die israelische Naturschutzgesellschaft untergebracht ist. Die Israelis stimmten grundsätzlich zu, unter der Bedingung, dass Moskau seine Botschaft von Tel Aviv in jenen 1892 errichteten Palast des Großfürsten Sergei umziehen lassen möge. Doch zu diesem demonstrativen Schritt war Putin dann doch nicht bereit.
1967, nach der israelischen Eroberung Ostjerusalems und des Westjordanlands, entstand eine in der Welt einmalige Situation. Die Jordanier hatten die „Rotrussen“ nicht anerkannt, sodass in deren Bereich die russischen Grundstücke und Kirchen von den zarentreuen „Weißrussen“ mit Hauptsitz in New York verwaltet wurden. Durch den Krieg 1967 befanden sich plötzlich Vertreter beider tief verfeindeten Kirchen im gleichen Land. Erst mit dem Ende der Sowjetunion und der Wiedervereinigung der russisch-orthodoxen Kirchen löste sich dieser diplomatisch delikate Knoten.

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