JERUSALEM (inn) – Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes (IRK) haben am Mittwochabend in Petah Tikva die Familie eines von der Hisbollah entführten israelischen Soldaten besucht. Die Verhandlungen um einen Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Miliz befänden sich mittlerweile an einem Punkt, an dem es „kein zurück mehr“ gebe, sagte Francois Bellon, Chef der IRK-Delegation für Israel und die Autonomiegebiete.
Der Geheimdienstkoordinator der Bundesrepublik, Ernst Uhrlau, habe in einigen kritischen Punkten zwischen Israel und der Terror-Organisation vermitteln können.
Nach dem anderthalbstündigen Treffen zeigte sich die Familie von Benny Avraham optimistisch. Es gebe zwar keine neuen Informationen, aber Bellon habe angedeutet, daß die Verhandlungen noch „Tage oder Wochen, aber keine Monate“ dauern würden.
Wie die Tageszeitung „Ma´ariv“ berichtet, haben Vertreter des IRK am Dienstagabend bereits die Familie des entführten Soldaten Adi Avitan besucht. Hierüber gibt es jedoch keine näheren Informationen.
Benny Avraham, Adi Avitan und Omar Souad waren im Oktober 2000 von Mitgliedern der radikal-islamischen Hisbollah in den Libanon entführt und vermutlich ermordet worden. Die drei jungen Männer wurden vom israelischen Militär bereits für tot erklärt.
Nach Bekanntwerden einiger Details und Gerüchte über einen möglichen Austausch machte sich hingegen Enttäuschung bei den Angehörigen des vermißten israelischen Navigators Ron Arad breit. Dieser war im Oktober 1986 mit seinem Kampfflieger im Libanon abgestürzt und in Gefangenschaft der Islamisten geraten. Israel geht davon aus, daß Arad zunächst in die Hände des Sicherheitschefs der Amal-Miliz, Mustafa Durani, geriet.
1994 entführte daher eine israelische Sondereinheit Durani, so wie auch 1989 schon Scheich Abdul Karim Obeid, das einstige spirituelle Oberhaupt der Hisbollah. Beide sind das Hauptpfand Israels.
Medienberichten zufolge habe Israel jetzt offenbar einer Forderung der Hisbollah nachgegeben. Demnach soll die Freilassung Duranis und Obeids nicht mehr von Informationen über Arad abhängig gemacht werden. Möglicherweise soll Durani freigelassen werden, ohne daß Angaben über Arads Schicksal bekannt werden.