Es handelt sich um den Jahrestag des Ausbruchs des Sechs-Tage-Krieges, am 5. Juni 1967. Jener Krieg endete mit der Besatzung der Sinai-Halbinsel, des Gazastreifens, des Westjordanlandes und der syrischen Golanhöhen. "Naksa" reimt sich mit "Nakba", dem "Tag der Katastrophe", wie Palästinenser den Tag der Gründung Israels am 15. Mai 1948 nennen. Am diesjährigen Nakba-Tag vor zwei Wochen stürmten Tausende Libanesen und palästinensische Flüchtlinge in Syrien die Grenzen zu Israel. Auf den Golanhöhen wurde der Grenzzaun stellenweise zerstört. Es gab mehrere Tote.
Inzwischen haben die Israelis den Zaun repariert und verstärkt. Die Schießbefehle der Soldaten wurden "aufgefrischt". Vor dem Sicherheitsausschuss der Knesset erklärte Generalstabschef Benny Gantz, dass sich die Armee, ausgestattet mit neuen Waffen, auf bevorstehende Massendemonstrationen in den besetzten Gebieten und an den Grenzen vorbereitet habe. Neben Gefahren "vom Messer bis zur Atombombe" sei Israel mit einem neuen Feind konfrontiert: die arabische Straße.
Eine weitere Attacke ist für den 8. Juli angesetzt, am Tag nach den Wahlen in der Türkei. Dann soll erneut die "Mavi Marmara" von Istanbul aus in See stechen. Vor einem Jahr wurden beim Entern dieses Kreuzfahrtschiffes durch israelische Elitesoldaten neun bewaffnete türkische "Friedensaktivisten" getötet. Linksradikale deutsche Teilnehmer haben inzwischen eingestanden, dass es weniger darum ging, "Hilfsgüter" an die palästinensischen Bewohner des Gazastreifens zu liefern, als vielmehr im Rahmen eines "zivilen Ungehorsams" die israelische Blockade zu durchbrechen, so Matthias Jochheim, von "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs – Ärzte in sozialer Verantwortung" (IPPNW).
Die israelische Armee hält für die nächste blockadebrechende Flotte laut Aussagen hoher Marineoffiziere "einige Überraschungen" bereit. Seit dem Zwischenfall auf der "Mavi Marmara" trainiert die Marine und will zum 8. Juli "alle Reservisten" einziehen. Die Soldaten sollen mit nicht-tödlichen Waffen für den Einsatz gegen Demonstranten ausgestattet werden. "Die Soldaten werden nicht mehr einzeln vom Hubschrauber abgeseilt werden", erklärte der Generalstabschef. Sie würden "auf einen Schlag" die Schiffe entern.
Noch ist unklar, wie viele Schiffe an der nächsten Flottille beteiligt sein werden. Ursprünglich war die Rede von 50 Booten. Die israelische Organisation "Israel Gesetzes-Zentrum" hat Versicherungsgesellschaften mit Klagen vor amerikanischen Gerichten gedroht, falls sie Schiffe der Flottille versichern. Der größte Schiffsversicherer, Lloyd’s in London, erklärte daraufhin, dass die Hamas als Terror-Organisation britischen und EU-Sanktionen unterliegt. Kein Schiff im Besitz oder unter der Kontrolle dieser Organisation dürfe deshalb von Lloyd’s oder anderen europäischen Gesellschaften versichert werden. Grundsätzlich darf kein unversichertes Schiff einen europäischen Hafen verlassen.
Ein Sprecher der türkischen Organisation IHH, Veranstalter der Flottille, redet nur noch von 14 Schiffen, mit 1.500 Aktivisten aus 100 Ländern an Bord. Die israelische Regierung hat diplomatischen Druck auf europäische Staaten ausgeübt, offenbar mit Erfolg. Der türkische Außenminister erklärte jedoch: "Wir haben keinen Einfluss auf private Organisationen." Er warnte Israel davor, der erneuten maritimen Demonstration mit Gewalt zu begegnen.
Eine weitere Sternfahrt, diesmal per Flugzeug, ist ebenfalls für den 8. Juli geplant. Gemäß Berichten aus Berlin, Paris und London hätten zwischen 500 und 1.000 "Friedensaktivisten" aus Europa einen Flug nach Israel gebucht, um bei ihrer Ankunft in Tel Aviv bei der Passkontrolle Krawalle zu machen und zu erklären, dass ihr Reiseziel "Palästina" sei. "Weltweite Empörung und eine Verurteilung Israels wird die Flughafenbehörden zwingen, die Friedensaktivisten nach Palästina einzulassen", heißt es in einem Bericht von Press-TV in Paris.