Eine Gruppe von „Satmar Hasidim“, eine anti-zionistische Strömung innerhalb der ultra-orthodoxen Gemeinschaft, hatte vor zwei Jahren 30 jemenitische Juden zur Einreise nach London überredet mit dem Versprechen, dass sie dort Flüchtlingsstatus erhalten würden. Nach der Abreise aus dem Jemen stellte die Gruppe jedoch fest, dass ihnen die Einreise nach Großbritannien verweigert werden würde. Die „Satmar Hasidim“ transportierten sie deshalb nach Argentinien, wo sie die folgenden zwei Jahre in Buenos Aires in der örtlichen Satmar-Gemeinschaft lebten. Die anti-zionistische Organisation unterstützt die Immigrationen nach Israel nicht. In den vergangenen Jahren sei sie immer wieder darin verwickelt gewesen, Juden aus dem Jemen zu schmuggeln und sie in ihre Gemeinschaften einzuführen, schreibt die Tageszeitung „Ha‘aretz“.
In der geheimen Operation konnten nun zwölf aus der damaligen Gruppe der 30 Juden aus Argentinien mit Hilfe der „Jewish Agency“ nach Israel einreisen. Sie seien heimlich, ohne das Wissen ihrer „Satmar-Patrone“, aus dem Land gebracht worden, berichtet „Ha‘aretz“. Unter den zwölf waren neun Kinder, die durch den Auswanderungsversuch vor zwei Jahren von ihren Eltern getrennt wurden. Die beiden zugehörigen Elternpaare und ein Kleinkind konnten ebenfalls in der Nacht zum Mittwoch direkt vom Jemen nach Israel fliegen. Am Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv konnten sie ihre Kinder nach zwei Jahren dann endlich wieder sehen.
Nach Angaben der „Jewish Agency“ sei die Operation schon Wochen zuvor vorbereitet worden. Anlass für die geheime Mission ist die anhaltende Bedrohung der jüdischen Gemeinschaft im Jemen durch radikal-islamische Gruppen. Den Süden des Landes beherrscht die Terror-Organisaton Al-Qaida. Die jemenitischen Juden seien deshalb wachsendem Antisemitismus ausgesetzt, der sich im Dezember 2008 durch einen Mord an dem Lehrer Mosche Nahar zeigte und im Mai 2012 durch die Erdolchung von Aharon Zindani, einem führenden Mitglied der jüdischen Gemeinschaft des Landes.
„Heute Nacht hatten wir die Ehre, eine seltene Operation durchzuführen, welche die Rettung von Seelen mit einer Familienzusammenführung und der Immigration nach Israel kombiniert. Hinter dieser Operation stehen der Einsatz und die Kompetenz der ‚Jewish Agency‘ und anderer Organisationen, die zum Erfolg der Operation beigetragen haben,“ sagte Natan Scharanski, Vorsitzender der „Jewish Agency“, nach Angaben des israelischen Nachrichtendienstes „Arutz Scheva“. Er ergänzte: „Die ‚Jewish Agency‘ arbeitet daran, alle Juden aus dem Jemen, die Interesse an einer Alijah (Einwanderung nach Israel) geäußert haben, schnell nach Israel zu bringen.“
Mit der Gruppe vom Mittwoch sind seit 2009 nach Angaben von „Ha‘aretz“ 151 jemenitische Juden in Israel eingetroffen. Seit Anfang dieses Jahres wurden 45 Juden umgesiedelt. Die „Jewish Agency“ geht davon aus, dass es derzeit weniger als 90 Juden im Jemen gibt. Die Hälfte von ihnen lebt wahrscheinlich in überwachten Strukturen in der Hauptstadt Sanaa.
Die 17 immigrierten Juden werden vorerst in Aufnahmezentren der „Jewish Agency“ im Süden Israels unterkommen.